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055 - Der Würger aus dem See

055 - Der Würger aus dem See

Titel: 055 - Der Würger aus dem See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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knirschte in den zu brüchigem
Blech verrosteten Angeln, als der Fliehende gegen die Holzwand knallte. Dumpf
dröhnte es durch den geisterhaft stillen Schiffsrumpf.
    Delugan erhob sich, warf einen Blick zurück und rannte dann
weiter, als er bemerkte, daß dem Ungeheuer offensichtlich dieses Versteck
entgangen war. Delugan drang tiefer in die stille, düstere Welt des
Schiffsrumpfes ein. Lange Fäden aus Algen und Wasserpflanzen wehten wie unter
einem unterirdischen Wind in die Höhe und wurden von dem knöcheltiefen Wasser,
durch das er watete, in ständiger Bewegung gehalten. Das Heck lag fast völlig
im Wasser, und Fischschwärme, schillernd und phosphoreszierend, huschten davon,
als der Zweibeiner auftauchte, als fürchteten sie sich vor dem Schauspiel, das
unmittelbar bevorstand.
    Genau in diesem Augenblick legte sich nämlich die kalte
Knochenhand auf sein Gesicht.
    Gurgelnd prallte Delugan zurück. Sein Gesicht war so weiß wie das
Skelett, das an einer fingerdicken Kette vor ihm an der niedrigen Decke hing.
Kein Fetzen Fleisch mehr bedeckte das Knochengerüst. Schon
    lange Zeit mußte dieses Skelett hier hängen. Fische und -
schlagartig traf ihn die Erkenntnis.
    Das Skelett hing in der Luft - wie konnten da die Fische dafür
gesorgt haben, daß ... Er dachte den Gedanken nicht zu Ende, es war
ungeheuerlich!
    Das schwankende Skelett - war vielleicht noch gar nicht so alt! Er
mußte sofort an Walt Mitchell denken.
    Aber dann trat etwas ein, das seine erste Idee völlig zunichte
machte.
    Die dünne Kette, an der das Skelett hing, zerbrach. Sie hatte dem
überraschenden Ansturm des Menschen nicht standhalten können.
    Die Kette war uralt - also war es auch der Mensch, den
irgendjemand irgendwann hier aufgeknüpft hatte.
    Delugan taumelte weiter und erreichte über eine schmale Treppe,
die nach oben führte, die Offiziersmesse. Der Raum war groß und rechteckig,
Fetzen von verfaulten Vorhängen lagen am Boden. Der Schiffsrumpf erzitterte.
Von irgendwoher näherte sich ein schwerer Körper. Die morschen Planken ächzten
unter dem Gewicht.
    Schweiß trat auf die Stirn des Amerikaners. Das Ungeheuer hatte
seine Spur nicht verloren!
    Gehetzt blickte Delugan sich um. Es gab aus der Messe keinen
weiteren Ausgang mehr, er mußte den Weg zurückgehen und sich irgendwo anders
verstecken ... Da fiel sein Blick in die düstere Ecke, wo ein morscher Stuhl
stand und eine alte, schwarze Truhe, deren Bronzebeschläge Patina angesetzt
hatten.
    Die Truhe!
    Mit zwei rasenden Schritten war er drüben.
    Seine Finger drückten den schweren Holzdeckel in die Höhe. Im
gleichen Augenblick schrie er gellend auf.
    Eine leichenblasse, verweste Hand rutschte über den Rand der
Truhe. Das mürbe Fleisch löste sich von den Knochen und klatschte wie schwere
Regentropfen auf Delugans Schuhe.
    Der Wissenschaftler starrte auf die aufgedunsene Gestalt, die in
der Truhe lag. Das Gesicht war schon so in Verfall übergegangen, daß man nicht
mehr feststellen konnte, um wen es sich hier handelte.
    Lediglich an der Armbanduhr, die am verwesten linken Armgelenk
schlotternd herumhing, konnte man den Leichnam identifizieren.
    Es war - Walt Mitchell...
    Unter normalen Umständen hätte sich sein Körper in dieser luftdicht
abschließenden Truhe erhalten können.
    Doch die von
unten her eindringende Feuchtigkeit und die damit heran geführten
Mikroorganismen hatten ihr Zerstörungswerk ziemlich rasch begonnen. '
    Im ersten Augenblick schien es, als hätte Mitchell in seiner Verzweiflung
hier Zuflucht gesucht, um vor dem Ungeheuer sicher zu sein. Aber dann sah
Delugan das faustgroße Loch mitten in der Brust des Wissenschaftlers. Es sah
aus, als wäre Mitchell ein großes Schwert in den Brustkorb gerammt worden.
    All dies nahm Delugan in wenigen Sekunden wahr, während sein
unsteter Blick verzweifelt nach einem Versteck suchte.
    Er kannte das Wrack zu wenig, um auf Anhieb eine geeignete Stelle
zu finden. Hinzu kam die Düsternis, die verhinderte, daß er sich schnell und
sicher orientieren konnte.
    Sein geheimnisvoller Verfolger jedoch schien im Finstern weitaus
besser zu sehen als er, der Mensch.
    Der Amerikaner ließ den Kopf sinken und drehte sich dann ganz lang
sam um. Die Gewißheit, daß es keinen Ausweg mehr gab, lähmte ihn. Eine schmerzliche
Lethargie nahm ihn gefangen.
    Er hob den Blick und starrte auf den Riesen, der keine fünf
Schritte von ihm entfernt stand.
    Ein gutturaler Laut verließ die Kehle des Ungeheuers, dessen
eckiger Schädel, in

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