054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai
Beziehungen als Fahrer der Firma Shisan.«
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Der
Tag begann mit strahlendem Sonnenschein. Aber die Heiterkeit, mit der auch Su
Hang und Larry Brent den neuen Tag begrüßten, wandelte sich schnell um in
Entsetzen. Die Morgenzeitungen brachten es in großer Aufmachung. Mord-Piraten
überfallen Barkasse.
Drei
Tote, fünf Vermißte. Gespenster-Dschunke eines Hongkonger Vergnügungs-Betriebes
völlig zerstört. Was ist geschehen?
»Lia
Kwang, mein Gott!« entfuhr es Su Hang, als sie den Bericht las. »Das ist das
Schiff, auf der die Verlobungsfeier stattfand, zu der auch ich eingeladen war…«
Die ausgezeichneten Beziehungen der PSA-Agenten zum Polizeipräsidium
ermöglichten es, mehr über das bisher Bekannte zu erfahren. Su Hang
telefonierte mit Chef-Inspektor Huan, in dessen Händen die Fäden zusammenliefen
und der die Aufklärungsarbeiten koordinierte. Keine leichte Aufgabe, wie sich
zeigte. Huan ließ sie wissen, daß er vor einem Rätsel stünde. Die Überlebenden,
von denen die meisten sich noch unter Schockeinwirkung in den Krankenhäusern
der Stadt befanden, hatten in den ersten Vernehmungen einige Dinge beim Namen
genannt, mit denen er kaum etwas anfangen konnte. Die Berichte paßten nicht in
sein Denken.
»Außer
der falschen Gespenster-Dschunke soll zum Zeitpunkt des bestellten Überfalls
noch die echte Gespenster-Dschunke aus Shanghai aufgetaucht sein«, teilte Su
Hang ihrem Kollegen X-RAY-3 mit. Kurz und präzise erzählte sie, was sich in der
vergangenen Nacht rund zwanzig Meilen vom Hafen entfernt auf der offenen See
abgespielt hatte. »Lia befindet sich unter den Vermißten«, fuhr sie bedrückt fort.
»Laut übereinstimmenden Zeugenaussagen soll sie von den Drachenmännern, die in
dieser Form dort keiner erwartete, entführt worden sein. Auch May und noch zwei
weitere Frauen wurden auf die Gespenster-Dschunke entführt.
…
Derzeit ist man dabei, die unglaublichen und ins Fantastische gehenden Angaben
noch zu überprüfen. Unter anderem wird Film- und Video-Material ausgewertet…
sieht so aus, als sollte sich dein Aufenthalt in Hongkong doch verlängern.
Allerdings auf eine Weise, die mir nicht recht sein kann. Wenn auch nur ein
Bruchteil dessen stimmt, was Huan an Vermutungen und Überlegungen geäußert hat,
dürfte ein Anruf unseres hochverehrten Chef nicht mehr lange auf sich warten
lassen.«
Es
schien, als hätte es nur dieser Bemerkung bedurft. Der Ring mit der goldenen
Weltkugel, den Larry am Finger der linken Hand trug, gab ein leises, kaum
hörbares akustisches Zeichen von sich, und ein feines Vibrieren machte den
Agenten darauf aufmerksam, daß die Zentrale in New York Kontakt zu ihm aufnahm.
Er nahm den Ruf entgegen. »X-RAY-1 an X-RAY-3 und X-GIRL-G«, meldete sich eine
sympathische, väterlich klingende Stimme. »Ich nehme an, daß ich Sie beide
gerade beim Frühstücken erwische.«
»Erraten,
Sir«, sprach Larry in die feinen Rillen des Miniaturmikrofons. »Beenden Sie es
wenigstens noch«, ließ X-RAY-1 sich wieder vernehmen. Die Identität dieses
Mannes war keinem PSA-Agenten bekannt. »Ich habe vor wenigen Augenblicken noch
mit der Polizeiführung in Hongkong gesprochen. Die Filme kommen in den nächsten
Minuten aus der Entwicklungsanstalt zurück, die Video-Bänder sollen dann
gleichzeitig mit ausgewertet werden. Ich habe Ihre Anwesenheit und die unserer
Agentin X-GIRL-G dort bereits angekündigt. Außerdem werden für Sie
Sonderpapiere ausgestellt, die es Ihnen ermöglichen werden, in dem noch
polizeilich gesperrten Gebiet zu operieren und recherchieren. Sollten Sie
aufgrund Ihrer Beobachtungen zu dem Schluß kommen, daß es sich um ein echtes
Spukphänomen handelt, nehmen Sie sofort Ihre Arbeit auf. Das gleiche gilt auch
für Su Hang. Bei Vorliegen neuer Informationen werde ich Sie umgehend
benachrichtigen.«
»Verstanden,
Sir.«
Mit
der Heiterkeit und der morgendlichen Frühstücksstimmung war es aus. Larry Brent
und Su Hang stürzten nur noch ihren Kaffee hinunter, bissen in ihr Gebäck und
verließen dann die Wohnung. Mit Su Hangs Super-Citroën, der manch
eingefleischten Automechaniker das Staunen lehrte, quälten sie sich durch
hoffnungslos verstopfte Straßen. Die Rikschas und Fußgänger kamen schneller
voran als der PS-starke 2CV. Larry Brent lehnte sich zurück. »Du solltest einen
Umbau in Erwägung ziehen«, schlug er vor. »Ihn flugfähig machen, wie?«
»So
ungefähr. Da ich mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie
du noch
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