0549 - Amors Teufelspfeile
ausrotten und mußte irgendwo einen Anfang machen. Wer kam ihm da gelegener als die Familie Conolly, die zu seinen Feinden gehörte. Johnny liebte seine Eltern ebenso stark, wie die beiden sich selbst liebten. Es mußte dem Teufel Vergnügen bereiten, dieses Band brutal zu durchschneiden.
Bei seiner Mutter hatte das Mädchen bisher Pech gehabt. An Johnny aber würde sich Sina schadlos halten.
Sie schüttelte den Kopf, als hätte sie seine Gedanken zuvor lesen können. »Du entkommst mir nicht, Junge. Bei deiner Mutter habe ich Pech gehabt, aber dich werde ich…«
»Nein!« keuchte der Junge und streckte einen Arm vor. »Bitte, ich habe Ihnen nichts getan. Lassen Sie mich in Ruhe! Ich… ich will nicht sterben.«
Sie lachte ihn aus. »Wer will denn schon sterben? Auch ich wollte es nicht, aber mich traf der Pfeil. Da starb ich und lebte gleichzeitig. Es ist ein anderes Leben, wie du es führst. Ich weiß jetzt, für wen ich da bin. Der Teufel hat seinen Plan raffiniert eingefädelt. Ihm gehorchen viele, jetzt sogar der Gott Amor, den die alten Römer als Liebesgott angesehen haben.«
»Ach… ich weiß davon nichts.«
»Schade, du wirst auch nicht dazu kommen, es noch zu lernen. Wenn dein Vater zurückkehrt, wird er dich finden. Hier im Zimmer, und du wirst dich nicht mehr rühren, denn Tote…«
Da sprang Johnny zurück. Er war in den letzten Monaten gewachsen und zu einem kräftigen Jungen geworden. Zudem hatte er sich in langen Gesprächen mit seinem Vater unterhalten und von ihm erfahren, daß man sich wehren mußte.
Von der Theorie bis zur Praxis ist es ein weiter Sprung, wie auch Johnny merkte.
Natürlich erinnerte er sich an die Worte seines Vaters, aber jetzt, wo diese Person mit dem Messer vor ihm stand, da bildete sich in seinem Kopf ein regelrechter Wirrwarr.
Er holte tief Luft. Vor seinen Augen verschwammen für einen Moment die Eindrücke. Er spürte Kopfschmerzen, wischte über die Augen, sah wieder klarer und erkannte, daß Sina Evans die Stellung verändert hatte. Sie stand jetzt rechts von ihm.
Johnny sprang zurück. Er wollte den Tisch zwischen sich und der Frau bringen. Sie lachte nur darüber, hatte mit einem Satz die Tischplatte erreicht, beugte sich dort vor und stieß sich ab.
Im Bogen sprang sie Johnny entgegen. Jetzt beschrieb ihre Messerhand den halben Kreis, um Johnny zu töten.
Er war plötzlich wie erstarrt, sah nur noch das Gesicht mit den veränderten Augen, das Messer, hörte die Klingel im Unterbewußtsein und dachte an nichts mehr.
Sekunden dehnten sich zu einer grausamen Länge, und in diese Zeitspanne hinein huschte in den Schattenbereich des Zimmers phantomgleich eine gestreckte Gestalt. Nadine, die Wölfin!
***
Sie hatte sich bewußt versteckt gehalten, denn es wäre fatal gewesen, hätte die Täterin sie entdeckt. Und sie hatte die Anwesenheit der Wölfin auch nicht gespürt.
Das zahlte sich nun aus.
Nadine war schnell. Ein Wolfskörper voller Kraft und Geschmeidigkeit, auch in der Lage, wuchtig zu springen und zielsicher zu sein. Im letzten Augenblick schob sie sich zwischen den Jungen und die herabsausende Klinge, die nicht mehr gestoppt werden konnte.
Die Ereignisse überschlugen sich. Johnnys Sichtfeld wurde von dem Wolfskörper verdeckt. Im nächsten Moment sah er die blanke Klinge nicht mehr, weil sie im Fell des Tieres verschwunden war, das mit Sina Evans zusammenprallte.
Johnny fiel zurück in einen Sessel. Der Junge schrie, auch die Täterin brüllte haßerfüllt und wütend auf. Sie sah ihre Felle fortschwimmen, die fürchterliche Tat war anders abgelaufen, als sie es sich vorgestellt hatte, und der schwere Körper des Tieres drückte sie dem Boden entgegen.
Sina Evans konnte sich nicht mehr halten, obwohl sie die Beine angezogen hatte und versuchte, den schweren Körper wegzustemmen. Es gelang ihr nur, die Waffe aus dem Fell zu ziehen. Einen zweiten Stoß schaffte sie nicht, denn Nadine lag auf ihrem rechten Arm und nagelte ihn praktisch fest.
Blut aus dem Fell tropfte auf Sina. Ihr Gesicht war verzerrt. Sie spürte Furcht in sich, denn der Kopf der Wölfin bewegte sich hektisch.
Damit auch die Schnauze.
Sie stand offen, bereit zum Beißen, aber Sina konnte sich unter dem Körper hinwegwinden, kroch fort und sprang auf die Füße.
Nadine lag am Boden. Auch sie wollte hoch, aber da war die tiefe Wunde, die sie daran hinderte. Nur mühsam kam sie auf ihre Läufe, blieb zitternd stehen und sackte wieder zusammen.
Johnny saß noch im Sessel. Auch
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