0538 - Die drei aus dem Totenhaus
Kapuzenmann gezeigt hatte und daß auch die drei Waschtische von den Zombies verlassen worden waren.
»Also noch drei«, sagte ich. »Mit drei Zombies müssen wir rechnen.«
»Wahrscheinlich mußt du damit rechnen, John. Sie werden sicherlich versuchen, den Friedhof zu verlassen…«
»Willst du denn bleiben?«
»Nein, aber denk an den Unheimlichen, der mich fast gekillt hätte. Mit dem habe ich noch eine Rechnung offen.«
»Suko, ich glaube nicht, daß sich alles auf dem Friedhof abspielen wird. Ich nehme vielmehr an…«
»Schon verstanden, Alter. Ich komme.«
»Okay, bis gleich.« Ich steckte die Antenne ein, schaltete das Gerät aus und sah die Bewegung.
Selten war ich so überrumpelt worden wie in diesen Augenblicken der Ablenkung.
Ich hatte mich einfach zu sehr auf das Gespräch mit meinem Freund Suko konzentriert, so war es dem Zombie-Killer gelungen, sich mir unbemerkt zu nähern.
Ich sah noch seine schattenhafte Gestalt und einen silbrigen Blitz, der durch die Luft raste.
Der Hieb traf mich zwischen Hals, Schulter und Ohr. Es war ein harter, gemeiner Treffer, der mich schlagartig von den Beinen holte.
Die Dunkelheit schmolz unter dem Blitzen der Sterne. Ich raste dabei in eine Tiefe. Sie fraß mich wie ein gewaltiges Maul und zog mich tief in den Schlund hinein.
Dann wußte ich nichts mehr.
Der Zombie-Killer aber ließ die Axt sinken. Er hatte mit der flachen Seite zugeschlagen und starrte auf die bewegungslose Gestalt, die vor seinen Füßen lag.
Einige Male nickte er, wobei sich der Stoff seiner Kapuze mitbewegte. Unter dem Stoff war ein dumpfer Laut zu vernehmen, vielleicht ein Geräusch des Triumphs, den er empfand.
Gemächlich, als hätte er alle Zeit der Welt, bückte er sich, packte den Bewußtlosen am Kragen und schleifte ihn kurzerhand weg wie einen Balken.
Der große Garten aber war jetzt unbewacht…
***
Das wußte der Zombie-Killer, aber nicht Suko und auch nicht der bewußtlose Geisterjäger.
Die Zombies hatten freie Bahn. Wie das Schicksal so spielte, betraten sie ausgerechnet zu dem Zeitpunkt den Garten, als keiner mehr auf sie lauerte.
Auch Mandy Waynright glaubte, sicher zu sein. Sie hatte die Dusche verlassen und sich abgetrocknet. Zwar hatte ihr die Dusche gutgetan, doch sie hatte es nicht geschafft, ihr die Beklemmung von der Seele zu spülen, die sie noch immer umfangen hielt.
Zwar nicht mehr so schlimm wie sonst, dennoch spürte sie den Druck, der ihr das Atmen erschwerte. Als sie die ersten Schritte in das Schlafzimmer ging, hatte sie den Eindruck, über einen welligen Boden zu laufen, der Kreislauf reagierte nicht mehr normal.
Nackt, wie sie geschaffen war, betrat sie den Raum und schaute sich um. Neben dem Bett stand die Wand eines begehbaren Kleiderschranks. Sie brauchte nur eine Tür aufzuziehen, um an ihre Kleidung heranzukommen. Da hingen Kleider, Röcke, Blusen und Pullover nebeneinander. Viele Dinge waren sehr gewagt geschnitten, wie es Männer liebten.
Mandy entschied sich für eine rote, weit gearbeitete Seidenbluse, die sie einige Male um ihren Körper wickeln konnte, wodurch die Bluse einen ovalen Ausschnitt bekam.
Wieder entschied sich das Callgirl für einen schwarzen Rock, sehr eng und auch sehr kurz. Der dunkle Slip, den sie zuvor noch überzog, war ein Hauch aus Spitze.
Tief atmete sie durch. Im Spiegel ordnete sie das Haar. Trotz der Haube war es an verschiedenen Stelle feucht geworden. Wenn sie den Kopf bewegte, klatschten die nassen Strähnen in ihre Stirn.
Normalerweise hätte sie noch Schminke aufgelegt. Darauf verzichtete sie jedoch. Sie wollte ihr Gesicht so blaß oder sonnenbraun lassen, wie es war.
Mit einem Kamm fuhr sie noch einige Male durch die rötliche Haarpracht, verließ das Schlafzimmer, trat in den Flur und fröstelte plötzlich, weil er ihr so leer vorkam.
Auf einmal vermißte sie John Sinclair. Okay, sie hatte für Polizisten nicht viel übrig, aber dieser blonde Mann war anders. Auch höflicher als viele seiner manchmal beißbärtigen Kollegen.
Im Wohnraum brannte nur eine Lampe, was ihr wiederum zu wenig war. Die übrigen drei Lichtquellen standen so im Raum verteilte, daß sie ihn optimal ausleuchteten und trotzdem eine Atmosphäre der Gemütlichkeit schufen.
Automatisch fiel ihr Blick auf die großen, bis zum Boden reichenden Scheiben. Sie wollte lächeln, es mißlang, und so starrte sie ins Leere. Vom heißen Duschen war der Kreislauf noch immer angeheizt. Jetzt hätte sie eigentlich einen Schluck vertragen
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