0538 - Die drei aus dem Totenhaus
den hinteren Ausgang zu erreichen.
Zwei Schritte vor der Tür passierte es. Sie hörte noch den dumpfen Aufprall, dann kam ihr die Tür entgegen. Und nicht allein sie, denn der letzte aus dem Zombie-Trio war ebenfalls da.
Er wuchtete sich in das Haus, hörte das Schreien der Frau, griff zu, faßte jedoch ins Leere, weil es Mandy gelungen war, sich im letzten Augenblick nach hinten zu werfen. So hieb die teigige Pranke des Untoten nur gegen die Wand.
An der Vorderseite war der zweite mittlerweile in das Haus eingedrungen. Jetzt war auch ihr letzter Ausweg versperrt.
Was sie in den nächsten beiden Sekunden durchmachte, hätte sie niemals beschreiben können. Der Zombie, der sie angefallen hatte, war wieder aufgestanden. Seine Arme glichen plötzlich Tentakeln, so lang wurden sie. Zwischen ihnen schaute sie auf ein teigiges Glotzgesicht, und Mandy mußte einfach zurück.
Aber da war die Gestalt, die durch den normalen Eingang gedrungen war, und auch der dritte Zombie stieg durch die zerstörte Tür. Es war der mit dem Messer.
Mandy kam nicht einmal dazu, all ihre Angst hinauszuschreien.
Es ging um ihr nacktes Leben, da mußte sie etwas tun, wollte sie nicht eines fürchterlichen Todes sterben oder selbst zu einem Zombie werden.
Sie lief zurück, ihre Handflächen schleiften dabei an der Wand entlang, und sie stießen plötzlich ins Leere, weil sie keinen Widerstand mehr fand.
Mandy Waynright hatte die offene Badezimmertür erreicht und war über die Schwelle getaumelt. Auf den nassen Fliesen wäre sie fast ausgerutscht. Das Bad besaß ein Fenster. Es war unter der Decke eingelassen, aber sie würde nie mehr die Zeit finden, durch die Öffnung zu klettern, denn der Zombie mit dem Messer erschien plötzlich.
Wie ein lebender Schatten schob er sich um die Türecke. Er hatte den rechten Arm erhoben, ließ ihn nun nach unten fallen. Mandy sah das Blitzen der Klinge und rechnete damit, beim zweiten Stoß erwischt zu werden.
Diesmal wurde dem Zombie die Wasserlache auf den Fliesen zum Verhängnis. Auf einmal war sie eine Eisfläche. Er verlor die Balance, rutschte mit der rechten Hacke vor und in einen Spagat hinein, den er nicht ausgleichen konnte.
Nach rechts fiel er weg. Es wirkte beinahe wie ein lächerliches Zerrbild, und Mandy hätte jetzt die Chance gehabt, über ihn hinwegzuspringen, da erschien schon der zweite im Bad.
Und wie er kam.
Breitbeinig, schaukelnd, stolperte noch, was Mandy wiederum einen kleinen Aufschub gab.
Woher sie plötzlich die Idee hatte, in der Duschkabine zu verschwinden, wußte sie selbst nicht. Sie drehte sich förmlich hinein und riß die Handbrause von der Halterung.
Dann drehte sie auf.
Kochendheiß war das Wasser, das aus den Düsen strömte und den Zombie traf.
Mandy hielt die Brausetasse von sich gestreckt. Das Zischen des Wassers und ihr Schreien vermischten sich zu einem regelrechten Inferno…
***
Es gibt den Begriff des schrecklichen Erwachens, und so etwas erlebte ich.
Mir tat der Kopf verdammt weh, besonders an der rechten Seite, wo mich der Hieb erwischt hatte. Da schien alles auf das Doppelte angewachsen zu sein. Das Auge schmerzte, die Stirn ebenfalls und bis hin zum Nacken zog sich das Gefühl der Spannung.
Wie lange ich außer Gefecht gewesen war, konnte ich nicht sagen.
Jedenfalls umgab mich eine Stockfinsternis, die anders war als die Dunkelheit draußen auf dem Friedhof. Wind spürte ich auch nicht über meine Haut streichen, und ich nahm auch nicht die Gerüche auf, die den Garten durchweht hatten.
Allmählich nur dämmerte es mir, daß mich jemand außer Gefecht gesetzt hatte, und ich begann darüber nachzudenken, wie alles gekommen war. Bei heftigen Kopfschmerzen fällt einem das Denken schwer. Ich machte da keine Ausnahme. Auch ich hatte Mühe, mich zu erinnern. Als die Erinnerung zurückkehrte, dachte ich an Mandy Waynright. Ich sah sie vor mir, wie sie aus der Dusche gekommen war und mich so erstaunt angeschaut hatte. Dann verschwand das Bild. Ich sah mich wieder im Garten, wo ich an der Hauswand vorbeistrich, das Gelände durchsuchte – und den Treffer abbekommen hatte. Aus dem Nichts war jemand erschienen und hatte zugeschlagen. Mir war nur ein länglicher Blitz in Erinnerung geblieben, dann hatte es mich von den Beinen gerissen.
Aus, vorbei…
Ich schluckte den bitteren Geschmack herunter, bekam meine Kehle trotzdem nicht frei und holte immer wieder tief Luft. Sie schmeckte alt, verbraucht, nach Erde und Moder, und sie roch nach
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