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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Vermögen kosten. Soweit ich unterrichtet war, wurden hier nur Weiße bestattet. Die einheimische Bevölkerung hatte andere Friedhöfe, die außerhalb der Stadt lagen.
    Lundsdales Körper wurde steif. Er blieb stehen, und seine Hand verkrallte sich in meinen Unterarm. »Ich flehe – Sie an – Hunter!« stammelte er. »Lassen Sie – mich zurück!«
    Ich warf ihm einen Blick zu. Er simulierte nicht. Sein Gesicht war verzerrt, und dicke Schweißtropfen perlten über seine Stirn.
    Doch ich gab nicht nach. Ich ging zum Pförtnerhaus und zerrte Lundsdale mit mir mit. Ein in Schwarz gekleideter kleiner Chinese öffnete die Tür und trat heraus. Sein Gesicht war eine gelbe Maske, unbeweglich, nur die Augen funkelten uns an.
    »Womit kann ich Ihnen dienen, Sir?« fragte er in einwandfreiem Englisch.
    »Wir suchen das Grab von Coco Zamis«, sagte ich.
    Er nickte. »Gehen Sie immer geradeaus und biegen Sie in den zwölften Weg ein! Das vierte Grab.« Er verbeugte sich, und ich dankte.
    Ich konnte Lundsdale verstehen. Auch ich machte mir nichts aus Friedhöfen und Begräbnissen.
    »Ich tue alles, was Sie wollen, Hunter«, keuchte Lundsdale. »Lassen Sie mich zurück!«
    Ich dachte nicht daran. Ich wollte seine panische Angst ausnutzen. Vielleicht würde er mir vor Cocos Grab einiges verraten, was er möglicherweise verschwiegen hatte.
    »Sie sollten mal zu einem Arzt gehen«, sagte ich kühl. »Ihre Angst vor Friedhöfen ist nicht normal.« Als wir die ersten Gräber erreicht hatten, ging eine Veränderung mit ihm vor. Seine Verkrampftheit löste sich. Er schritt wie eine aufgezogene Puppe neben mir her. Ich blickte mich flüchtig um. Einige der Gräber waren über zweihundert Jahre alt, die Grabsteine verwittert und unansehnlich.
    Ich ließ Lundsdales Hand los und ging einen Schritt vor. Er folgte mir wie ein Schoßhündchen. Sein Ausdruck wirkte gelöst, die Augen hatte er halb geschlossen. Er atmete ruhig. »Sehen Sie, Lundsdale«, sagte ich, »auf einmal geht es.«
    Er gab mir keine Antwort. Ich gewann den Eindruck, daß er nicht mehr Herr seiner Sinne war. Auch wenn ich stehenblieb, ging er ruhig weiter. Seine Schritte wurden immer größer, immer rascher. Schließlich hatte ich fast Mühe, ihm zu folgen.
    Als er die zwölfte Reihe erreichte, bog er nach links ab. Seine Schritte wurden wieder langsamer, seine Gestalt straffte sich.
    Der Pförtner hatte recht gehabt. Cocos Grab war das vierte in der Reihe. Der Grabhügel war noch nicht eingefaßt. Einige verdorrte Kränze und Buketts lagen auf dem Hügel. Auf einem einfachen Grabstein von etwa einem Meter Höhe stand in Goldbuchstaben: Coco Zamis. Kein Geburts- oder Sterbedatum.
    Lundsdale hatte das Grab erreicht, doch er blieb nicht stehen; er ging weiter, verharrte vor dem Grab daneben und starrte den Grabstein an, der die gleiche Form und Farbe wie Cocos hatte, auf dem aber keine Inschrift stand.
    Ich kam näher und blieb neben Lundsdale stehen. Er hatte die Augen geschlossen, und seine Lippen bebten. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und wollte ihn vom Grab wegzerren, doch er wehrte sich und starrte weiterhin den leeren Grabstein an.
    Plötzlich war ein Flimmern in der Luft. Überrascht trat ich einen Schritt näher, sah die Schrift und erstarrte.
    Dorian Hunter, las ich. Gestorben am 13. April 1973.
    Es dauerte einige Sekunden, bis sich meine Starre löste. Langsam ging ich um das aufgeworfene Grab herum und bückte mich vor dem Grabstein. Die Schrift war deutlich zu erkennen.
    Ich fuhr mit der rechten Hand über mein Kinn und stand auf. Heute war der 11. April 1973. Doch jemand wußte ganz genau den Tag meines Todes. Und jemand hatte vorsorglich für mich ein offenes Grab vorbereitet und gleich den Grabstein bestellt.
    Das war mehr als eine Warnung der Schwarzen Familie.
    Das war mein Todesurteil.
    Zwei Tage hatte ich noch Zeit. Zwei kurze Tage, die ich nutzen mußte.
    Ich blickte Lundsdale an, der noch immer bewegungslos vor dem offenen Grab stand und den Grabstein anstierte. Eine alte Frau, ganz in Schwarz, den gekrümmten Oberkörper auf einen dicken Stock gestützt, kam an Lundsdale vorbei. Sie blinzelte mir kurzsichtig zu und humpelte weiter. »Entschuldigen Sie, Madame«, sagte ich rasch und ging auf sie zu.
    Sie wandte den Kopf und starrte mich ungehalten an. »Ja?« sagte sie fast unhörbar. »Ja?«
    »Könnten Sie mir, bitte, sagen, was auf diesem Grabstein steht?«
    Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, dann sah sie mich

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