0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich
ich innerhalb von Sekunden bei Ihnen.«
»Wenn es dann mal nicht zu spät ist!«
Suko winkte ab. »Hauptsache, Sie lassen die Fenster geschlossen. Soll ich Ihnen meine Schußwaffe überlassen?«
»Nein, nicht nötig. Ich kann mit den Dingern nicht umgehen. Ich würde nicht einmal einen Möbelwagen treffen, der zehn Schritte vor mir steht.«
»Sie müssen es wissen.« Suko ging bereits zur Tür.
»Kommen Sie so schnell zurück wie möglich.« Tile hielt schon wieder die Whiskyflasche in der Hand.
»Klar.« Kopfschüttelnd verließ Suko den Raum. Er konnte nicht begreifen, daß jemand so rasch zur Flasche griff.
Der Flur war sehr breit. Früher hatten in diesem kastenförmig gebauten Haus mehrere Mietparteien gewohnt, bis die drei Produzenten es gekauft und an dieser Stelle ihre Firma eingerichtet hatten. Trio-Film, nannten sie sich sinnigerweise.
Zwei waren tot, nur einer, Gordon Tile, lebte noch. Er hatte sich in seiner Angst an den Yard gewandt und um Schutz gebeten. Nachdem man sich seine Geschichte angehört hatte und ein Begriff wie Vampir gefallen war, hatte man Tile an Sir James Powell verwiesen, John Sinclairs und Sukos Chef. Aus Spanien zurückgekehrt, hatten sie sich sofort an die Arbeit gemacht, bisher noch keine Spuren gefunden.
Dabei waren die beiden Männer auf eine außergewöhnliche Art und Weise ermordet worden. Mit Dartpfeilen, die man ihnen in die Stirn geworfen hatte.
Zwar spielten zahlreiche Briten Dart, aber nur wenige brachten es bis zur absoluten Klasse. Der Killer mit den Pfeilen mußte so ein Klassemann sein.
Suko und John waren noch nicht dazu gekommen, die Meister dieses Spiels zu überprüfen, sie hatten ihre Bemühungen zunächst auf den Personenschutz verlegt.
Eine langweilige Sache, wie beide aus Erfahrung wußten. Doch es führte kein Weg daran vorbei.
Auf dem Weg nach unten glitten Sukos Blicke an den Wänden entlang. Die meisten Menschen behängten sie mit Gemälden oder Grafiken. In diesem Haus hingen die Hochglanzfotos von Stars, die in den Filmen der Produzenten mitgewirkt hatten. Es waren zahlreiche bekannte Gesichter darunter.
Als Suko die Haustür öffnete, wurde er vorsichtiger. Zudem trat er in den weichen Lichtschein, durch den zahlreiche Mücken tanzten. Über London lag ein Wetter zum Weglaufen.
Vor einigen Tagen noch war es zu kühl für die Jahreszeit gewesen, doch nun kam die Juniwärme zurück. Und mit ihr gleich die verfluchte Schwüle, die auch während der Dunkelheit kaum weichen wollte.
Unter den Bäumen hielt sie sich besonders gut. Es war auch ein Tummelplatz für Insekten.
Der zum Haus führende Weg verschwand in der Dunkelheit. Er führte zum Ende des Grundstücks, wo es von der Straße her auch eine Zufahrt gab. Suko war mit dem Taxi gekommen, weil John den Rover nehmen wollte. Er hatte noch etwas zu tun gehabt. Es ging da um den Abschlußbericht des Spanien-Falls und darum, daß der gefundene Schädel nicht mit dem des Nostradamus identisch gewesen war.
Der Inspektor schaute auf die Uhr. Allmählich machte auch er sich Sorgen. Es war nicht Johns Art, sich dermaßen zu verspäten.
Wenn so etwas geschah, rief er meist an, um eine Erklärung abzugeben. Das war an diesem späten Abend nicht passiert.
Noch eine Stunde bis Mitternacht!
Suko wollte noch fünfzehn Minuten drauflegen und dann bei seinem Freund anrufen.
Das Wetter gefiel ihm nicht. Die Luft drückte so sehr, daß er ins Schwitzen kam. Zudem rochen die Insekten die Ausdünstungen und suchten sich ihn als Ziel aus. Vor seinem Gesicht führten sie ihre oft wilden und abgezirkelten Tänze auf.
Bis auf das Zirpen der im Gras versteckten Grillen war es ruhig.
Das zweite Haus auf dem großen Grundstück war nur mehr zu ahnen. Hochwachsende Bäume bildeten zwischen den beiden Bauten eine Sichtgrenze. Durch die Zwischenräume im Laub schimmerte nur wenig Licht.
Von der Straße war ebenfalls nichts zu hören. Die dichte Bepflanzung schluckte den Schall.
Etwas Helles tanzte an der Parkgrenze durch die Dunkelheit und wurde von Blättern reflektiert.
Suko wußte Bescheid. Soeben mußte ein Fahrzeug von der Straße her auf das Grundstück abgebogen sein.
Er hatte sich nicht getäuscht. Schon bald vernahm er das Geräusch, als der Wagen heranrollte, in eine Kurve glitt, wieder herauskam und Suko das Scheinwerferpaar sah.
Es war ein Rover. Das erkannte der Inspektor an der Stellung der beiden Lampen.
Endlich, dachte er. Entspannt schritt er dem ankommenden Fahrzeug entgegen und wurde
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