0545 - Der teuflische Engel
Alter. Ich denke nur daran, daß du wieder einmal dein Gesicht in irgendwelche Blumen versenken könntest.«
Wie hieß das Sprichwort noch? Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Das traf auf mich mal wieder haargenau zu. Aber eine Rache würde ich mir noch überlegen…
***
Wendy legte auf und ärgerte sich darüber, daß sie noch immer zu stark zitterte.
Der Schläger lachte sie an. »Na, Blumen-Lady, was hat dein netter Bulle dir geflüstert?«
»Er wird kommen.«
»Hierher?«
»Toll.«
»Hüten Sie sich, hier im Geschäft Ärger zu machen. Das geht garantiert schief.«
Grand Hyatt lachte. »Wer spricht denn von Ärger, den ich hier machen werde? Nein, Mädchen, du wirst ihn an eine bestimmte Stelle führen, wo wir auf ihn warten.«
»Und wenn ich nicht darauf eingehe?«
»Wird mein nächster Besuch bei dir anders verlaufen. Blumen-Lady. Das kann ich dir versprechen.« Er beugte sich vor und grinste sie scharf an. »Willst du Einzelheiten wissen?«
Wendy wich zurück. »Nein, bitte nicht. Ich… ich kann darauf verzichten, Hyatt.«
»Schön, dann spitz mal deine Lauscher, damit du auch genau das befolgst, was ich dir jetzt sagen werde.« Er sprach flüsternd, obwohl beide allein im Geschäft waren.
Wendy hörte zu. Ihr Gesicht war unbeweglich. Innerlich jedoch stand sie unter Druck.
»Alles klar, Süße?«
»Ja.«
»Dann bis später.« Er schnickte mit den Fingern und tätschelte noch einmal ihre Wange, bevor er verschwand.
Kaum hatte Grand Hyatt das Geschäft verlassen, als die Besitzerin zurückkehrte. »Na, Wendy, hat es etwas Besonderes gegeben?«
»Nein, alles in Ordnung.«
»Wie schön. Wenn Sie wollen, können Sie etwas essen gehen. Ich bleibe inzwischen hier. Es ist draußen einfach zu heiß.«
Wendy nickte. Dann ging sie, stellte sich aber vor dem Laden auf.
Allerdings so, daß sie von ihrer Chefin nicht gesehen werden konnte. Je länger sie wartete, um so größer wurde ihre Unruhe, die sich allmählich zu einer Angst verdichtete…
***
»Was ziehst du für ein Gesicht?« fragte ich Suko, der ziemlich arrogant aussah, was ich von ihm gar nicht kannte.
»Nun ja, es ist so…«
»Der Wagen, wie?«
»Genau, John. Es ist gewissermaßen eine meiner Abschiedsfahrten mit dem Rover und…«
»Noch hast du das Auto nicht.«
»Es kann sich nur um Tage handeln. Du wirst schon sehen.«
»Außerdem ist diamantschwarz keine Farbe.«
»Wieso nicht?«
»Da sieht man jeden Schmutzflecken.«
»Macht nichts.« Suko war so in Form, daß er mir sogar auf die Schulter schlug. »Ich habe ja dich, um ihn zu putzen. Das ist die Idee! Du wirst als Autowäscher angestellt.«
»Und wovon träumst du des Nachts?«
»Davon, daß du meinen Wagen putzt. Das ist alles.«
Ich räusperte mich. »Irgendwann«, so versprach ich ihm, »lasse ich dir noch mal die Luft aus den Reifen.«
»Dann kannst du sie wieder aufpumpen, nein, aufblasen.«
»Bei meiner Lunge keine Schwierigkeit.«
»Darf ich mal lachen?«
Als Suko ausgelacht hatte, hingen wir fest. Einer der üblichen Londoner Verkehrsstaus. Großen Ärger konnte uns der Stau nicht mehr bereiten, da wir unserem Ziel ziemlich nahe waren.
»Was meinst du?« fragte Suko, »ist Wendy harmlos?«
»Keine Ahnung. Sie kam mir jedenfalls nicht so vor, als wäre sie geschickt worden.«
»Stimmt, die hatte Angst.«
Ich konnte wieder starten. Der Rover kroch hinter einem der hohen Busse her. Er war mit Kindern und Jugendlichen besetzt, die eine Stadtrundfahrt durch London unternahmen. Einige von ihnen winkten uns zu, wir grüßten zurück.
Das Viertel, in dem wir uns befanden, gehörte zwar nicht zur direkten City, aber es gab genügend Geschäfte für die hier lebenden Menschen. Der Bäcker und der Metzger waren ebenso vertreten wie ein Schnellimbiß, Konfektionsläden und einiges mehr. Natürlich durfte auch der Blumenladen nicht fehlen.
Da wir keinen Parkplatz fanden, rollten wir zunächst einmal an ihm vorbei.
Suko, der sich nicht auf den Verkehr zu konzentrieren brauchte wie ich, hatte die Verkäuferin bereits entdeckt. »Wendy Lakeman steht neben dem Laden«, meldete er.
»Gut.« Mir fiel Sukos BMW wieder ein, und ich mußte lachen. »Irgendwie finde ich es ja gerecht, daß du mit deinem neuen Auto die gleichen Parkplatzprobleme bekommst wie ich. Da gibt es keine Unterschiede.«
»Neidhammel.«
»Nein, Realist.«
»Dann fahr mal nach rechts, da ist eine Lücke.« Wir hatten tatsächlich Glück gehabt, weil ein gelber Lieferwagen sich
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