0544 - Der Bleiche
Polizist…«
»Nein!«
»Doch!« Mandy trat wild mit dem rechten Fuß auf. Dann tat sie etwas, was selbst Suko überraschte. Sie ging plötzlich auf ihn zu, ohne sich darum zu kümmern, was er angeordnet hatte.
»He, Sie…«
»Laß mich durch, Bulle!« Mandy war derart wütend, daß sie seinen ausgestreckten Arm zur Seite schlug. Fast hätte sie es geschafft, an Suko vorbeizukommen.
Der Inspektor faßte nach und erwischte sie an der Schulter. Hart drehte er sie herum.
Darauf hatte Mandy Fox nur gewartet. In der Bewegung zuckte ihre rechte Hand dorthin, wo die Waffe steckte. Suko sah dies zwar, rechnete aber nicht mit einem Angriff.
Bitter wurde er enttäuscht.
Mandy riß die Hand mit der Pistole hoch, deren Mündung plötzlich dicht vor Sukos Gesicht erschien.
Eiskalt drückte sie ab.
Suko hatte nicht erkennen können, daß es sich dabei um eine Gaspistole handelte. Er duckte sich noch, wäre aber zu spät gekommen.
Eine Kugel wäre noch schneller gewesen als das Gas. Das wehte Suko wie ein Nebel entgegen. Die Wolke sprühte vor seinem Gesicht auf, drang in Mund und Nase und raubte ihm den Atem.
Suko sah noch das Gesicht hinter der Wolke. Es verschwamm zu einer teigigen Masse.
Gleichzeitig gaben seine Beine nach…
***
Der Bleiche war oben in Mandy Fox’ Zimmer geblieben. Er hatte sie gehenlassen, denn er wußte genau, daß sie alles in seinem Sinne erledigen würde.
Es gefiel ihm, Macht über die Menschen zu besitzen. Wer es schaffte, das Jenseits zu verlassen, für den bedeuteten die Menschen kein Problem.
Trotzdem gab es Probleme!
Luke Benson hatte gespürt, daß etwas geschehen war. In seiner alten Wohnung, sogar in seinem Raum. Dort waren Kräfte eingedrungen, die er nicht mochte, die er sogar haßte, weil sie auf der anderen Seite standen und ihm Böses wollten.
Menschen, die eine Gefahr darstellten. Sie waren mächtig, denn sie besaßen Waffen, die ihm persönlich nicht geheuer waren. Er stand ständig mit dem Spiegel in einem gewissen Kontakt. Deshalb spürte er auch die Gefahr, die ihm drohte.
Jemand war erschienen, um den Weg ins Jenseits zu zerstören.
Was konnte er tun?
Zunächst hatte er Mandy losgeschickt und auch mit dem Ehepaar Winslow Kontakt aufgenommen. Sollten sie nicht reichen, würde er die anderen Menschen in diesem Haus mobilisieren, damit sie ebenfalls dafür sorgen konnten, daß die Eindringlinge nicht mehr lebend hinauskamen.
Unruhig irrte er durch das Zimmer. Eine nebelhafte Gestalt mit einem ungewöhnlichen, leuchtenden Schädel, in dem sich etwas tat, denn in den noch vorhandenen Adern kreiste der rote Saft des Lebens.
Der Körper war vergangen, der Kopf, das Hirn und der Geist geblieben.
Er ging von Wand zu Wand. Obwohl er sie hätte durchschreiten können, ließ er es bleiben. In diesem Zimmer fühlte er sich einigermaßen sicher, bis zu dem Zeitpunkt, als ihn eine fremde Kraft wie ein gewaltiger Stromstoß durchfuhr und seinen nebelhaften Körper fast zur Auflösung gebracht hätte.
Etwas war geschehen!
Luke wußte nicht, welche Kraft ihn da getroffen hatte. Er war auch nicht persönlich erwischt worden, doch es existierte zwischen ihm und Kyra ein geistiges Band.
Dieses Band vibrierte, als hätte es einen Schlag bekommen oder Schaden genommen.
Noch etwas spürte er.
Der Spiegel war in Gefahr. Er hatte einen gefährlichen magischen Schlag bekommen, den er nicht vertragen konnte. Eine fremde Kraft war so stark gewesen, daß der Spiegel nicht rasch genug eine Gegenwehr hatte aufbauen können.
Der Bleiche blieb an der Wohnungstür stehen. Dabei hatte er den Kopf in den Nacken gelegt. Es sah aus, als würde ein gekippter Schädel in der Luft liegen.
Er lauschte nach innen…
Die geistige Verbindung zu seiner Frau und zum Spiegel stand noch, aber sie war dabei dünner zu werden. Sie hing jetzt an einem seidenen Faden.
Der Spiegel war es, der die beiden aufgenommen hatte. Seine Frau und den anderen.
Sie waren hineingefallen in das Dimensionstor und durchschwebten es wie Reisende, die sich vorgenommen hatten, die Ewigkeit zu suchen, sie aber niemals finden würden.
Alles war anders geworden. Der Fremde hatte den Spiegel in seinen Grundfesten erschüttert. Für Luke zerbrach ein Traum. Er hatte dieses Tor für unüberwindbar gehalten. Wie hoch mußte seine Enttäuschung sein, als er feststellte, daß es dies nicht war.
Was konnte er tun?
Der Bleiche wußte im Augenblick keine Lösung. Die Idee kam ihm wenig später.
Die in seiner Wohnung versammelten
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