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0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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man davon leben?«
    »Ja, man kann. Oder man konnte.«
    Ich wollte nicht näher darauf eingehen und fragte weiter. »Dann starb Ihr Gatte.«
    »Ja, sehr plötzlich.«
    »Woran?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort, rauchte einige Züge und meinte mit leiser Stimme. »Man spricht von einer Viruskrankheit…«
    »Aids?« fragte ich.
    »Nein, um Himmels willen! Es war ein anderer Virus.«
    »Welcher?«
    Sie hob die Schultern. »Das ist nicht genau herausgefunden worden, Mr. Sinclair. Jedenfalls starb mein Mann.«
    »Wie starb er?«
    »Er siechte dahin. Er konnte einfach nicht mehr leben, das ist alles. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe ihn noch gepflegt. In dieser Wohnung hat er sein Leben ausgehaucht.«
    »Waren Sie darüber sehr traurig?«
    Kyra drückte die Zigarette aus und schaute Suko nahezu böse an.
    »Natürlich. Oder glauben Sie, ich habe mich gefreut?«
    »Nein, so meine ich das nicht. Wir haben ja gehört, daß Ihr Mann nicht tot sein soll und zu Ihnen zurückgekehrt ist. Darauf bezog sich meine Frage. Sie hätten ja wissen können, daß er nach seinem Tod wieder…«
    »Das glauben Sie?«
    »Deshalb sind wir hier.«
    »Hören Sie auf! Es ist Gewäsch, dummes Geschwätz irgendwelcher Leute, die mich nicht leiden können. Ja, wir waren nicht sehr beliebt, mein Mann und ich. Wir haben uns nicht um die Nachbarschaft gekümmert und unser eigenes Leben geführt. Außerdem habe ich etwas von meinen Großeltern geerbt. Es ging uns finanziell nicht schlecht. So, jetzt habe ich mehr gesagt, als Ihnen überhaupt zustand. Ich bitte Sie, meine Wohnung zu verlassen. Und sagen Sie der Person, die mich bei Ihnen angeschwärzt hat, daß sie mich mal im Dunkeln besuchen kann.«
    »Wir werden es ihr ausrichten, Mrs. Benson.« Ich deutete auf die offene Tür. »Diese Wohnung hat doch noch mehr Räume?«
    »Natürlich. Soll das heißen, daß Sie diese Zimmer ebenfalls durchsuchen wollen?«
    Ich lächelte schmal. »Von einer Durchsuchung habe ich nicht gesprochen. Oder haben Sie hier eine erlebt?«
    »Nein.«
    »Wenn Sie so freundlich sein würden und uns…«
    Scharf schaute Kyra mich an. »Wie weit wollen Sie noch in meine Privatsphäre vorstoßen, Mr. Sinclair?«
    »Sie brauchen uns die Zimmer nicht zu zeigen. Es geschieht auf rein freiwilliger Basis.«
    Sie nickte. »Ja, natürlich. Das kenne ich.« Wieder raffte sie ihren Seidenmantel über der Brust zusammen, weil der Ausschnitt doch etwas groß geworden war. »Ich darf dann vorgehen.«
    »Gern.«
    Suko warf mir einen Blick unter hochgezogenen Augenbrauen zu.
    Ich hob die Schultern an. So recht schlau wurden wir aus dieser Person nun nicht, das stand fest.
    Sie ging in den Flur und wandte sich nach links. Bis zur nächsten Tür war es nicht weit. Kyra Benson öffnete sie und behielt die Klinke in der Hand, als sie sich mit dem Rücken gegen das Holz drückte.
    »Da, das ist mein Schlafzimmer.«
    Wir schauten auf das Doppelbett. Es sah aus, als wäre es schon benutzt worden.
    »Ich schlafe einmal rechts und dann wieder links«, erklärte sie.
    »Es ist eine alte Gewohnheit.«
    »Ja, natürlich.«
    Sie drehte sich um. »Ich werde Ihnen das Bad auch noch zeigen«, erklärte sie.
    Es war verhältnismäßig klein und völlig normal. Suko hatte es zusammen mit Kyra betreten. Ich war im Flur stehengeblieben, drehte mich nach rechts und sah noch eine Tür. Sie lag am Ende des Flurs.
    Irgendwie ritt mich der Teufel. Außerdem hatte uns Mrs. Benson klargemacht, daß sie nichts zu verbergen hätte. Deshalb bekam ich kein schlechtes Gewissen, als ich nach der Klinke faßte, um die Tür aufzustoßen. Ich schaffte es bis zu einem Drittel, als ich auffiel.
    Kyras Stimme klang schrill hinter mir auf. »Verdammt, was tun Sie da, Sinclair?«
    Auf der Schwelle drehte ich mich um. Nicht aber, ohne zuvor noch einen Blick in das Zimmer geworfen zu haben. Es war so gut wie leer. Bis auf die alte Truhe an einer Wand und den großen Spiegel, der zur Decke schaute.
    Sie rannte aus dem Bad und stieß Suko zur Seite. Wütend blieb Mrs. Benson vor mir stehen. »Habe ich Ihnen erlaubt, die Tür zu öffnen, Sinclair?« keifte sie mich an.
    »Moment. Sie sagten…«
    »Gar nichts sagte ich. Schließen Sie die Tür, zum Teufel!«
    Ich runzelte die Stirn. »Was haben Sie zu verbergen, Mrs. Benson? Weshalb soll ich die Tür schließen? Ist es so schlimm, daß ich in ein fast leeres Zimmer schaue?«
    »Ja, es ist schlimm.«
    Suko kam zu uns. Auch er schaute in den Raum. Seine Frage klang etwas

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