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0549 - Des Teufels Traum

0549 - Des Teufels Traum

Titel: 0549 - Des Teufels Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Sie ist fort und bedroht dich nicht etwa? Schreibt dir nicht vor, was du sagen sollst?«
    »Natürlich nicht!«
    Es klang ehrlich glaubhaft.
    Im Laufe der Jahre hatte Zamorra ein Gespür dafür entwickelt, ob jemand log oder nicht, selbst am Telefon. Er kannte Angelique; wenn sie unter Druck gestanden hätte, hätte ihre Stimme etwas anders geklungen, gepreßter, bedrückter. Es wäre ein anderer Tonfall gewesen. Eine genaue Beschreibung war ihm unmöglich; er nahm es einfach irgendwie wahr.
    »Sieh zu, daß du heim kommst«, empfahl Zamorra. »Wir sind gleich bei euch, vielleicht in einer Viertelstunde oder in zwanzig Minuten. Wir nehmen die Regenbogenblumen - falls nicht ein übereifriger Gärtner sie mittlerweile umgehackt hat.«
    »Nein, sie existieren noch. Was werdet ihr tun?«
    »Weiß ich noch nicht«, gestand Zamorra. »Ich möchte mir zunächst vor Ort ein Bild von der Sache machen. Danach sehen wir weiter. Ich denke, daß Maurice und du mir noch einiges erzählen könnt. Halt die Ohren steif, bis gleich, ja?«
    »Sicher, Mister Professor«, sagte sie. Zamorra wollte gerade auflegen… Dann ein gellender Schrei am anderen Ende der Leitung.
    »Angelique? Was ist passiert? Melde dich, Angelique!«
    Aber nichts kam mehr - nur noch das höhnisch-rhythmische Unterbrechungszeichen.
    Die Leitung war tot…
    Nur die Leitung…?
    ***
    Teri hatte sich wieder auf der Parkbank niedergelassen. Sie dachte nach. Ob das, was sie in Angeliques Gedanken »gesehen« hatte, ausreichte, um ihr Ziel wenigstens annähernd zu erreichen?
    Vermutlich nicht…
    Da war aber noch ein anderes Gedankenbild, verschwommen, verzerrt, von anderen Gedanken überlagert…
    Ein dunkler Gebäudekomplex, tief unter der Hütte…
    Doch auch diese Information war nicht konkret genug.
    Nun, zumindest war es einen Versuch wert. Sie beschloß, ihn zu wagen und sich schrittweise an ihr Ziel heranzutasten. Wenn sie Julian trotzdem nicht fand, war das eben Pech. In diesem Fall mußte sie sich etwas anderes einfallen lassen, als sich mit dem erbeuteten Amulett ausgerechnet zum Silbermond zurückzuziehen.
    Sie erhob sich.
    Und sprang nach Tibet.
    ***
    Lucifuge Rofocale schritt durch die verschlossene Tür des Lokals. Um seinen Körper herum flammte Holz auf, zerschmolz Glas, zogen sich knackend Risse durch Stein und Verputz. Wo der Erzdämon einfach durch die Tür marschiert war, zeigte sich jetzt ein Umriß als große, schmorende Öffnung.
    Die Höllenhitze, die für ein paar Sekunden von seiner Haut abgestrahlt worden war, verlosch sofort wieder.
    Angelique Cascal schrie auf.
    Sie ließ den Telefonhörer fallen.
    Wich stolpernd zurück bis zur Hintertür.
    Der Anblick des Dämons entsetzte sie. Eine dunkle, massige Gestalt mit glatter, glühender Haut, Hörnern, Flügeln, einem Schweif… Der Inbegriff des Teufels an sich!
    Die Verkörperung des Bösen, wie sie immer in allegorischen Darstellungen gezeigt wurde!
    Mit Asmodis hatte sie sich vor Jahren einmal angelegt und ihn mit ein paar Tricks und Hausmittelchen in seine Schranken verwiesen. Doch das hier war nicht Asmodis.
    Dies war der Herr der Hölle selbst!
    Sie wußte bereits, als er sich durch die Tür brannte, daß sie gegen ihn nicht ankam. Er war mächtiger als Asmodis, und sie war nicht auf sein Erscheinen vorbereitet gewesen. Ihr steckte immer noch die zweimalige Begegnung mit der veränderten Teri Rheken in den Knochen. Jetzt, wo Zamorra ihr gerade zugesagt hatte, herzukommen, tauchte dieses diabolische Monstrum auf…
    Unwillkürlich wartete sie darauf, daß die Alarmanlage ansprach. Immerhin war die Lokaltür verriegelt gewesen; Angelique hatte das Haus ja durch Sams Privateingang betreten.
    Aber es gab keinen Alarm. Vermutlich hatte der Dämon die Anlage gleich mit zerstört.
    Jetzt streckte er seine Hand aus.
    Ein seltsamer, rötlich irisierender Lichtfleck löste sich heraus und traf das Telefon.
    Es glühte auf - und zerschmolz innerhalb von Sekundenbruchteilen. Glutflüssig tropfte Metall auf den Fußboden, Plastik verdampfte. Es zischte und brodelte.
    Angelique wirbelte herum und versuchte durch die Hintertür zu entkommen. Aber eine unsichtbare Kraft packte nach ihr, hielt sie fest.
    Sie versuchte sich dagegen zu wehren, doch es gelang ihr nicht. Die Magie war stärker.
    Eine Magie, an die sie früher nie so recht hatte glauben wollen. Sicher, es gab ein paar kleine Zaubertricks, vor allem in der Kunst des Voodoo. Dafür hatte sie jedoch immer irgendeine rationale Erklärung

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