054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai
ausklappbare Tragflächen in dem Vehikel unterbringen willst, wird es
wohl das beste sein, du entschließt dich zum Ausbau als Helikopter. Es ergibt
bestimmt ein schickes viersitziges Modell.«
»Ich
werde darüber in meiner knapp bemessenen Freiheit nachdenken, Larry.«
»Dann
fang schon mal damit an. Ich vermute, daß du so schnell zu einer derart ruhigen
Stunde wie jetzt nicht mehr kommst.«
Damit
traf er den Nagel auf den Kopf. Sie brauchten eine Stunde, obwohl Su Hang
Seitenstraßen benutzte, um dem Hauptverkehr auszuweichen. Als sie im Polizei-
Hauptquartier eintrafen, waren die verantwortlichen Ressort-Chefs schon
zusammengekommen, hatten aber die Ankunft der beiden PSA-Agenten abgewartet.
Alles war zur Vorführung vorbereitet. Videogeräte und Film-Projektoren waren
aufgestellt. Eine Leinwand und ein überdimensionaler flacher Fernsehschirm
nahmen die Stirnseite des Konferenzzimmers ein.
»Das
gezeigte Material, meine Damen und Herren«, sagte Chef-Inspektor Huan, »ist
unbearbeitet und ungeschnitten. So, wie es geborgen und hierher gebracht wurde,
bekommen wir es zu sehen.« Mit den Video-Bändern ging es los. Insgesamt drei
Kassetten waren sichergestellt worden.
Man
vermutete weitere Kameras und damit Bänder auf dem Grund des Meeres. Er wurde
derzeit von Tauchern abgesucht.
Kunterbunt
ging es los. Treiben auf Deck. Lustige Menschen, die offensichtlich nicht
merkten, daß sie gefilmt wurden. Das Lachen und die Stimmen der Akteure waren
zu hören, das sanfte Plätschern des Wassers gegen die Bootswände. Ein Schwenk
folgte. In der Dunkelheit näherte sich ein wuchtiger Rumpf. Ein Segel wurde
gehißt, blutrot und mit einem unheimlichen chinesischen Drachen versehen, der
keinen natürlichen Kopf mehr hatte, sondern einen, der kahl und fleischlos war.
Ein Skelett-Schädel. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Menschen an Bord der
Barkasse mit den Verlobten waren noch ahnungslos. Die meisten hatten die
Dschunke noch nicht wahrgenommen, erst jetzt, als das glühende Segel erschien,
wurden einige aufmerksam. Da schwangen sich auch schon die ersten
furchteinflößenden Gestalten auf die Barkasse. Schreie erfüllten die Luft.
Viele gingen in Lachen über, als der erste Schreck überwunden war. Lia Kwang,
Su Hangs ehemalige Kollegin, war groß im Bild zu sehen. Mit gekonntem
Judo-Überwurf entledigte sie sich eines drachenköpfigen Angreifers, entwand ihm
das Plastikschwert und setzte es ihm an die Kehle. Mit beiden Knien stemmte sie
sich auf die Brust des Überwundenen und riß ihm blitzschnell die fahle
Drachenkopfmaske vom Gesicht. Ein jungenhaft grinsendes Antlitz wurde darunter
sichtbar, schwarzblaues strähniges Haar, das auf einer verschwitzten Stirn
klebte. Der Mann sagte etwas. Seine Worte gingen unter in dem allgemeinen Lärm
und dem Kampfgetümmel. Aber was er sagte, mußte etwas Erheiterndes sein, denn
Lia Kwang lachte herzhaft. Im Hintergrund war zu sehen, wie andere Drachenmänner Frauen auf die Dschunke schleppten.
Ein
zweites Video-Band wurde abgespult. Es enthielt ähnliche Aufnahmen nur aus
einer anderen Perspektive. Die Filme waren bis auf wenige Meter unbrauchbar.
Doch diese wenigen Meter zeigten etwas, was auf den Video-Bändern bisher nicht
zu sehen war. Noch mal herrschte Aufregung. Diesmal schien sie noch größer zu
sein als beim Auftauchen der Schauspieler. Die Menschen liefen vor etwas
weg, das man nicht sah! Sie stürzten ins Wasser. May, die Verlobte des
Fernsehmannes, war zu sehen. Sie kämpfte gegen jemand, gegen etwas, das nicht
zu sehen war. Dann fiel sie ins Wasser. Von einem Sampan aus waren die
restlichen Aufnahmen gemacht. Offensichtlich in größter Hast und verwackelt. Da
ging einiges vor. Nur, die Verursacher waren nicht zu sehen! Das war der
Beweis. Die künstlichen Augen der Kamera hatten nur das Stoffliche
erfaßt. Die Augen der Menschen hatten noch anderes gesehen. »Es war etwas da,
Su…«, murmelte Larry Brent. »Während die Show ablief, tauchte die wirkliche
Gespenster-Dschunke auf. Die Menschen sind nicht nur den Nachbildungen der
Drachenmänner begegnet, sondern den wirklichen Geistern aus der Vergangenheit.
Es gibt Arbeit für uns…«
●
Zuerst
verschafften sie sich an Ort und Stelle einen Eindruck vom Tatort . Mehr
als fünfzig Taucher befanden sich im Einsatz. Zwei Hubschrauber kreisten über
dem Ort, an dem man noch immer nach den Vermißten suchte. Man hoffte, die
Leichen bergen zu können. Eine Männerleiche wurde an Bord
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