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0537 - Der Voodoo-Drache

0537 - Der Voodoo-Drache

Titel: 0537 - Der Voodoo-Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geworfen. Das Zimmer war klein, gerade noch erschwinglich für ihren schmalen Bargeldvorrat. Sie fragte sich, was morgen sein würde.
    Mondragon, ihr Auftraggeber, hatte sie überstürzt losgeschickt. Sie hatte weder die Chance gehabt, eine Reisetasche zu packen, noch Geld von der Bank zu holen - wofür es natürlich ohnehin zu spät war, und eine Scheckoder Kreditkarte, mit der sie einen Geldautomaten hätte benutzen können, besaß sie nicht. Auch der Dunkelhäutige hatte ihr kein Geld geben wollen, sondern sie nur wieder vertröstet; und sie schaffte es nicht, sich seinem seltsamen, zwingenden Bann zu entziehen.
    Was sollte sie hier überhaupt? Weiterhin diesen Mann im weißen Anzug verfolgen, herausfinden, wohin er ging, wo er sich gerade aufhielt und was er machte? Das war gründlich gescheitert. Das war ihr schon klar geworden, als er sie im Zug aufgesucht hatte, um mit ihr zu reden. Was hätte sie ihm sagen können? Sie war froh, daß sie ihn abgewimmelt hatte.
    Mondragon würde ihr Vorwürfe machen. Doch was hätte sie noch tun sollen? Sich dem Mann um den Hals werfen und ihn nicht wiederloslassen, bis er an seinem Ziel angelangt war? Sicher, er sah gut aus und hatte schöne Augen und eine sympathische Stimme. Aber sie standen auf zwei verschiedenen Seiten, seit er sie im Hotelzimmer überrascht hatte.
    Es schien ihr Schicksal zu sein, ständig von ihm überrascht zu werden.
    Sie fragte sich, wann ihr Auftraggeber sich wieder bei ihr melden würde. Vielleicht konnte sie bis dahin noch ein wenig schlafen. Sie erhob sich, um die Vorhänge am Fenster zu schließen, ehe sie sich auszog. Immerhin befanden sich Häuser mit Wohnungen an der gegenüberliegenden Straßenseite, und sie wollte die Möglichkeit ausschließen, von jemandem zufällig beobachtet zu werden.
    Sie kam nur bis auf ein paar Schritte ans Fenster heran…
    Plötzlich war da ein riesiger Schatten!
    Im nächsten Moment barst das Fenster regelrecht auseinander, und etwas Riesiges, Furchtbares schoß mit ungestümer Wucht ins Zimmer herein.
    Annette wurde zurückgeschleudert. Glasscherben und Holzsplitter flogen um sie herum und mit ihr bis aufs Bett.
    Als sie die Augen wieder öffnen konnte, lehnte Mondragon neben dem Fenster.
    Es war wieder heil!
    Keine Splitter im Zimmer! Das unbeschädigte Fenster geschlossen!
    Und der dunkelhäutige Mann in der eleganten, teuren Kleidung in Annettes Zimmer!
    Entsetzt starrte sie ihn an. »Wie -wie kommen Sie hier herein?« Es mußte ein Traum sein! Aber sie war doch noch nicht eingeschlafen, sie war hellwach!
    Nur mußte Mondragon fliegen können, wenn er durchs Fenster in dieses Zimmer hereinkam!
    In seinen Augen bemerkte sie ein gelbrotes Leuchten, wie sie es noch bei keinem anderen Menschen gesehen hatte.
    Ohne sich vom Fenster fort zu bewegen, und ohne ihr zu antworten, fragte er: »Was ist fehlgeschlagen, Schwester?«
    »Was… wieso?«
    Er schüttelte den Kopf. »Du bist in diesem Hotel, Schwester, nirgendwo jedoch gibt es einen Hinweis auf Zamorra und seine Begleiterin. Du hast ihre Spur verloren.«
    »Sie haben sich getrennt. Zamorra wußte, daß ich ihn verfolgte. Sie haben mich ausgetrickst. Er ist verschwunden, und die Frau wurde von einem BMW abgeholt.«
    »Das Kennzeichen?«
    »Konnte ich nicht genau erkennen. Aber die Endziffern waren eine vier und eine zwei. Das könnte das Loire-Département sein.«
    »Das hilft nicht viel weiter. Du hast versagt. Ich warnte dich; du solltest es vermeiden, den beiden Menschen über den Weg zu laufen. Du hast dich unvorsichtig verhalten. Wie soll ich sie jetzt wiederfinden? Hast du einen Vorschlag?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Erzähle genau, was passierte«, verlangte er.
    Während sie von dem Zug-Abenteuer berichtete, fühlte sie einen eigenartigen Druck, der ihren Kopf zusammenpressen wollte. Sie berührte ihre Schläfen.
    »Erzähl weiter«, befahl der Farbige kalt. »Schnell, erinnere dich. Jedes Detail ist wichtig.«
    Da waren die anderen Fahrgäste. Da war ihr Versuch, Zamorra abzuwimmeln, indem sie laut von Belästigung gesprochen hatte. Da war die Art, wie er sie dann im Bahnhof ausgetrickst hatte. Die ältere Frau, die direkt hinter ihr ausstieg. Da war die Limousine, die rasch davonfuhr, das Taxi, das sie hierher zum Hotel brachte. Der Nachtportier, der sie befremdet musterte, weil sie kein Gepäck bei sich hatte, und der ihr erst ein Zimmer gab, als sie im voraus bezahlte.
    Sie hob den Kopf. »Ich brauche Geld«, sagte sie leise. »Sie haben es mir

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