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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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elektrischen Schmelztiegel ein winziges Silberkügelchen daraus gewonnen. Bei Durchsicht seiner Papiere war sie auf den Teil eines Manuskripts gestoßen, das in seiner kleinen, sauberen Handschrift geschrieben war, und hatte nach kurzer Lektüre festgestellt, daß es von so alltäglichen Dingen wie Löhnen und Lebenshaltungskosten handelte. Er hatte ihr zu ihrer Überraschung befohlen, es ins Feuer zu werfen.
    »Die Dogmen vom vergangenen Jahr sind albern«, sagte er. »Wenn sie zehn Jahre alt sind, sind sie schlicht zum Gähnen. « Er war Archäologe und Historiker, ein Kenner der alten süd- und mittelamerikanischen Kulturen. Er zeigte ihr ein altes Exemplar des Popol Vuh; es war in altem Spanisch abgefaßt und handelte vom Königreich der Quiche.
    »Da würden Sie eine Menge über die gefiederte Schlange finden«, bemerkte er lächelnd. »Sie sprechen nicht Spanisch? Schade. Der Mensch hat sich in den letzten tausend Jahren kaum verändert; im Herzen ist er ein Kind geblieben. Er liebt kindliche Spiele. Die ausgeklügelten Rituale, die die Opfer der Azteken begleiteten, unterscheiden sich kaum von den Initiationsriten der durchschnittlichen Geheimgesellschaft. Die Götter haben nur die Namen geändert.«
    An diesem Morgen sah sie einen neuen Einrichtungsgegenstand in der Bibliothek, der allerdings nichts zur Verschönerung des Raums beitrug. Es war eine alte Eichentür mit rostigen Angeln, die an der Wand gegenüber dem Fenster lehnte. Die eine Seite war mit Stahl verkleidet. Beale erzählte ihr, er habe sie im Schuppen gefunden und hereingebracht; es war die frühere Gartentür, und er wollte, wie er sagte, auf dem verwitterten Holz ein altes Aztekengemälde reproduzieren - auch eines seiner Hobbys. Der Tag verging bei interessanter Arbeit wie im Flug. Als Beale auf die Uhr sah und fragte, ob sie vorhabe, die ganze Nacht zu bleiben, war sie erstaunt, daß der Arbeitstag schon um war. Wenn sie erwartet hatte, von Peter zu hören, so wurde sie enttäuscht. In ihrer Wohnung fand sie keine Nachricht von ihm.
    Ella Creed hatte in ihrem Brief nicht erwähnt, ob besondere Kleidung angebracht war, hatte nicht geschrieben, ob sie an ein Abendessen zu zweit in ihrem Haus gedacht hatte oder an eine pompösere Angelegenheit in einem Restaurant. Daphne entschied sich für ein einfaches schwarzes Abendkleid und eine dunkle italienische Seidenstola, die ihre verstorbene Mutter ihr geschenkt hatte. Und die zu dünn war, wie sie feststellte, als sie auf dem Weg zum Taxi den kalten Nordwind zu spüren bekam.
    Sie freute sich nicht auf den Abend mit Ella Creed. Ihre früheren Begegnungen waren kurz und von Spannungen begleitet gewesen. Ella pflegte die Menschheit in zwei Klassen einzuteilen - in die Abhängigen und die Gönner. Daphne war eindeutig als Abhängige klassifiziert worden, aber als sie jetzt durch den Bühneneingang eintrat, wurde sie wie eine Königin behandelt. Der devote Portier führte sie persönlich in Ellas Garderobe, und Ella empfing sie buchstäblich mit offenen Armen.
    »Meine Liebe, wie nett, daß Sie kommen. Holen Sie Miss Olroyd einen bequemen Sessel, Jessie. - Stört es Sie, wenn ich mich umziehe? Ist das Ihr erster Besuch hinter den Kulissen? Ich gehe gleich mit Ihnen auf die Bühne.«
    Daphne bekam einen kleinen Schreck, aber dann hörte sie, daß »auf der Bühne« nicht gleichbedeutend war mit » im Rampenlicht«.
    Ella plapperte unablässig weiter, während sie sich umzog. »Nach der Vorstellung gehen wir in den Rapee Club. Sie sind doch im Abendkleid? Gott sei Dank. Ich hätte es Ihnen schreiben sollen - wie dumm von mir! - Sie kennen doch Peter Dewin, nicht wahr? Er war gestern abend hier. Ein netter Junge! Aber so zynisch! Zyniker sind was Schlimmes, nicht? Für sie gibt es im Leben nichts Schönes außer ihren eigenen albernen Vorstellungen... «
    Daphne hörte zu und beobachtete. Die meiste Zeit saß Ella vor dem Spiegel, betupfte ihr Gesicht hier, betupfte es da und betrachtete dabei unverwandt ihr Spiegelbild. Daphne fragte sich immer noch, womit sie die Einladung und soviel überschwengliche Freundlichkeit verdient hatte. Als Ella wiederum auf Peter zu sprechen kam, dämmerte es ihr.
    »Wirklich! Ein reizender Junge. Sie kennen ihn gut, nicht?« Ehe Daphne antworten konnte, fuhr sie fort: »Aber er ist ein schlimmer Schelm. Stellen Sie sich vor, dieser schreckliche Junge hat einen meiner Schlüssel und will ihn partout nicht herausgeben. Er behauptet, ein Einbrecher hätte ihn gestohlen. Dabei

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