0539 - Der Alptraum-Schädel
gellende Lachen seiner Frau das Fauchen des Feuers noch übertönte…
***
Für Suko und mich war es leicht, den Weg zurückzufinden. Die bleichen Kegel der Lampen huschten über das schwarze, blanke Gestein, sie tanzten vor uns her, und schon bald erkannten wir das Ende oder den Beginn, denn das Seil hing noch immer dort.
Suko erreichte es zuerst. Er hielt es schon umfaßt, als er noch einmal den Kopf drehte und mich anschaute. Sein Blick veränderte sich. »John, was ist mit dir?«
»Ich… ich weiß es nicht!« keuchte ich zurück. »Irgendwie fühlte ich mich schlecht …«
»Mach keinen Ärger. Was ist denn?«
Ich hatte nicht gelogen. Fast von selbst kippte ich zurück und lehnte mich gegen die Schachtwand. »In mir, Suko!« flüsterte ich.
»Da ist etwas in mir…«
»Was denn, zum Henker?«
»Ich kann es dir nicht sagen, aber es ist da.«
»John, wir müssen hier raus!« drängte er. »Kannst du klettern?«
»Ja – vielleicht.«
»Los, mach du den Anfang! Wenn es nicht mehr klappt, dann werde ich dich unterstützen.«
Ich nickte meinem Freund zu. Sprechen konnte ich nicht. Ich wußte selbst nicht, was mit mir passiert war. Irgendeine Kraft hielt mich umfangen. Sie war urplötzlich in mir hochgestiegen und hatte aus mir so etwas wie einen anderen Menschen gemacht.
Ich war John Sinclair, aber ich war es zugleich nicht mehr. Die hier unten lauernde Magie trug dafür die Verantwortung. Mein Kopf schmerzte entsetzlich. Meine Hände zitterten, als ich das untere Ende des Seils umklammerte. Der Weg nach oben würde für mich zu einer Hölle werden.
Ich mußte es versuchen!
Meine Armmuskeln waren schwach. Suko umklammerte meine Hüften und hob mich an. Dann ging es besser. Ich riß mich zusammen, obwohl ich das Gefühl bekam, Fieberschauer würden durch meinen Körper wüten. Ich schwitzte und fror zugleich. Auf der Stirn lag der kalte Schweiß, das Zittern meiner Arm- und Beinmuskeln hörte einfach nicht auf.
Mühsam quälte ich mich hoch. Speichel rann aus meinem Mund, wenn ich Atem holte.
Einige Male schaute ich hoch. Über mir malte sich sehr schwach die Kelleröffnung ab, aber sie schien nicht näher zu kommen. Die Entfernung blieb.
Zweifel überkamen mich, ob es Sinn hatte, überhaupt noch weiter zu klettern.
Wäre Suko nicht gewesen, ich hätte wohl verzagt, doch mein Freund unterstützte mich immer wieder.
Die Minuten dehnten sich. Die Hoffnung löste sich in nichts auf.
Sukos Stimme riß mich des öfteren aus meiner Lethargie. »John, du mußt weitermachen. Reiß dich zusammen! Es ist nur noch ein Stück, verdammt…«
Ich wollte ihm eine Antwort geben, nur ein Keuchen drang aus meinem Mund. Hoffentlich hatte er es trotzdem verstanden.
Der Weg war irgendwann einmal zu Ende. Ich bekam es kaum mit, weil vor meinen Augen Schatten tanzten, die sich zu grotesken Figuren verzerrten. Den Kampf gegen das innere Fieber und gegen die in der Erde lauernde Macht konnte ich einfach nicht gewinnen.
Dann rollte ich mich über den Rand. Ich hörte mich selbst keuchen – oder waren es Schreie?
Jedenfalls schaffte ich es mit Hilfe meines Freundes, aus dem Schacht zu kommen. Ich kroch wie ein Tier über den Kellerboden, nur weg von dieser verdammten Öffnung.
Auf dem Rücken blieb ich liegen, die Augen weit geöffnet, schwer atmend und angstvoll.
Suko kam zu mir. Auch ihm ging es nicht gut. Er hatte sich ziemlich verausgabt.
Neben mir kniete er nieder.
Unsere Blicke trafen sich. »Kannst du noch, John?« fragte er.
»Laß mich ausruhen, Suko. Nur einen Moment, dann… dann geht es besser. In mir steckt …«
»Was steckt in dir?« fragte er, als ich nicht weitersprach.
»Ich fühlte etwas anderes. Bin ich noch John Sinclair?«
Mit der letzten Frage hatte ich Suko dermaßen überrascht, daß er zurückzuckte. »Was sagst du da?«
»Ich… ich habe das Gefühl, nicht mehr John Sinclair zu sein. Da kommt etwas hoch, Suko …« Ich streckte meinem Freund die Arme entgegen. Schweißfeucht waren die Hände. In den Hautfalten hatten sich regelrechte Bäche gebildet.
»Nicht mehr John Sinclair?«
»Ja…«
»Wer dann?«
»Nimm meine Hände, Suko. Fühle, ob alles normal ist!«
Das tat der Inspektor auch. Im gleichen Augenblick durchtoste mich ein wahrer Feuersturm. Ich rollte mich auf die Seite, dann auf den Bauch und blieb so liegen.
Dabei spürte ich Sukos Hände auf dem Rücken. »John, was ist in dich gefahren? Welche Kraft hat diese Höhle bewohnt? Komm hoch, ich…«
»Laß mich…«
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