0537 - Der Voodoo-Drache
Möglichkeit geben. Flambeau soll sich darum kümmern«, sagte Nicole. »Worum ging es bei der Sache überhaupt?«
»Mord«, sagte Raffael. »Dieser Inspektor Levaux wollte erst nicht mit der Sprache herausrücken. Erst, als ich ihm androhte, ein Dienstaufsichtsverfahren gegen ihn anzustrengen, bequemte er sich zu einer Erklärung. Es gibt einen Haftbefehl gegen den Professor und Sie, Mademoiselle. In der vergangenen Nacht ist in Lyon eine junge Frau in einem Hotelzimmer ermordet worden, und der Professor und Sie sind der Tat beziehungsweise der Mittäterschaft dringend verdächtig.«
»Das gibt’s doch nicht!« entfuhr es Nicole.
»Ich wurde so informiert«, erwiderte Raffael. »Natürlich muß es sich um eine Verwechslung handeln, aber Fakt ist dieser Haftbefehl. Dagegen können wir zunächst nur juristisch vorgehen.«
»Und wie wir Vorgehen werden«, verkündete Nicole energisch. »Wie haben die Beamten denn auf mein Verschwinden reagiert?«
»Ziemlich sauer«, verriet Raffael. »Sie haben das Château durchsucht, haben sich auch in den Keller hinuntergewagt, dann aber irgendwann kapituliert.«
»Nachdem sie den kleinen Rhett aufgeweckt und in Panik versetzt haben!« erinnerte Patricia zornig.
»Sie wollen nach Ihnen fahnden lassen, Mademoiselle«, ergänzte Raffael. »Deshalb wäre es vielleicht besser, wenn Sie künftig im Château verbleiben oder über die Regenbogenblumen ganz das Land verlassen würden, wenn Sie mir diese Empfehlung erlauben.«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Nicole. »Ich muß nach Lyon. Ich muß mit Flambeau sprechen. Und ich muß versuchen, Chef Inspektor Robin in die Ermittlungen einzuschalten. Außerdem will ich den Tatort sehen. Aber ich glaube, dazu werde ich erst einmal mein Äußeres etwas verändern müssen, sonst werde ich schon festgenommen, wenn ich das Polizeigebäude nur betrete, noch ehe ich auch nur ein Wort mit Robin reden kann…«
»Aber Sie werden unsinnigerweise wegen Mordes gesucht! Auch Chefinspector Robin wird Sie unverzüglich festnehmen müssen, sobald Sie sich ihm zu erkennen geben. Ganz gleich, ob er es will oder nicht.«
Nicole seufzte.
»Vielleicht gibt es bis dahin schon neue Erkenntnisse…«
***
Zamorra war in den aus Lyon stammenden Polizeiwagen bugsiert worden. »Darf ich zwischendurch auch mal erfahren, was das alles zu bedeuten hat?« wollte er von seinem Bewacher wissen, der draußen neben der offenen Autotür stand.
Der Uniformierte schwieg sieh aus.
Zamorra ging auf Konfrontationskurs. »He, redest du nicht mit jedem, flic ?«
»Jedenfalls nicht mit einem Mistkerl, der eine Frau so bestialisch umbringt, wie du das getan hast, Eierkopf!« konterte der Beamte, »und wenn du als nächstes ’ne Zigarette schnorren willst, füllst du lieber erst einen Antrag bei der Beschaffungsstelle aus!« Die Wagentür flog zu, der Beamte blieb draußen, und Zamorra immer noch ahnungslos.
Er sollte eine Frau ermordet haben?
Da hatte jemand eine bösartige Falle konstruiert, und die Befürchtung stieg in ihm auf, daß dieser Mordverdacht etwas mit Annette zu tun haben mußte, Alles andere wäre zu zufällig gewesen.
War Annette tatsächlich ermordet worden? Warum, und von wem? Von Mondragon? Was nützte es dem, sie erst hinter Zamorra herzuschicken, um sie dann zu töten?
Nun, er war mit ziemlicher Sicherheit ein Dämon, und die dachten zuweilen in anderen Bahnen als Menschen…
Das Warten im Polizeiwagen war zermürbend. Wie es aussah, suchten die Polizisten entweder noch nach Beweismitteln - oder nach Nicole! Letzteres würde ebenfalls auf einen »Fall Annette« hindeuten, überlegte Zamorra. Falls es dagegen um Beweismittel und Spurensicherung ging, scheuten die Lyoner Beamten vermutlich nur einen erneuten weiten Weg bis hierher… wobei sie andererseits auch die Kollegen aus Feurs oder Roanne um Amtshilfe bitten konnten, was sie ja den Fahrzeugkennzeichen nach schon bei dieser Verhaftung getan hatten.
Schließlich tauchten sie wieder auf, stiegen in die Fahrzeuge und fuhren los.
»Augenblick mal«, protestierte Zamorra. »Wie wäre es, wenn Sie mich erst noch ein paar persönliche Utensilien mitnehmen ließen? Zahnbürste, Pyjama…«
»Sie rechnen also mit einem längeren Aufenthalt in der Zelle, wie?« stieß der Mann, der als Aufpasser neben ihm saß, spöttisch hervor.
»Wenn ihr mich nur kurz verhören wolltet, hättet ihr bestimmt keine so große Aktion daraus gemacht«, konterte Zamorra. »Ich bezeichne Ihr Tun als Amtswillkür. Ich
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