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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Zusammenstößen mit anderen Wagen.
    In der Stauton Street fand ich einen Parkplatz. Meine Hände zitterten so stark, daß ich das Lenkrad nicht mehr halten konnte. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und zuckte zusammen. Mein Gesicht sah wie das eines Schwerkranken aus. Es war mit tiefen Falten durchzogen, die Haut war grau und die Augen lagen tief in den Höhlen und waren glanzlos.
    Ich schloß die Augen und lehnte mich zurück. Wie lange ich so im Wagen gesessen hatte, ich wußte es nicht; es konnten Minuten aber auch Stunden gewesen sein. Irgendwann stieg ich aus und schlenderte durch die Straßen und Gassen. Und ganz allmählich belebten sich meine Geister wieder. Ich blieb stehen und blickte mich um. Zum erstenmal nahm ich seit Stunden meine Umgebung wieder bewußt wahr. Ich stand vor meinem Hotel. Langsam überquerte ich die Straße und sah auf meine Uhr. Es war kurz nach neunzehn Uhr.
    Ich hoffte, daß ich eine Nachricht vom O.I. vorfinden würde, aber es wurde mir nichts überreicht. In der Hotelhalle warf ich einen der Briefe in den Briefkasten und fuhr dann in mein Zimmer hoch, steckte mir eine Zigarette an und grübelte nach, wie ich dem O.I. eine Nachricht zukommen lassen konnte, doch mein Denkapparat war noch immer gelähmt. Wie ein Schwachsinniger saß ich da und stierte die Wand an.
     

     
    Gegen zwanzig Uhr erwachte ich endlich aus meiner Erstarrung. Ich bestellte einen kleinen Imbiß und eine Flasche Bourbon aufs Zimmer. Dann duschte und rasierte ich mich und zog mich um. Überraschenderweise fühlte ich mich plötzlich wieder recht gut. Ich dachte kurz über die Ereignisse des Tages nach und kam zu der Überzeugung, daß der Abend die Entscheidung bringen würde. Nachdem ich zwei Glas Whisky getrunken und einen Happen gegessen hatte, holte ich mir den Koffer mit meinen Dämonenbannern und wählte einige aus. Ich hatte keine Ahnung, ob mir meine Hilfsmittel von Nutzen sein würden, aber ich hatte keine Wahl, wenn ich Cocos Tod rächen wollte. Kurz vor einundzwanzig Uhr verließ ich das Hotel, pfiff nach einem Taxi und ließ mich zu Lundsdales Wohnung fahren. Ich wußte eigentlich nicht, warum ich Lundsdale noch einmal sehen wollte.
    Es war ein unbestimmter Zwang, der mich zu ihm trieb.
    Der Taxifahrer fuhr aufreizend langsam, und ich trieb ihn zur Eile an, doch er reagierte nicht auf meine Aufforderung. Er bummelte gemächlich durch den schwächer werdenden Abendverkehr. Zwanzig nach neun Uhr hielt er endlich vor Lundsdales Haus. Ich stieg aus und zahlte. Er steckte das Geld grinsend ein und sah mich an.
    »Ich wünsche Ihnen einen vergnügten Abend, Mr. Hunter«, sagte er und brauste los.
    Ich runzelte die Stirn und sah ihm nach. Schulterzuckend betrat ich das Haus. Die Halle war leer.
    Ich stieg in den Aufzug, fuhr hoch, verharrte aber einige Sekunden, ehe ich auf den Gang hinaustrat, der zu Lundsdales Wohnung führte. Auf mein Läuten hin rührte sich nichts, aber die Tür war nicht abgesperrt.
    Im Grunde wollte ich die Wohnung nicht betreten; ich wollte fort; doch der seltsame Zwang trieb mich weiter. Schweiß stand auf meiner Stirn, als ich die Tür zum Wohnzimmer öffnete. Es war dunkel, und ein fauliger Geruch, der mir nur zu bekannt war, hing in der Luft. Die Jalousien waren heruntergelassen, so daß ich kaum etwas erkennen konnte.
    »Lundsdale?« fragte ich mit krächzender Stimme.
    Keine Antwort. Nur das Ticken einer Uhr war zu hören, überlaut in der unheimlichen Stille. »Lundsdale?« fragte ich nochmals und trat ein.
    Der Gestank wurde stärker. Ich ahnte, was ich sehen würde, sobald ich das Licht andrehte, und ich wehrte mich dagegen; ich wollte es nicht sehen. Doch meine Hand berührte den Türstock und glitt weiter.
    Die Tapete fühlte sich kühl unter meiner Handfläche an. Schließlich erreichten meine suchenden Finger den Lichtschalter, aber ich unterdrückte den Zwang und machte kein Licht.
    Von irgendwoher kam ein knarrendes Geräusch. Ich zuckte zusammen. Es knarrte nochmals. Etwas stieß gegen einen Stuhl, der krachend umfiel. Schritte kamen auf mich zu. Eine eiskalte Hand berührte meine Wange. Ich wollte in meine Rocktasche greifen, doch ich hatte keine Gewalt mehr über meinen Körper; ich war gelähmt. Die eisige Hand tastete über mein Gesicht, vorsichtig, wie die Hand eines Blinden. Dann legte sie sich auf meine Schulter. Ich hörte wie die Fingernägel über die Wand kratzten, den Lichtschalter erreichten und herunterdrückten.
    Der Raum war jetzt in mattes

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