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054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

Titel: 054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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das
unverzüglich davonfuhr. Takato überquerte die Straße und warf nur einen
flüchtigen Blick in beide Richtungen, um sich zu vergewissern, daß kein
Fahrzeug kam. Auf den Gedanken daß er beobachtet oder gar verfolgt wurde, kam
er offensichtlich nicht. Das beruhigte Keiko Yamada und erleichterte ihre
Aufgabe. Takato erreichte das Tor. Es war verschlossen. Aber das hielt ihn
nicht auf. Er besaß einen Schlüssel dazu. Keikos Augen verengten sich. Takato
sorgte für Überraschungen…
    Keiko
Yamada blieb noch drei Sekunden im Schatten zwischen den beiden Autos stehen
und folgte dann leichtfüßig. Takato hatte, ohne es zu ahnen, ihr einen Gefallen
getan. Das Tor war von innen nicht wieder abgeschlossen worden. Jasiro Takato
hatte es eilig. Auch ohne diesen Zufall wäre Keiko Yamada nicht bereit gewesen,
die Beschattung aufzugeben. Kurzerhand wäre sie über das Tor geklettert, um
herauszufinden, was Takato mitten in der Nacht dazu veranlaßte, sein Bett zu
verlassen und hierher zu eilen. Sie drückte das Tor spaltbreit auf, spähte in
den finsteren Hof und sah, wie Takato ein langgestrecktes Gebäude umlief, das
wie eine Lagerhalle wirkte. Die PSA-Agentin bewegte sich lautlos wie ein
Schatten, erreichte die Ecke der Halle und erblickte Takato ein weiteres Mal.
L-förmig stieß ein Anbau gegen die Halle. In dem niedrigen Raum waren drei
Fenster. Sie waren beleuchtet, die Vorhänge zugezogen. Takato klopfte an die
Tür. Zweimal kurz hintereinander, dann nach einer Atempause, ein drittes Mal.
Das war ein verabredetes Zeichen. So klopfte man normalerweise
nicht. Die Reaktion erfolgte auch augenblicklich. Am äußersten linken Fenster
tauchte ein Schatten auf. Der Vorhang wurde zurückgezogen und das Fenster
geöffnet. »Wer ist da?« fragte eine Männerstimme.
    »Jasiro«,
antwortete der nächtliche Gast und trat einen Schritt aus dem Schatten, damit
der andere ihn sehen konnte. »Das darf nicht wahr sein!« sagte der Mann am
Fenster. »Seltener Besuch, und dann noch mitten in der Nacht. Das ist wirklich
eine Überraschung. Komm rein, alter Freund…« Gleich darauf wurde die Tür
geöffnet. Der Mann fiel dem Besucher um den Hals. »Du bist raus! Ich werd
verrückt…«
    Takato
zeigte weniger Begeisterung. »Du tust so, als würdest du es erst jetzt
erfahren«, knurrte er unfreundlich. »Heh?!« wunderte der Bewohner des Anbaus
sich, der Takato einließ. »Was ist denn los mit dir? Freust du dich denn gar
nicht, nach all den Monaten einen alten Freund wiederzusehen?«
    »Ich
bezweifle, ob du wirklich mein Freund bist oder jemals warst«, entgegnete
Takato. Die Tür wurde geschlossen. Aber die Wände des kleinen Seitengebäudes
waren so dünn, daß auch weiterhin jedes Wort der lautstarken Unterhaltung
außerhalb gehört werden konnte. Mit dazu half auch die Tatsache, daß der
Bewohner vergessen hatte, das Fenster wieder ganz zu schließen. Keiko Yamada
schlich ans offene Fenster und wurde Zeugin einer höchst merkwürdigen
Unterhaltung.
    »Was
soll der Quatsch? Warum redest du so komisch daher? Ich hab dir den besten
Stoff besorgt, und meistens noch unter Preis…«
    »Das
interessiert mich jetzt alles recht wenig, Kimura. Es geht mir darum, was heute
mittag passiert ist.«
    »Heute
mittag?« fragte der andere verwundert. »Was soll denn gewesen sein?«
    »Du
bist dem Wagen, mit dem ich abgeholt wurde, nachgefahren.«
    »Unsinn.«
    »Ich
habe dich deutlich erkannt. Leichenwagen fallen für gewöhnlich auf.«
    »Ich
war unterwegs heute, okay, das gehört schließlich zu meinem Job. Wo Leute
sterben, müssen sie abgeholt werden. Das habe ich ein paarmal getan. Aber was,
zum Teufel, hat das mit dir zu tun?«
    »Du
mußt irgendwie herausbekommen haben, daß heute mein Entlassungstag war, und du
hast auf der Lauer gelegen und die erstbeste Gelegenheit abgewartet, bis du
hinter dem Mitsubishi herfahren konntest. Du wußtest, daß ich deinen Wagen
sofort erkennen würde. Warum, Kimura, hast du diese verfluchte Maske
aufgesetzt? Was bezweckst du damit?«
    »Maske?«
echote der mit Kimura Angesprochene. »Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst,
Jasiro.«
    »Vielleicht
hilft das deinem Gedächtnis etwas nach.« Takatos Stimme verschärfte
sich, und aus dem Mund des Leichenwagen-Fahrers kam ein erschreckter Aufschrei.
»Du bist verrückt ! Mach keinen Quatsch, Jasiro… steck sofort die Pistole
weg!« Keiko Yamada spannte sich. Da drinnen wurde es ernst. Mit solch einer
Entwicklung hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet.

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