0537 - Der Voodoo-Drache
versprochen.«
»Du hast versagt, Schwester«, erwiderte er. »Deshalb werde ich dir kein Geld geben können.«
Sie fuhr auf. »Aber - Sie haben es mir versprochen!«
»Gutes Geld nur gegen gute Arbeit. Mit den Haaren bin ich nicht zufrieden; es war nicht genug, und jetzt hast du die Spur verloren. Das ist nichts wert.«
»Ich brauche es«, flüsterte sie. »Ich habe doch nichts bei mir! Nicht einmal genug, um mir morgen etwas zu essen zu kaufen, geschweige denn eine Rückfahrkarte.«
»Das alles brauchst du sowieso nicht mehr«, sagte er - und ermordete sie.
***
Ariston sog ihre Lebenskraft in sich auf. Er erstarkte rasch; sie war recht jung und vital gewesen. Daß er sie getötet hatte, war keine Bestrafung für ihr Versagen. Er hätte ihr so oder so das Leben genommen, weil er es brauchte. Und sie konnte ihm auch jetzt noch von Nutzen sein… Gleich in mehrfacher Hinsicht.
Ariston beugte sich über die Tote. Er löste einen Fingernagel und eine Haarsträhne, und er nahm ihre beiden Eckzähne in seinen Besitz. Dann richtete er sie so her, wie sie später gefunden werden sollte, entriegelte die Zimmertür von innen und verließ das Hotel, ohne gesehen zu werden.
Er hätte auch das Fenster nehmen können, so, wie er gekommen war. Aber abgesehen davon, daß er Magie hätte aufwenden müssen, um es ein zweites Mal wieder herzurichten, mußte die Zimmertür sowieso unverschlossen sein. Welcher menschliche Mörder kam schon durchs Fenster geflogen?
Ariston war wieder stark und mächtig. Er schwang sich in die Luft hinauf. Es galt jetzt herauszufinden, wohin der Verfolgte verschwunden war. Natürlich würde die Polizei ihn finden, doch wenn Ariston seinen Aufenthaltsort früher herausbekam, war das besser.
Er hatte die Limousine durch die Augen und die Erinnerung Annettes gesehen, und er hatte aus ihrer Erinnerung wesentlich mehr herausfinden können, als sie selbst bewußt wahrgenommen hatte.
Ein silbergrauer BMW mit einem alten Mann und der jungen Frau. Auch das komplette Kennzeichen wußte Ariston nun. Damit ließ sich etwas anfangen.
Ariston flog zur nächsten Polizeiwache, um eine Zeugenaussage zu machen…
***
Zamorra hatte ziemlich unruhig geschlafen. Der Gedanke daran, daß jemand seine oder Nicoles Haare für einen Voodoo-Zauber besaß, machte ihm zu schaffen. Dabei waren sie beide innerhalb des Château Montagne vor schwarzmagischen Angriffen sicher. Die Abschirmung ließ nichts durch. Es sei denn, es tauchte wieder einmal eine »normale«, magisch neutrale Person auf, um die Schutzsymbole zu verwischen oder auszulöschen, so wie im Hotelzimmer im Paris.
Aber selbst wenn Annette oder eine andere Person hier aufkreuzten, konnte Zamorra sich nicht vorstellen, daß sie bei Nacht und Nebel auch nur eines der Schutzzeichen fanden, deren Position ihnen völlig unbekannt sein mußten.
Dennoch kam er nicht zur Ruhe, und er spürte, daß es Nicole nicht anders erging. Nach nicht einmal drei Stunden Schlaf stand Zamorra wieder auf, stellte sich unter die Dusche und zog sich an. Nach mehreren Tassen Kaffee nutzte er die frühe Morgenstunde, um eine Routinekontrolle der weißmagischen Abschirmung um das Château Montagne vorzunehmen.
Alles war in Ordnung. Der Nachthimmel hellte sich auf, und über den Bergen im Osten zeigte sich ein rötlicher Streifen; die Morgensonne kam allmählich durch. Von der großen Rasenfläche am Hang sah Zamorra zu den jetzt schwarzgrau wirkenden Gebäudeflügeln hinüber; im gemeinsamen Schlafzimmer brannte Licht. Nicole hatte also ebenfalls den Gedanken an Schlaf aufgegeben.
Zamorra blieb kurz am Grab der weißen Vampirin Tanja Semjonowa stehen und schlenderte dann weiter.
Als er nach draußen gegangen war, hatte er das vordere Hauptportal benutzt; jetzt mußte er das Château noch einmal umrunden, weil die rückwärtigen Zugänge, unter anderem am Swimming-Pool, neuerdings nachts verschlossen wurden. Lady Patricia Saris, mit ihrem kleinen Sohn Dauergast im Château, bestand auf dieser Sicherheitsmaßnahme. Allmählich, fand Zamorra, fiel sie ihm damit auf die Nerven. Ihr Sicherheitsbedürfnis wurde ihm langsam lästig. Es reichte ihm schon, mit Schlüsseln und Riegeln zu hantieren, wenn er »draußen« in der Welt unterwegs war. In den wenigen Tagen im Jahr, wo Nicole und er sich im Château Montagne aufhielten, wollte er einfach nur leben und genießen. Und möglichst sich den Kopf nicht über Sicherheitsaspekte zerbrechen.
Einmal war ihm, als würde etwas Riesiges,
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