0542 - Himalaya-Grauen
Touristenscharen auskommt und…«
»Bhutan«, sagte Golenkow, der die Karte wohl am besten von uns im Kopf hatte.
»Stimmt.«
»Dorthin?« flüsterte Baxter.
»Es ist die einzige Chance«, erklärte Suko. »Man hat es früher das Drachenland genannt. Es ist ein friedlicher Flecken Erde. In Bhutan steht der Buddhismus hoch im Kurs, wiederum ein sehr friedlicher Buddhismus, muß ich sagen.«
»Dann ist Gigantus dort falsch«, erklärte der Russe.
Ich hob die Schultern. »Wladimir, was wissen wir von seinen Plänen?«
»Nichts.«
»Na bitte.«
»Ich weiß aber etwas anderes, John. Wir vier werden uns das Land einmal näher ansehen. Im Himalaya war ich schon lange nicht mehr.«
»Dann zieh dich warm an«, grinste ich.
»Klar, für die Ausrüstung sorge ich schon.«
»Wissen Sie auch, wie wir dorthin kommen?« fragte Baxter.
»Ja und nein. Es gibt von Rußland aus leider keinen Direktflug nach Bhutan.«
Diesmal war Baxter besser informiert. »Es gibt in Bhutan einen Flughafen. Er liegt bei Paro. Und von Kalkutta gibt es eine Verbindung.«
»Gut.« Golenkow nickte. »Ihr CIA-Leute habt auch überall eure Finger drin.«
Mark konterte. »Was soll man machen, Towaritsch? Irgendwo sind sich Russen und Amerikaner immer gleich.«
»Da haben Sie recht.« Wladimir stichelte weiter. »Mich würde es allerdings interessieren, wie Sie so schnell erfahren haben, daß sich Gigantus bei mir aufhält?«
Mark grinste. »Das wird mein Geheimnis bleiben, Towaritsch.« [3]
Golenkow zwinkerte ihm zu. »Ich bekomme es noch heraus – wetten?«
»Worum?«
»Eine Kiste Wodka.«
»Da halte ich eine mit Whisky dagegen.«
»Abgemacht.« Die beiden Männer reichten sich die Hände, und ich schlug durch.
Danach konnten sie sich die Sticheleien nicht mehr leisten, weil es galt, die Vorbereitungen für die Reise zu treffen…
***
Die Menschen unten im Dorf hatten geflaggt, denn sie erwarteten die Ankunft des Magiers auf dem Tiger.
Schon seit Monaten hatten die Weisen und die Mönche von nichts anderem geredet und die Menschen auf seine Ankunft vorbereitet.
Schon einmal war er gekommen, aber das lag mehr als 1000 Jahre zurück.
Da war er aus dem Norden herangeritten, auf einem Tiger sitzend und durch die Lüfte schwebend. Er war in das Land der Drachen gekommen, um es in Besitz zu nehmen, und er hatte es auch geschafft. Die Menschen sahen ihn als Gott und Mensch an. Er hatte sich eine Wohnstatt gesucht und war auf einer steilen Felswand, Meter über dem Paro-Tal gelandet, wo sich die Sonnenstrahlen im Band des Paro-Flusses brachen und das Wasser gelb aufstrahlen ließen.
Diese Farbe vermischte sich mit dem Rot des Chilis, der auf den Dächern der Häuser lag und ähnlich glühte wie Rhododendron im April. Es war ein wunderschönes Land, mal ruhig, mal wild und auch geheimnisvoll. Majestätisch überragten die Hochebenen. Das Dach der Welt, wie das höchste Gebirge der Erde auch genannt wurde, war mehr als beeindruckend.
Die Menschen warteten täglich auf seine Ankunft. Obwohl mehr als 1000 Jahre seit seiner ersten Ankunft vergangen waren, hatten sie seinen Namen nicht vergessen.
Padmasambhava hieß er, der die ewigweißen Eisgipfel des Himalaya überwunden hatte. Im Paro-Tal war er zur Ruhe gekommen, im Schatten des heiligen Götterbergs Tschomolhari. Hier hatte er sein Kloster bauen lassen, das Tigernest. Häufig lag es versteckt hinter Dunstschwaden, die manche Menschen als Atem der Geister ansahen.
Weiß stachen die Mauern der flachen Häuser vom Graugrün des Felsens ab. Die viereckigen Löcher waren der freien Seite zugewandt und dienten als Beobachtungsposten.
Damals hatten viele Gläubige und Gerechte ihr Leben verloren, als die Hütten in den Fels gebaut wurden. Und damals wie heute führte auch nur ein Weg in die Höhe. Ein schmales Band, schlangenförmig wand es sich aus dem Tal den Fels hinauf.
An dieser Wand wuchsen keine Bäume, nur Gestrüpp. Trotz der Nähe zum Ort lebten die Mönche in den Klausen wie Eremiten. Sie ließen sich kaum im Ort sehen. Sie hatten Vertraute unter den Bewohnern, die ihnen Nahrung brachten. Zumeist ernährten sie sich von Hirse und Ziegenfleisch und Ziegenmilch.
Schon am letzten Tag war der Gong durch das Tal gehallt. Drei gewaltige Schläge hatten die Luft erzittern lassen. Da waren die Menschen zusammengeströmt, hatten an der Felswand hochgeschaut und die weißen Mauern leuchten sehen.
Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen: Padmasambhava kommt!
Da
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