055 - Der Zahn der Hydra
dennoch nicht nötig, daß wir uns und die Tiere überfordern, Yalla«, sagte Sheesa. »Yarrambool und seine Krieger können nicht schneller am Ziel sein als wir. Der Weg durch die Schlucht bringt einen großen Zeitvorteil.«
»Ein bißchen mehr Tempo könnten wir und die Tiere schon verkraften«, sagte ich ungeduldig. »Ich habe den Verdacht, du nimmst Rücksicht auf mich, aber das ist nicht nötig. Ich weiß, was ich mir abverlangen kann. Vorwärts!«
Von nun an ritten wir schneller, direkt auf ein düsteres, brennendes Bergmassiv zu.
Ich sah einen tiefen, schmalen Einschnitt - die Schlucht.
»Sie verläuft fast schnurgerade«, erklärte mir Sheesa, »und in der direkten Verlängerung befindet sich die Siedlung der Verdammten.«
Ich lachte. »Nachdem du mir das verraten hast, könnte ich dich zurückschicken und allein weiterreiten.«
»Das wirst du nicht tun, Yalla.«
»Nein«, sagte ich, »das werde ich nicht tun, aber ich weiß nicht, ob ich damit richtig handle.«
»Es kann nur richtig sein, wenn du mir erlaubst, bei dir zu sein, Yalla.«
Die Schlucht war von Anfang an so eng, daß höchstens fünf Pferde nebeneinander Platz gehabt hätten. Manchmal wurde sie sogar noch enger, dann rückten die brennenden Felswände wieder etwas mehr auseinander, aber der Platz, den man hier drinnen hatte, war unbedeutend.
Flammender Sand bedeckte den Boden. Dumpf stampften die Hufe der Pferde hinein.
Dies war wirklich nicht der richtige Weg für eine größere Anzahl von Kriegern. Sheesa und ich kamen jedoch gut vorwärts.
Feuerfelsen lagen manchmal im Weg, und es war nicht immer leicht, an ihnen vorbeizukommen.
Ich erfuhr von Sheesa nach einer Weile, daß wir ungefähr ein Drittel der Schlucht hinter uns hätten.
»Warst du schon mal hier?« fragte ich meine brennende Begleiterin.
»Ja, aber das ist lange her. Burrshy, mein Bruder, zeigte mir damals den Weg.«
»Ich würde Burrshy gern kennenlernen, damit ich ihm sagen kann, was für eine nette, liebenswerte Schwester er hat.«
»Seit ich bei Cannitta im Tempel lebe, habe ich Burrshy nicht mehr gesehen. Ich würde mich freuen, ihn wiederzusehen und ihn mit dir bekannt zu machen, Yalla.«
Mitten in der Schlucht lag ein mächtiger Felsklotz. Links kam man wegen einer brüchig aussehenden Erdspalte nicht vorbei, aber rechts gab es eine Möglichkeit, zu passieren.
Wir ritten hintereinander.
Plötzlich stieß Sheesa einen Warnschrei aus: »Yalla! Vorsicht!«
Und dann ging die Hölle über uns herein.
***
Feuerkrieger hatten uns aufgelauert. Es konnte sich nur um Verdammte handeln. Einer von ihnen sprang vom Felsen. Er stürzte sich auf Sheesa und riß sie vom Pferd. Sie wälzten sich über den brennenden Boden. Das Feuerpferd wieherte erschrocken und wich zurück.
Ich sah einen Arm und eine Lanze, und als diese auf mich zuflog, duckte ich mich. Die geschleuderte Waffe sauste über mich hinweg und hackte gegen den Felsen.
Ich sprang aus dem Sattel.
Teufel, tat das weh! Aber ich achtete nicht darauf. Ich mußte Sheesa beistehen. Mutig und verbissen kämpfte sie gegen den Verdammten.
Da sie sich immer wieder herumwälzten, konnte ich die Lanze nicht einsetzen. Deshalb zog ich den Dolch, doch ich kam nicht zu Sheesa. Zwei Verdammte versperrten mir den Weg.
Sie hielten Schwerter in den Händen.
Ich nahm den Dolch in die Linke und zog ebenfalls das Schwert. Ohne zu warten, drang ich auf die Feinde ein, während es Sheesa gelang, allein mit dem Feuerkrieger fertigzuwerden.
Ich wußte nicht, wie sie es geschafft hatte, jedenfalls stand sie auf einmal wieder auf den Beinen, und der Mann blieb liegen.
Und sofort eilte dieses tapfere Mädchen mir zu Hilfe. Ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit zu nehmen, griff sie in das Kampfgeschehen ein, und sie führte ihr Schwert fast so gut wie ein Krieger.
Schnell und wendig wie eine Gazelle war sie. Was Burrshy ihr beigebracht hatte, war in ihrem Gedächtnis haften geblieben, und sie setzte ihr Wissen nun gekonnt in die Tat um.
Einer der beiden Verdammten war gezwungen, sich mit ihr zu beschäftigen, dadurch hatte ich es nur mit einem Gegner zu tun, und das war eine enorme Entlastung für mich.
Es wäre unwahr gewesen, zu behaupten, daß mich meine Verletzung nicht behinderte. Im Eifer des Gefechts vermochte ich den Schmerz jedoch soweit zu verdrängen, daß ich meinem Gegner ebenbürtig war.
Als ihn mein Schwert an der Schulter traf, stieß er einen heiseren Schrei aus, und dann ging er aufs Ganze. Blut tropfte
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