055 - Labyrinth des Todes
Gesicht.
»Viel Vergnügen!« sagte Lundsdales Gesicht und verwandelte sich wieder in das Gesicht des Fahrers.
Ich sprang aus dem Taxi und ging zum Gartentor. Die Schwarze Familie spielte weiterhin mit mir. Immer mehr gewann ich den Eindruck, daß sie mir alle ihre Möglichkeiten vorführen wollten, um mir dadurch meine Ohnmacht um so deutlicher zu Bewußtsein zu bringen.
Olivaro begrüßte die Gäste in der Halle, die abends noch beeindruckender aussah. Ein Großteil der Kunstgegenstände wurde von Scheinwerfern angestrahlt, die so aufgestellt waren, daß die Gegenstände dadurch noch kostbarer wirkten.
Olivaro trug einen mitternachtsblauen Smoking. Er lächelte mir freundlich zu und ergriff mit beiden Händen meine rechte Hand und schüttelte sie herzlich.
»Es freut mich sehr, daß Sie gekommen sind«, sagte er, und sein Lächeln vertiefte sich. »Sie werden sich sicherlich gut unterhalten.«
Ich gab das Lächeln zurück, meines fiel aber bei weitem nicht so herzlich wie seines aus. Die Ausstrahlung von Dämonen war überdeutlich zu spüren.
»Sobald alle Gäste da sind«, sagte Olivaro weiter, »stelle ich Sie meinen Freunden vor. Mischen Sie sich einstweilen unters Volk. Viel Spaß! Um Mitternacht erwartet Sie eine besondere Attraktion, Mr. Hunter. Ich habe eine Überraschung für Sie vorbereitet, die Ihnen sicherlich viel Spaß machen wird.«
Er ließ meine Hand los und wandte sich ab. Ich kam mir etwas deplaziert in meinem zerdrückten Anzug vor. Die Herren und Damen, die ich sah, trugen alle Abendgarderobe.
Einige Chinesenmädchen in eng anliegenden Kimonos gingen zwischen den Gästen herum und boten Drinks an. Ich nahm einen Gin-Tonic und beobachtete die Gäste.
In der Halle befanden sich etwa zwanzig Personen, von denen ich niemanden kannte. Ich hielt das Glas in der rechten Hand, nippte gelegentlich daran und versuchte, möglichst ruhig und gelassen zu wirken; dabei verspürte ich den Drang, mir nervös den Bart zu zwirbeln, doch ich unterdrückte diese Regung.
Es ging hier nicht anders zu, als auf anderen Partys, die ich vorher besucht hatte. Einige kleine Gruppen hatten sich gebildet, die sich angeregt unterhielten, aber es gab auch Einzelgänger, die allein herumstanden und vorgaben, sich für die Kunstwerke zu interessieren.
Ich blieb neben einem kleinen dicken Mann stehen, der einen Kneifer trug und fasziniert ein Opfergefäß aus Bronze betrachtete.
»Sehen Sie sich diese Opferschale genauer an, Mr. Hunter!« sagte der kleine Mann, und ich wunderte mich, woher er mich kannte.
Er blickte mich an. Sein Schädel war völlig kahl, das Gesicht rund und rosig, sein Blick eisig. Er starrte wieder das Opfergefäß an und beugte sich dabei weit vor.
»Ich nehme an, daß Sie nicht viel Ahnung von chinesischer Kunst haben?«
»Da haben Sie recht«, sagte ich und trat einen Schritt zur Seite. Die Nähe des kleinen Mannes machte mich unruhig.
Er nickte und brummte. »Das dachte ich mir. Sie haben auch Besseres zu tun, als sich mit Kunst zu beschäftigen. Dabei wäre es Ihrer Gesundheit viel zuträglicher gewesen, hätten Sie Ihre Interessen auf andere Dinge gelenkt.«
In seinen Worten schwang eine nicht zu überhörende Drohung mit und ich sah ihn mir nun genauer an.
Sein Gesicht verzerrte sich.
»Eine großartige Opferschale«, schwärmte er. »Sie stammt aus der späten Shanghaizeit. Ich würde sagen 1100 bis 1000 v. Chr. Ein wunderschönes Stück. Normalerweise ist bei solchen Gefäßen das Hauptmotiv die Tao-t-ieh-Maske, die die obere Partie eines Raubtieres darstellt. Aber hier wurde ein anderes Motiv gewählt. Sehen Sie selbst!«
Zögernd trat ich näher und beugte mich vor. Ich war aus seinen Worten nicht klug geworden. Er wich zur Seite.
Das Opfergefäß stand auf drei gekrümmten Beinen, und auf dem oberen Teil erkannte ich einige Figuren. Ich brauchte nur einen kurzen Blick hinzuwerfen, um zu erkennen, was das Motiv darstellte: Ein Mann, der einen Schnurrbart trug, wurde von drei Ghouls angegriffen.
Ich zuckte zurück und starrte den kleinen Mann an, der leise kicherte.
»Wer sind Sie?« fragte ich gepreßt.
»Mein Name ist Irving Bacon«, sagte er. »Die Figur auf dem Opfergefäß hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Ihnen, Mr. Hunter.«
»Woher kennen Sie mich, Mr. Bacon?« fragte ich.
»Sie sind ein bekannter Mann«, sagte er, und sein Grinsen wurde breiter. »So bekannt, daß extra für Sie eine Party organisiert wurde. Ich hoffe, Sie wissen diese Ehre auch
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