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0547 - Die Sonne warf keinen Schatten

Titel: 0547 - Die Sonne warf keinen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versuchen müssen, den unterirdischen See ringsum abzuschreiten und womöglich eine Fortsetzung des Stollens .zu finden, durch den sie gekommen waren. Die Aussicht erweckte keine sonderliche Begeisterung.
    Die Orchideen waren Holli unheimlich. Wenn er aus Versehen an einem Ort, an dem die Luftverhältnisse nicht so vorteilhaft waren wie hier, Licht auf die merkwürdigen Gewächse fallen ließ, dann konnte es ihrer beider Tod sein. Er traute dem Gas nicht über den Weg.
    Aber es mußte versucht werden. Er setzte Elisa seinen Plan auseinander. Er war noch keine zwei Sätze weit gekommen, da legte ihm Elisa die Hand auf den Arm und gebot ihm zu schweigen. Er strengte die Ohren an, so gut er konnte, aber Elisas Gehör war offensichtlich um einiges besser als das seine.
    Sie fing an zu lächeln.
    „Ich hatte also doch recht", flüsterte sie und nahm ihm dabei die Lampe aus der Hand, um sie auszuknipsen. „Jemand kommt. Ich höre Schritte und leise Stimmen."
    Vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen, tasteten sie sich im Finstern bis zum Ausgang des Stollens. Das Giftgas war mittlerweile größtenteils verflogen. Erst jetzt hörte Holli das leise, rhythmische Platschen nackter Füße auf glattem Gestein und hin und wieder den Laut einer menschlichen Stimme.
    „Vier oder fünf Mann", teilte Elisa flüsternd mit. „Sie kommen das diesseitige Ufer entlang auf den Stollen zu."
    Holli fieberte vor Erregung. Es mußte sich um Hung-Chuins Leute handeln. Und da, wo sie in die Tiefe gestiegen waren, konnte er sich mit Elisa an die Oberwelt retten. Das tappende Geräusch kam näher. Holli befürchtete schon, die Männer hätten es auf den Stollen abgesehen, da hörte er eine klare, helle Stimme: „Hier fangen wir an!"
    Die Schritte verstummten. Es klapperte, als würden hölzerne Behälter zu Boden gestellt. Dann kam ein rauschendes Geräusch. Holli sträubten sich die Haare bei der Vorstellung, die Leute drängen in völliger Finsternis in eines der schwarzen Orchideengestrüppe ein. Es war eigenartig, wie sie sich in der Dunkelheit zurechtfanden. Anscheinend Wußten sie, daß die unterirdischen Gewächse das Licht nicht vertrugen. Aber was wollten sie hier unten?
    Er hörte leises Knacksen, Brechen, Rauschen und ab und zu den halblauten, unartikulierten Ausruf einer menschlichen Stimme. Das alles war so seltsam, daß er sich keinen Reim darauf machen konnte. Er entschloß sich, keine weitere Zeit mehr zu verschwenden.
    Er trat aus dem Stollen hervor und schritt dorthin, woher die Geräusche kamen. Die Männer waren mit ihrer Arbeit viel zu beschäftigt, um ihn zu bemerken. Er war nach seiner Schätzung etwa zehn Meter von ihnen entfernt, als er stehenblieb und die Lampe aufleuchten ließ, den Lichtkegel sorgsam zu Boden gerichtet.
    Vor ihm erstarb eine Sekunde lang alles Geräusch.
    Im Reflex des Lampenlichtes erkannte er fünf Männer, spärlich bekleidet und mit Macheten ausgerüstet. Trotz der unzureichenden Beleuchtung identifizierte er ein Mitglied der Gruppe ohne Schwierigkeit: Märt Hung-Chuin. Auf dem Boden unweit der Mündung einer Nische standen zwei flache, hölzerne Kisten. Sie wirkten primitiv, in aller Eile zusammengehämmert.
    Aus den Kisten drang grauer Qualm. Holli begriff augenblicklich, was hier vorging. Chuin und seine Männer waren gekommen, um Orchideen zu pflücken. Die gepflückten Blüten kamen in die Kisten.
    Sie wußten von der Lichtempfindlichkeit der Pflanzen, deswegen waren sie im Dunkeln gekommen. Und er, obwohl er sich solche Mühe gegeben hatte, den Schein seiner Lampe nur dorthin zu richten, wo er keinen Schaden hervorrufen konnte, hatte all ihre Umsicht zunichtegemacht.
    Einer der Männer brüllte wütend auf. Geduckt kam er auf Holli zu. Die andern folgten ihm. Holli löschte die Lampe und schob sie in die Tasche. Im selben Augenblick erreichte ihn der vorderste Angreifer. Holli nahm einen harten Schlag gegen die Brust und konterte mit einem Schwinger, der den Mann krachend zu Boden schleuderte. Im Nu waren die andern da. Holli hatte auf USTRAC eine Menge gelernt - unter anderem auch, sich im Nahkampf zu verteidigen. Seine Feinde dagegen hatten offensichtlich seit langer Zeit keine Gelegenheit mehr gehabt, sich im Faustkampf zu üben. Holli steckte eine Menge Schläge ein, aber die, die er austeilte, waren von weitaus besserer Qualität.
    Nach zwei Minuten war er unumstrittener Herr der Lage. Er zog die Lampe wieder hervor und schaltete sie ein. Ihm unmittelbar vor den Füßen lag

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