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0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überzeugen?«
    Sie schüttelte leicht den Kopf. »Glauben Sie denn, wir hätten mit dem Spiegel ein Loch abgedeckt?«
    Ich hob die Schultern. »Sie wissen ja selbst, Mrs. Benson, daß Polizisten mißtrauische Menschen sind. Da machen auch wir keine Ausnahme. Deshalb möchte ich mich gern selbst von gewissen Dingen überzeugen. Ist es Ihnen recht?«
    »Sie tun ja sowieso, was Sie wollen.«
    Ich faßte den Spiegel an zwei Seiten an und kippte ihn.
    Mrs. Benson hatte nicht gelogen. Unter ihm befand sich tatsächlich der normale, aus Bohlen bestehende Fußboden. Wo der Spiegel allerdings gelegen hatte, war auf dem Untergrund deutlich zu sehen.
    »Das war’s dann wohl«, meinte sie, als ich den Spiegel wieder in seine alte Lage gedreht hatte. Ihre Worte hatten irgendwie nach Triumph geklungen, was mich wiederum ärgerte.
    Hatte ich etwas übersehen?
    War es das tatsächlich gewesen? Ich wollte es einfach nicht glauben und gab auch eine entsprechende Antwort. »Fast, Mrs. Benson«, sagte ich. »Lassen Sie mich nur etwas ausprobieren!«
    »Was denn?«
    Ich lächelte beruhigend. »Ein kleiner Test, um sicherzugehen, Mrs. Benson.«
    »Ach.«
    Sie schaute nur mehr zu, wie ich nach der Kette griff, die um meinen Hals hing. An ihr war das geweihte Silberkreuz befestigt.
    Wenn es überhaupt einen Test gab, der mir Klarheit verschaffen konnte, dann war es das Kreuz.
    Als ich es hervorzog, beobachtete ich dabei auch das Gesicht der Frau. Kaum sah sie das silberne Kreuz, ging mit ihr eine Veränderung vor.
    Die Augen weiteten sich. Gleichzeitig öffnete sie den Mund.
    »Verflucht, was willst du damit?«
    Ich lächelte schief. »Es ist ein Test, mehr nicht. Weshalb reagieren Sie so scharf?«
    »Ich hasse es!«
    »Wieso?« Während der Frage hatte ich das Kreuz gedreht und tat so, als würde ich es mir von allen Seiten genau betrachten. »Gibt es einen Grund dafür, das Kreuz zu hassen?«
    »Ich will es nicht sehen, zum Henker!«
    »Lassen Sie mich einen kleinen Test machen. Spiegel und Kreuz zusammen werden…«
    »Nein…!« Sie warf sich vor. Selbst Suko wurde von der Reaktion überrascht, faßte zwar noch nach, seine rechte Hand aber rutschte an der glatten Seide ab.
    Kyra Benson prallte gegen mich. Sie hatte versucht zu verhindern, daß mein Kreuz mit dem Spiegel Kontakt bekam.
    Das Gegenteil davon trat ein.
    Wir fielen beide zurück und gleichzeitig auch zur Seite. Dort war nichts anderes als dieser Spiegel. Ich landete mit dem Rücken zuerst darauf. Kyra fiel auf mich.
    Ich drehte mich zur Seite, sie rutschte an mir vorbei auf die Fläche, aber gleichzeitig drückte sie durch ihr Gewicht meinen rechten Arm nach unten.
    Kreuz und Spiegel berührten einander…
    ***
    Luke Benson, der Bleiche und aus dem Jenseits Zurückgekehrte, ging durch das Treppenhaus, als hätte er nichts anderes getan, und wäre nie fort gewesen.
    Er schritt mit einer Sicherheit über die Stufen, ohne sich dabei am Geländer festhalten zu müssen. Dieses alte Haus, in dem er als Lebender gewohnt hatte, zählte er auch jetzt noch mit zu seiner Heimat und beinahe schon zu seinem Eigentum.
    Dieses Haus gehörte nicht ihm, aber seine Bewohner zählte er zu denjenigen Personen, die bald unter seinem Bann stehen würden.
    Sie standen es schon, nur wußten sie es nicht.
    Seine Magie war wie ein Gift, das lautlos heranschlich.
    Benson verursachte keine Geräusche. Wie ein Gespenst schwebte er über die Stufen. Sein bleicher, nebelhafter Körper zitterte kaum merklich. Der Kopf, von innen leuchtend, stand über ihm wie eine schaurige Laterne. Bis zum Dachgeschoß ging er hoch, wo es noch dunkler war als in den übrigen Etagen. Dort blieb er vor einer schmalen Tür stehen.
    Sein Blick fiel gegen das Namensschild.
    Mandy Fox!
    Hier war er richtig.
    Er ging vor und durch die geschlossene Tür, als wäre diese überhaupt nicht vorhanden…
    ***
    Seit zwei Tagen hatte Mandy nicht mehr gejobbt.
    Das kam ihr sehr gelegen, da sie mal für einige Zeit richtig entspannen wollte.
    Mit ihrer Dachwohnung war sie zwar nicht eben glücklich, doch es gab Menschen, die wesentlich mieser wohnten als sie. Wenn man die richtige Einstellung besaß, konnte man es zwischen den schrägen Wänden dort oben schon aushalten.
    Eigentlich hatte die Wohnung nur aus einem Raum bestanden.
    Das war früher gewesen, und als Wohnung hatte man den Raum auch nicht bezeichnen können. Eher als Speicher.
    Der Besitzer des Hauses hatte ihn später zu einer Wohnung umgebaut. Einfach eine Wand gezogen und

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