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054 - Todesfahrt um Mitternacht

054 - Todesfahrt um Mitternacht

Titel: 054 - Todesfahrt um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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heraus.
    »Deine Kinder?« fragte Quinn mit belegter Stimme.
    »Ja«, sagte Louise.
    »Wie alt?«
    »Der Junge wird sechs, das Mädchen fünf.«
    Robin Quinn glaubte zu hören, wie eine Tür mit lautem Knall zufiel.
    Eine Tür, die sieben Jahre lang offengestanden hatte, wie er vermeinte, aber das stimmte nicht. Sie war schon vor sieben Jahren zugefallen. Verrückt, daß er den Knall erst heute hörte.
    Er wußte nicht mehr, was er sagen sollte. Was sagt man einer fremden, verheirateten Frau mit zwei Kindern, die von einem nichts wissen will?
    »Leb wohl, Louise«, sagte er leise. »War schön, dich zu sehen. Mach's gut.« Dann wandte er sich schnell ab und ging.
    Er hörte, wie das Fenster geöffnet wurde und wie der Junge fragte: »Wer war der Mann, Mumray?«
    »Ein Fremder. Er sucht eine Mrs. Pamberton.«
    »Aber hier wohnt doch keine Mrs. Pamberton, Mummy.«
    »Er wird sie woanders finden«, sagte Louise und kehrte ins Haus zurück.
    Nun brauchst du nur noch an eines zu denken, dachte Robin Quinn bitter. Ans Geld! Hast du Irrer wirklich geglaubt, das Rad der Zeit wäre hier draußen stehengeblieben? Es hat sich weitergedreht und hat all das überrollt und niedergewalzt, was dir einmal etwas bedeutet hat.
    Um mit Louise endgültig zu brechen, suchte er ein Bordell auf. Er kaufte sich in seiner Wut gleich zwei Mädchen, und er war so grob zu ihnen, wie er meinte, es mit Louise sein zu müssen.
    Dann brach endlich der Abend an.
    Quinn fühlte sich leer und ausgebrannt. Die versteckte Beute verlor für kurze Zeit ihren Reiz, aber dann sagte er sich, daß er außer dem Geld nichts auf der Welt hatte.
    Er besorgte sich einen Klappspaten und überkletterte mit diesem die Mauer eines alten, einsamen Friedhofs im Norden der Stadt.
    Hohes Gras wuchs jenseits der Mauer. Robin Quinn sprang mitten hinein, federte in die Hocke und schaute sich aufmerksam um. Ein Nachtvogel stieß unheimliche Rufe aus. Es hatte den Anschein, als wollte er Quinn warnen, doch dieser hatte weder Angst vor der Dunkelheit noch vor den Toten, die ruhig und kalt in ihren Gräbern lagen, und deren Gebeine langsam vermoderten.
    Tote sind nicht gefährlich, das wußte Robin Quinn. Die Lebenden sind es, vor denen man sich in acht nehmen muß.
    Er hatte darauf geachtet, daß ihm niemand hierher folgte, denn auf diesem gespenstischen Friedhof hatte er vor sieben Jahren seine Beute begraben, und die wollte er sich nun wieder holen.
    Stacheliges Unkraut kratzte an seinen Beinen, als er sich von der Friedhofsmauer entfernte.
    Dünne Nebelfinger lagen zwischen den Grabsteinen und bewegten sich ab und zu lautlos. In den Baumkronen raschelten die Blatter, und es hörte sich an, als würden Geister miteinander flüstern.
    Robin Quinn fühlte sich beobachtet, aber das konnte nur Einbildung sein. Es war ausgeschlossen, daß sich um diese Zeit außer ihm noch jemand auf dem finsteren Gottesacker befand.
    Fest umschloß seine Hand den Stiel des Klappspatens.
    Irgendwo knackte ein morscher Ast, und Quinn fuhr wie von der Natter gebissen herum. Sein Herz schlug nun etwas schneller, und Mißtrauen meldete sich in ihm. Vielleicht war ihm doch jemand gefolgt, ohne daß er es gemerkt hatte.
    Er preßte die Kiefer fest zusammen.
    Niemand sollte es wagen, ihm sein Geld wegzunehmen. Er hatte nicht jahrelang auf diese Nacht gewartet, um sie als Verlierer zu beenden. Die Enttäuschung mit Louise reichte ihm.
    Er war entschlossen, seine Beute mit Klauen und Zähnen zu verteidigen. Er hatte jetzt ja nur noch das Geld.
    Einige Minuten verstrichen, ohne daß Quinn sich regte. Er lauschte angespannt, doch kein weiteres verräterisches Geräusch drang an sein Ohr.
    Er war also doch allein.
    Allein unter Toten!
    Langsam schlich er weiter. Fahles Mondlicht sickerte durch die Wolken und schuf eine gruselige Atmosphäre. Robin Quinn wollte es nicht wahrhaben, aber eine hauchdünne Gänsehaut legte sich zwischen seine Schulterblätter.
    Wenn er es sich auch nicht eingestand, ganz geheuer war ihm auf dem alten Friedhof nicht.
    Er erreichte eine hohe Buche und orientierte sich. Da er nur ein einziges Mal hier gewesen war - und das lag schon sieben Jahre zurück -, fiel es ihm nicht leicht, das Grab wiederzufinden, in dem die Beute versteckt war.
    Ein neuerliches Geräusch ließ ihn unverzüglich in Deckung gehen.
    Verdammt, wer trieb sich auf dem Friedhof herum?
    Argwöhnisch versuchte Quinn die Dunkelheit mit seinen Augen zu durchdringen. Die Geräusche konnten natürlich auch von Tieren

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