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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sich wieder an den kleinen Tisch. Den Nachmittag über war sie damit beschäftigt, alte Briefe zu zerreißen und Schecks auszuschreiben. Ihr unehrenhafter Vater hatte eine Maxime gehabt, die sie nie vergessen hatte: »Man muß dem Ärger immer eine Nasenlänge voraus sein. « Und Ärger braute sich in dicken, rasch nahenden Wolken zusammen.

13
    Gregory Beales Arbeitszimmer war ein großer Raum im Erdgeschoß. Wo keine Bücherregale standen, war die Wand mit dunklem Holz getäfelt. Beale lebte praktisch in diesem gemütlichen Zimmer.
    Daphne hatte er ein kleines Zimmer im ersten Stock gegeben, aber die ersten Tage an ihrer neuen Arbeitsstelle war sie fast ständig mit Beale zusammen in der Bibliothek. Von diesem schönen Raum aus führte eine hohe Fenstertür in einen kleinen gepflegten Garten hinaus, der in dieser dicht bevölkerten Ecke Londons, wo jedes freie Stück Grund sogleich bebaut wird, seinen besonderen Reiz hatte. Er war von einer hohen roten Mauer umschlossen, die ihn auf einer Seite, da das Haus auf einem Eckgrundstück stand, gegen eine Nebenstraße abgrenzte. Früher waren durch eine kleine Tür in der Mauer die Lieferanten gekommen, aber Beale hatte das Türchen zumauern lassen. Auf Empfehlung der Polizei hatte er, wenn auch widerstrebend, die Mauer oben mit Glasscherben bestückt.
    Von der Tür führten zwei Stufen zu dem Mosaikpflaster zwischen den Blumenbeeten, in denen noch späte Chrysanthemen leuchteten. Beale hatte eine Vorliebe dafür, hier täglich ein halbes Stündchen herumzuspazieren, hin und wieder stehenzubleiben, um an einer Blume zu riechen oder welke Blätter aufzuheben, die um diese Zeit immer dichter fielen.
    Es war eine Eigenheit von ihm, daß er keine Vorhänge oder Jalousien im Haus haben wollte, und die Läden zu beiden Seiten der Fenster wurden nie geschlossen. Er schwor auf die gesunde Wirkung von Licht, Luft und Sonne. Außerdem war er gut in der Lage, auf Vorhänge oder Läden zu verzichten, da man in sein Zimmer nicht hineinsehen konnte.
    Er hatte noch andere kleine Eigenarten: Hausangestellte durften sein Zimmer nur betreten, wenn er sie gerufen hatte. Wenn nötig, verständigte sich der Butler über ein Haustelefon neben der Tür der Bibliothek mit ihm. In dieses Verfahren wurde Daphne feierlich eingeweiht.
    »Ich habe natürlich überhaupt nichts dagegen, Sie zu sehen«, sagte er lächelnd. »Sie sind ja wie ein heller Sonnenstrahl, wenn Sie mir das plumpe Kompliment verzeihen. Aber ich hasse es, gestört zu werden. Dsshalb habe ich das Zimmer auch mit einer Doppeltür ausstatten lassen.«
    Als sie an diesem Morgen kam, ging er gerade im Garten spazieren, einen Blumenstengel zwischen den Zähnen, die Hände auf dem Rücken. Seine erste Frage galt Peter. Sie lobte ihn in den höchsten Tönen.
    » Ja, ich bin überzeugt, daß er ein gescheiter Bursche ist«, meinte Beale nachdenklich. »Ein sehr sympathischer junger Mann. Vom Zeitungswesen verstehe ich nichts, kann also seine Arbeit nicht beurteilen. Er ist - äh - Ihr Verlobter?«
    Sie wurde glühend rot. »Aber nein, Mr. Beale. Ich kenne ihn doch erst knapp eine Woche. «
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu, sah in ihrem Gesicht mehr, als ihr lieb war.
    »Man trifft Menschen, und man mag sie, oder man mag sie nicht«, sagte er. »Ich habe mir oft gedacht, daß unglückliche Ehen die Folge langer Verlobungen sind. Da müssen die jungen Leute sich über eine endlos lange Zeit von ihrer besten Seite zeigen; müssen Manieren und ein Verhalten an den Tag legen, die überhaupt nicht normal sind. Und dann kommt die Ehe und mit ihr die Reaktion. Sie kehren zu ihrem normalen Verhalten zurück - sehr zum Entsetzen des anderen.«
    Sie fand es komisch, ihn über die Ehe philosophieren zu hören, und lachte. »Von einer Heirat zwischen Mr. Dewin und mir ist keine Rede«, sagte sie und fügte scherzhaft hinzu: »Sie sprechen, als wären Sie eine Kapazität auf dem Gebiet, Mr. Beale. «
    Er zuckte die Achseln. »Das bin ich weiß Gott nicht.« Ein Schatten flog über seine Züge, als er sagte: »Ich war einmal verheiratet - es war keine glückliche Zeit.« Schon in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft hatte sie gemerkt, daß er ein vielseitiger Mann war. Er hatte Kenntnisse in Metallurgie und Chemie, und zu seinen Besitztümern gehörte eine wertvolle Sammlung erzhaltiger Quarze. An ihrem ersten Tag hatte er, um ihr eine Art Anschauungsunterricht zu geben, ein Stück Trümmergestein in einem Mörser zerstampft und in einem kleinen

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