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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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tot und würde in einiger Zeit vergessen sein. Wahrscheinlich werde ich ersticken, dachte sie, und war überrascht, wie gefaßt sie dem Tod gegenüberstand. Ich sterbe und kenne nicht meinen Namen, weiß nichts von meinem Leben.
    Irgendwann bemerkte sie den Lichtschein. Es war ein seltsames gelbes Licht, das immer heller wurde; und sie hörte schabende Geräusche, die rasch näher kamen. Sie schöpfte wieder Hoffnung. Das Splittern von Glas war überlaut zu hören. Der Sargdeckel barst an einigen Stellen auseinander, und Erde prallte auf ihren Körper.
    Sie wollte den Kopf zur Seite drehen, doch noch immer hatte sie keine Gewalt über ihre Glieder.
    Das Licht wurde greller. Irgend etwas kroch über ihren Körper; es fühlte sich weich und schleimig an. Eine halb durchsichtige Masse preßte sich auf ihre Schultern, schob sich weiter vorwärts und kroch über ihr Kinn.
    Dann sah sie die Gestalt. Der Anblick war so entsetzlich, daß sie ohnmächtig wurde.
    Sie hatte keine Schmerzen, als sie aus der Ohnmacht erwachte, doch sie konnte nichts mehr erkennen. Das schleimige Etwas hatte ihren Körper völlig umhüllt und fraß sie bei lebendigem Leib auf. Irgendwann erloschen ihre Gedanken.
     

     
    »Du mußt dich endlich damit abfinden, daß dich Coco verlassen hat«, sagte Donald Chapman.
    Ich starrte die Glut der Zigarette an und antwortete nicht. Er hatte leicht reden. Mir war erst in den letzten Tagen richtig bewußt geworden, wie sehr ich an Coco hing.
    Ich sog an der Zigarette, drückte sie aus und blickte Chapman an.
    Vor weniger als fünf Monaten war er noch ein normal gewachsener Mann gewesen, jetzt war er kaum dreißig Zentimeter groß. Chapman war Mitte Fünfzig und hatte dem Secret Service angehört. Jetzt war er einer meiner Mitarbeiter im Kampf gegen die Schwarze Familie.
    Ich stand auf und trat ans Fenster. Coco hatte mir vor vierzehn Tagen einen kurzen Brief hinterlassen, in dem sie mir lakonisch mitteilte, daß sie sich in Mike Lundsdale verliebt habe und mit ihm fortgehen wolle.
    Ich drehte mich um und sah wieder Chapman an, der auf einem Stuhl saß und mich nicht aus den Augen ließ.
    »Ich kann mich nicht damit abfinden, daß mich Coco verlassen hat«, sagte ich. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie sich in Lundsdale verliebt hat.«
    Chapman lachte spöttisch. »Das verträgt wohl dein Selbstbewußtsein nicht, was?«
    Ich winkte unwillig ab. »Unsinn! Da steckt mehr dahinter. Ich fürchte, daß Coco in eine Falle der Schwarzen Familie gelaufen ist.«
    Chapman schwieg. Wir hatten dieses Thema in den vergangenen Tagen genügend durchgesprochen, und es war mir klar, daß Don einfach genug davon hatte.
    Ich schloß die Augen und lehnte mich gegen das Fensterbrett. Es paßte nicht zu Coco, daß sie einfach davonlief und nichts als einen kühlen Brief hinterließ.
    Coco Zamis hatte ich vor wenigen Monaten in Wien kennengelernt. Sie hatte der Schwarzen Familie angehört und war eine Hexe gewesen, die auf mich angesetzt worden war, um mich zu vernichten, doch sie hatte sich in mich verliebt und mir seither geholfen und war deshalb aus der Schwarzen Familie ausgestoßen worden.
    Coco hatte auf eigene Faust versucht, eine Dämonen-Organisation auszuheben. Sie hatte sich um den freigewordenen Posten einer Sekretärin im Isacaaron-Internat beworben und ihn auch bekommen. In diesem Internat hatte sie Mike Lundsdale kennengelernt, der dort als Lehrer beschäftigt gewesen war. Es war Coco gelungen, die Dämonen zu vernichten, doch bevor ich noch mit ihr hatte sprechen können, war sie plötzlich verschwunden.
    So sehr ich es auch drehte und wendete, ich glaubte nicht daran, daß Coco mich freiwillig verlassen hatte. Zu sehr hatte sie sich beim Kampf gegen die Schwarze Familie engagiert. Und trotzdem sie ihre meisten Fähigkeiten verloren hatte, war sie für mich unersetzlich geworden.
    Es gab auf der ganzen Welt Tausende von Dämonen, Vampiren, Hexen und Werwölfen, die sich zu einer riesigen Familie zusammengeschlossen hatten und von der Menschheit unerkannt ihre bösen Taten ausführten. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, sie zu vernichten. Eine Aufgabe, die ich allein nicht bewältigen konnte. Ich bekam vom Secret Service Unterstützung, hatte mir aber trotzdem meine Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit bewahren können. Der Observator Inquisitor, der quasi mein Vorgesetzter war, teilte meine Zweifel über Cocos Verschwinden. Er hatte über den Secret Service eine Fahndung nach ihr eingeleitet, die aber

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