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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht in sämtliche Ecken oder Winkel, reichte jedoch aus, um uns das erkennen zu lassen, von dem Carmen Grenada gesprochen hatte.
    Die Gesichter waren da.
    Nicht nur auf dem Fußboden zeichneten sie sich ab. Da sahen wir zwei, drei Abdrücke, entdeckten auch welche auf der Wand, die der Theke gegenüberlag.
    Sogleich kam Rosa aus der Küche. Die ältere Frau war hochrot im Gesicht und aufgeregt. »Hier auch?« keuchte sie, als sie abrupt stehenblieb. Ihre Hand fuhr hoch zum Mund, die Fläche preßte sie gegen die Lippen.
    »Ja, hier auch«, sagte Carmen.
    »Por Dios, jetzt sind sie überall!« flüsterte die Frau. »Sie sind einfach überall. In der Küche, in…«
    »Wie viele?« fragte ich.
    »Drei.«
    »Hier sind fünf, macht zusammen acht.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?« hauchte Carmen, die zurückging, sich jedoch davor hütete, auf eines der Gesichter im Boden zu treten.
    »Sie mir genauer anschauen, Señora. Schließlich ist es das erste Mal, daß wir sie sehen.«
    Suko und ich nahmen uns die Wände zuerst vor, auf denen sich die drei Gesichter verteilten.
    Ich konnte nicht erkennen, ob es sich bei dem Umriß, den ich betrachtete, um einen Mann oder eine Frau handelte. Das Gesicht erschien mir geschlechtslos. Es sah aus wie gemalt. Keine scharfen Umrisse, die Konturen waren weich gehalten und sahen so aus, als würden sie an ihren Rändern einfach wegschwimmen.
    Augen, Nase und Mund konnte ich trotzdem erkennen. Die Augen wirkten dabei so, als wäre aus ihnen Schminke gelaufen, die sich auf den Wangen verteilt hatte. Tropfenaugen.
    Die Lippen waren verzogen. Sie bildeten einen Halbmond mit den Enden nach unten.
    Kein Gesicht, das Frohsinn zeigte. Im Gegenteil, dem Ausdruck nach zu urteilen, mußte es Schmerzen erleiden.
    Die Wand der Bodega war weiß getüncht worden. Auf diesem Untergrund zeichneten sich die Gesichter besonders gut ab. Am Boden sah es anders aus, da waren sie nicht so gut zu sehen.
    Ich versuchte es und strich mit der Hand darüber hinweg.
    Vielleicht gab das Gesicht eine Aura ab, die selbst ich spürte, das allerdings war nicht der Fall.
    Ich konzentrierte mich auf den Mund. Das Seufzen oder Wehklagen konnte ich nicht hören, auch die Lippen zitterten nicht.
    Meiner Ansicht nach blieb es stumm.
    Zeit verstrich.
    Ich drehte den Kopf. Carmen stand wie angewachsen nahe der Theke, während Suko, ebenso wie ich, dabei war, das Gesicht in der Wand zu untersuchen. Auch er zeichnete mit seinen Fingerkuppen die Umrisse nach, ohne jedoch etwas zu fühlen oder zu spüren, wie mir sein Kopfschütteln zeigte.
    »Ich nehme das Kreuz«, wisperte ich ihm zu.
    »Und dann?«
    »Mal sehen.«
    Schon als es auf meiner Handfläche lag, merkte ich, daß sich etwas tat. Eine leichte Erwärmung des Metalls war festzustellen. Weiterhin glänzte es an den Enden auf, als würden Lichtreflexe darüber hinwegstreichen. Das sah nicht schlecht aus.
    Sehr behutsam brachte ich meinen Talisman in die Nähe des Abdrucks. Jetzt mußte eigentlich etwas geschehen.
    Und es geschah was!
    Die Züge zitterten. Sie sahen für einen Moment aus, als wollten sie zerfließen, dann hatte ich den Eindruck, als hätte jemand über die Stelle hinweggewischt, an der sich das Gesicht im Mauerwerk zeigte. Es zog sich zurück. Für mich sah es so aus, als würde es tiefer in das Gestein hineindrängen.
    Für die Dauer einiger Sekunden sah ich es noch, dann war es verschwunden und tauchte auch nicht mehr auf.
    Ich drehte mich um.
    Suko hatte mich beobachtet. Die anderen beiden Gesichter befanden sich noch in der Wand. Ich ging auf meinen Freund zu, das Kreuz hielt ich fest, und Carmen starrte darauf, als wäre es ein Geist.
    »Das Kreuz vertreibt sie«, flüsterte ich meinem Freund und Kollegen zu. »Was sagt dir das?«
    Er hob die Schultern. »Die Gesichter scheinen von Weißer Magie nicht viel zu halten.«
    »So ungefähr.«
    »Willst du sie alle vertreiben?«
    »So ist es.«
    Ich brauchte nur in die Nähe der Abdrücke zu gelangen und bekam mit, wie sie sich fast fluchtartig zurückzogen.
    Carmen Grenada blieb unsere Zeugin. Sie konnte nur den Kopf schütteln und flüsterte: »Daß so etwas möglich ist. Nein, das hätte ich nicht gedacht.« Sehr bedächtig, als würde sie noch üben, ließ sie sich auf einem in der Nähe stehenden Stuhl nieder und wischte über ihr Gesicht.
    Dann erschien Pablo. »Wir brauchen Wein, Carmen. Wo bleibt denn die Bestellung? Du bist…« Er verstummte, als er uns sah. Da wußte er Bescheid. »Sie waren

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