0549 - Amors Teufelspfeile
sich immer mehr als Vorteil erwies.
Der Tierarzt kam zuerst. Er war schon älter, sah müde aus und lächelte, als er Johnny sah. Bei der Wunde verging ihm das Lachen.
Da schüttelte er nur den Kopf. »Meine Güte«, sagte er rauh. »Etwas mehr nach links, und es hätte die Wölfin gegeben. Wer hat das nur getan?« Fragend schaute er mich an, und ich wies auf die Tote.
»Sie?«
»Ja.«
Er nickte. »Es ist gut. Mir steht es nicht zu, Fragen zu stellen, Mr. Sinclair. Ich weiß, wer Sie sind. Ich kümmere mich um meinen Job, das ist alles.« Er säuberte die Wunde, gab der Wölfin auch eine Spritze, dann bekam sie einen Verband. »Am besten wäre es ja, wenn wir sie in eine Tierklinik bringen würden…«
»Nein, nein!« rief Johnny dazwischen. »Nicht in ein Krankenhaus. Ich kann das auch, ich werde sie pflegen.«
»Hast du etwas gegen Krankenhäuser?«
Ich habe die Erklärung. »Seine Mutter liegt momentan im St. Stephan’s Hospital.«
»Ach, so ist das.« Der Arzt schlug Johnny auf die Schulter. »Dann pflege mal deine Freundin, mein Lieber. Wenn etwas ist, du weißt, daß ich für euch immer zu erreichen bin.«
»Ja, Doc, das weiß ich. Was ist denn jetzt mit ihr? Wird sie auch wieder gesund werden?«
Der Doc zwinkerte seinem jungen Freund zu. »Bei deiner Pflege bestimmt, mein Guter.«
»Danke.«
»Ich bringe Sie noch hinaus«, sagte ich.
An der Tür sprach mich der Arzt noch einmal an. »Mr. Sinclair, das war wirklich knapp.«
»Ich weiß.«
Mit einem Guten-Morgen-Gruß verschwand er und stieg in seinen Volvo-Kombi.
Kaum war der Tierarzt verschwunden, traf die Mordkommission ein. Sie kamen mit drei Wagen. In einem wurde die Leiche abtransportiert, nachdem der Fotograf einige Aufnahmen gemacht hatte.
»Die Tote hat so komische Augen«, sagte er zu mir. »Was hat das zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht.«
Der Fotograf verschwand, ich hörte hinter mir das Lachen, als der Leiter der Mannschaft zu mir kam. »Sie wissen es nicht, Sinclair. Das können Sie ihm erzählen, mir nicht. Was geht denn wieder vor?«
»Da Sie mich kennen, werden Sie kaum erwarten können, daß ich Sie in diesen Fall einweihe.«
»Das habe ich mir fast gedacht. Aber die Drecksarbeit machen, dazu sind wir gut genug.«
Mein Ärger steigerte sich. »Verdammt noch mal, ich kann sie ja nicht selbst wegschaffen!«
»Schon gut, schon gut. Regen Sie sich nicht auf! Seit wann sind Sie empfindlich?«
»Seit ich mir ziemlich dumme Fragen anhören muß.«
»Dann machen Sie mal Nachtschicht.«
»Keine Sorge, die kommt bei mir schon nicht zu kurz.«
Er hob die Schultern und kümmerte sich wieder um seine Mannschaft. Die Tote war bereits abtransportiert worden. Für die Männer der Mordkommission gab es nichts mehr zu tun. Ich war froh, als ich die Heckenleuchten der Wagen in der Dunkelheit verglühen sah.
Mit schweren Schritten ging ich wieder zurück ins Haus, wo Johnny auf mich wartete. Die Wölfin sah ich nicht.
»Wo steckt Nadine?«
»Sie wollte in mein Zimmer.« Ich staunte. »In dem Zustand?«
»Ja, sie schleppte sich hin. Ich habe ihr geholfen.«
Das mußte ich sehen. In Johnnys Zimmer brannte Licht. Nadine lag neben dem Bett, ihrem Lieblingsplatz. Ich hatte Angst vor einem Aufbrechen der Wunde. Das war glücklicherweise nicht der Fall.
Das Tier hielt die Augen geschlossen und schlief. Sicherlich würde Nadine wieder gesund werden. Johnny brachte mich durch seine Bemerkung darauf, daß es noch andere Probleme gab. »Wie es Mummy wohl geht?« flüsterte er mit zitternder Stimme. »Diese Frau hat mir erzählt, daß sie es gewesen ist, die meine Mutter mit dem Messer überfallen hat.«
»Ja, das habe ich mir gedacht.«
»Aber weshalb? Nur weil sie die Liebe auslöschen will?«
Ich hob die Schultern. »Irgendwo muß der Teufel anfangen. Da er nicht gerade gut auf euch zu sprechen ist, hat er bei euch eben den Anfang gemacht. So kann ich mir die Sache erklären. Er will auch nicht, daß es Statuen der Liebe gibt, wie eben diesen Amor. Er hat es geschafft und ihn umfunktioniert.«
Johnny überlegte. »Bei uns hatte er ja keinen Erfolg – oder?«
»Nicht so, wie er es sich vorstellte.«
»Wird er es dann woanders oder noch einmal versuchen?«
»Mit beidem müssen wir leider rechnen, Johnny. Du bist inzwischen auch älter geworden, deshalb will ich dir reinen Wein einschenken. Wir können davon ausgehen, daß der Teufel nicht lockerläßt. So leid es mir tut, dir dies sagen zu müssen.«
»Ich… ich habe Angst
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