0549 - Amors Teufelspfeile
anschaute, konnte nur nicken. Beide hatten es geschafft, den Keller zu erreichen. Dort warteten sie, ob sich die Wölfin weiter rühren würde.
Noch hatte sich nichts getan. Vielleicht wartete sie auch auf eine günstige Gelegenheit oder suchte noch weiter, jedenfalls hatten Bill und Johnny vorerst Ruhe.
Man konnte nicht von einem richtigen Keller sprechen. In diesem Bereich lagen noch Gästezimmer. Ein Hobbyraum war dort untergebracht, Bill hatte sein Archiv hier eingerichtet, eine kleine Werkstatt ebenfalls, ein Bügelzimmer. Die Waschmaschine und der Trockner hatten hier ebenfalls ihre Plätze gefunden. Der Boden war mit hellen Kacheln gefließt worden, und die Deckenleuchten gaben ein warmes Licht ab.
Die eigentliche Kellertür war vom Material her etwas stärker als die normalen Wohnungstüren. Bill hatte sie nicht nur zugehämmert, auch von innen verschlossen. Er glaubte jedoch nicht daran, daß sie einem permanenten Angriff standhalten konnte.
Auch Johnnys Gedanken bewegten sich in diese Richtung. »Was machen wir, Dad, wenn Nadine es auch hier schafft, die Tür einzuschlagen?«
Bill strich seinem Sohn über das Haar. »Dann müssen wir uns etwas einfallen lassen.«
»Und was?«
»Keine Ahnung.« Er ging einige Schritte weiter und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
Johnny war stehengeblieben. Er sah seinen Vater nachdenklich an.
»Du hast doch diese Pistole, nicht?«
»So ist es.«
»Ich habe mal gehört, daß sie sehr gefährlich sein soll. Die Ladung tötet alles, was lebt.«
Das Thema war Bill unbehaglich. Er wich bei seiner Antwort etwas aus. »Das kann sein.«
Johnny blieb beim Thema, auch wenn es ihm schwerfiel und ihn Überwindung kostete. »Du bist nicht ehrlich zu mir, Dad. Kann das sein, oder ist das so?«
»Es ist so.«
»Auch bei Nadine…?«
»Sicher.«
Johnny Conolly holte tief Luft.
»Wenn sie dann kommt, Dad, wirst du auch schießen?«
Wieder wich Bill aus. Er wußte, wie sehr sein Sohn die Wölfin liebte. Umgekehrt war es ebenso. »Noch ist sie nicht da, Junge.«
»Aber sie wird uns finden.«
»Mal…«
»Sie hat uns schon gefunden, Daddy!« rief Johnny und fuhr herum. Mit der rechten Hand zeigte er auf die Tür.
Hinter ihr waren die Geräusche zu hören. Noch wuchtete die Wölfin ihren Körper nicht gegen das Holz. Sie beließ es vorerst dabei, am Holz zu kratzen und drückte auch mit ihrer Pfote von der anderen Seite her gegen die Klinke.
Die Tür blieb verschlossen…
Johnny war bleich geworden. Er suchte nach einem Ausweg. »Wir… wir können auch durch den Lichtschacht klettern«, schlug er vor.
»Soll ich schon mal das Gitter lösen?«
»Kannst du das?«
»Ja, das habe ich mal probiert. Von innen geht es. Aber es dauert eine Weile, Dad.«
»Die Zeit werden wir wohl nicht mehr haben«, erwiderte der Reporter. Vor der Tür bereitete sich die Wölfin auf einen Angriff vor. Sie wuchtete ihren schweren Körper gegen das Holz, das zwar zitterte, aber glücklicherweise dem ersten Druck standhielt.
Nach zwei weiteren Schlägen wurde es ruhiger. Auf den Gesichtern von Vater und Sohn zeichnete sich eine ungeheure Spannung ab, Streß. Beide atmeten keuchend und nur durch den offenen Mund.
Eine Viertelstunde verrann, ohne daß etwas geschah. Sie hörten nichts mehr, auch nicht das Tappen von Pfoten. Nur wollte keiner von ihnen glauben, daß Nadine aufgegeben hatte. Wenn in einem Körper die Kraft der Hölle steckte, dann machte die Person so lange weiter, bis sie ihr Ziel auch erreicht hatte.
Bei Nadine würde es nicht anders sein.
Jetzt war schon eine halbe Minute verstrichen. Vater und Sohn kamen sich vor wie in einem mit Elektrizität gefüllten Käfig. Auf ihrer Haut kitzelte und juckte es.
Sie lauerten.
Johnny hörte die Schritte zuerst. Sie waren schnell, der Rhythmus klang gleich, als wäre die Wölfin dabei, stets in denselben Abständen zu springen und auf den Boden zu hämmern.
Dann rammte sie gegen die Tür.
Das Krachen schallte fast bis in den letzten Winkel des großen Kellers hinein. Für einen Moment bewegte sich die Tür. Sie sah so aus, als wollte sie gleich aus den Angeln brechen, aber noch hielt sie.
Johnny war zurückgewichen, stand nun von der Tür weiter entfernt. Er wollte etwas sagen, fragen, nur versagte ihm in diesem Augenblick die Stimme.
Wieder warteten sie.
Nadine kam erneut.
Das Tappen der Pfoten, das schneller werdende Klatschen, dann der Aufprall. Diesmal noch härter, wütender und auch brutaler. Die Tür zitterte
Weitere Kostenlose Bücher