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0547 - Die Sonne warf keinen Schatten

Titel: 0547 - Die Sonne warf keinen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jedoch war ein halblautes Zischen, das in dem Augenblick ertönte, als der matte Lichtkegel die Nische traf. Gleichzeitig hatte Holli den Eindruck, es hätte sich am gegenüberliegenden Ufer des Sees etwas bewegt.
    „Haben Sie das gehört?" hauchte Elisa.
    „Ja. Wonach klang das?"
    „Fast wie ... wie eine Katze. Kann es hier unten Tiere geben?"
    Holli wußte keine Antwort. Warum nicht? Die feuchte Höhle und der schwarze See kamen ihm unheimlich genug vor. Der Himmel mochte wissen, was für Überraschungen sie bereithielten.
    Elisa schnupperte.
    „Riechen Sie was?"
    Im selben Augenblick zog es auch ihm in die Nase. Ein scharfer, stechender Geruch, der fast augenblicklich ein leises Gefühl der Übelkeit hervorrief und schwindlig machte. Holli sah sich nach dem Stollen um, aus dem sie gekommen waren. Im schlimmsten Fall würden sie sich dorthin zurückziehen müssen.
    Beim Umdrehen war der Schein der Lampe an der diesseitigen Wand des Höhlenraums entlanggeglitten, und Holli stellte überrascht fest, daß es auch hier nischenähnliche Einbuchtungen gab. Er wies Elisa an, sich ein paar Schritte in Richtung des Stollens zurückzuziehen, dann bewegte er sich vorsichtig auf die nächstliegende Nische zu. Er wollte kein Risiko eingehen. Er trug den Blaster in der rechten, die Lampe in der linken Hand. Den Lichtkegel der Lampe ließ er zunächst auf dem Boden entlanggleiten. Erst als er der Nische gegenüberstand, hob er den schlanken Leuchtstift und ließ das Licht voll in die Wandöffnung fallen.
    Das Resultat war sensationell. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er hektische Bewegung eines unentwirrbaren Gewimmels von Tentakeln oder Lianen. Dann ertönte von neuem, diesmal jedoch weitaus heftiger, das häßliche Zischen, und aus der Mündung der Nische schoß eine graue Rauchwolke.
    Noch im selben Augenblick hüllte der stechende Gestank Holli ein. Er würgte. Instinktiv begann er zu laufen. Er hielt die Augen geschlossen, weil sie brannten, und hatte als einzigen Anhaltspunkt das Geschrei, das von dort kam, wo er Elisa zurückgelassen hatte. Er torkelte und keuchte, bis ihn plötzlich eine erstaunlich kräftige Hand am Kragen zu fassen bekam und hinter sich herzog.
    Augenblicke später konnte er wieder frei atmen. Er wischte die Tränen aus den Augen und sah, daß er sich wieder im Stollen befand. Neben ihm stand Elisa, die Hände in einer Geste abgrundtiefen Schrecks gegen den Mund gepreßt. Er verstand ihre Frage, ohne daß sie sie auszusprechen brauchte.
    „Irgendein Viehzeug", antwortete er, immer noch würgend. „Es schlägt um sich, wenn man es anleuchtet, und stößt eine Art Giftgas aus."
    Noch im Sprechen dachte er nach. War es wirklich ein Tier gewesen? Warum hatte es ihn nicht angegriffen? Es besaß Hunderte von Tentakeln. Er war nur wenige Meter entfernt gewesen. Warum hatte es nicht nach ihm gefaßt?
    Plötzlich kam ihm ein Verdacht.
    „Elisa - ich probiere es noch einmal", erklärteer.
    Elisa machte eine protestierende Handbewegung, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    „Diesmal weiß ich, worum es geht. Ich halte die Luft an, solange ich in der Nähe der Nische bin. Wir sehen uns hier wieder."
    Er kehrte in den Höhlenraum zurück. Diesmal ging er bis zur zweiten Nische. Er vergewisserte sich, daß nichts geschah, solange der Lichtkegel der Lampe auf den Boden gerichtet war.
    Dann pumpte er die Lungen voll Luft. Schließlich hob er, wie beim ersten Mal, den schmalen Stift und ließ das Licht voll auf die Nische fallen.
    Das Resultat war dasselbe wie beim ersten Mal. Zuckend, sich windend, zischend bewegte sich ein unentwirrbares Durcheinander widerlicher Tentakel. Rauch quoll auf, aber diesmal wußte Leutnant Hollingsworth, worauf er seine Aufmerksamkeit konzentrieren mußte. Diesmal entging ihm nichts, und sein jüngster Verdacht war im Handumdrehen bestätigt.
    Was er sah, war kein Tier. Was er ursprünglich für Tentakel gehalten hatte, waren die Stengel von Pflanzen, die hier in der Finsternis wuchsen. Sie vertrugen das Licht nicht. Wenn er sie berührte, starben sie, und im Sterben vergingen sie in grauem Qualm. Er sah es mit eigenen Augen. Wie eine rasende Seuche verbreitete sich der vernichtende Einfluß des Lichtes, das aus seiner Lampe kam. Durch den dichten Qualm hindurch sah er, wie das Pflanzengewirr immer weiter hinten in der Nische im Todeskampf zu zucken begann.
    Die Pflanzen waren nicht bleich, wie es sonst Gewächse sind, die in der Dunkelheit gediehen. Sie waren pechschwarz,

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