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0550 - Der Heimkehrer

0550 - Der Heimkehrer

Titel: 0550 - Der Heimkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es im Grau des Himmels.
    Bisher war es eine dichte, undurchsichtige Decke gewesen. Zum Osten hin aber öffnete sich diese Decke, als wäre jemand dabei, einen Vorhang langsam zu entfernen.
    Carl Lidholm zeigte sich irritiert. Er wußte nicht, wie er diese Bewegung einstufen sollte. Außerdem beschäftigte ihn noch immer die gekippte Pyramide.
    Beides stand in einem Zusammenhang, daran gab es für ihn überhaupt keinen Zweifel.
    Neben ihm stand Hasso. Auch der Schäferhund zeigte sich irritiert. Sein Fell war gesträubt, das Maul klaffte weit auf, in seinen Augen stand ein irritierendes Glitzern, das Hecheln hörte sich an, als würde er unter einem schweren Druck stehen.
    »Ruhig, Hasso, sei ganz ruhig. Es wird dir nichts passieren, glaube mir…«
    Auch Lidholm konnte eine Veränderung der Stimme nicht vermeiden. Einen Beweis besaß er zwar nicht, doch er mußte einfach davon ausgehen, daß sich Dinge ereigneten, für die er keine Erklärung wußte. Etwas Unheimliches bahnte sich an.
    Im Grau des Himmels trieb etwas heran. Das Fernglas lag im Wagen, Carl hätte es nur zu holen brauchen. Das tat er nicht. Der Mann blieb stehen und beobachtete, weil er um Himmels willen nichts verpassen wollte.
    Die Bewegung war auch begrenzt. Sie bildete ein großes Muster, das immer weiter vorantrieb – und…
    »Nein!« ächzte Lidholm, »das gibt es nicht. Das kann nicht sein.«
    Nervös wischte er über seine Augen. Die Lippen waren verzerrt, der Blick starr und angestrengt, denn was dort durch das glatte Wolkengrau schwebte, waren Vögel.
    Eigentlich gehörten sie dorthin, aber die Vögel über ihm bewegten sich nicht.
    Sie trieben, ihre Flügel lagen starr, sie bildeten ein großes Rechteck, lagen dabei so dicht aneinander, daß es aussah, als würden sie zusammenkleben.
    Eine Masse an Vögel, die wie ein Teppich nähertrieb und schon bald über ihm war.
    Hasso begann zu jaulen. Er duckte sich und schien ein Versteck zu suchen. Jemand hatte das Grauen geschickt.
    Auch Lidholm hatte Mühe, sich zu beherrschen. Er wäre am liebsten weggelaufen, denn er sah, daß die Vögel tot waren.
    Ein Totes Land und tote Vögel. Plötzlich paßte alles zusammen.
    Carl Lidholm überlegte fieberhaft, was dieses Zeichen zu bedeuten haben könnte. Bei dem Wort Zeichen hakte es bei ihm ein.
    Ein Zeichen ist gleichzeitig ein Omen. Beides kann eine Warnung sein. Und er dachte an früher, als ein alter Pastor von der Apokalypse gesprochen hatte. Von den Weissagungen des Johannes, von den sieben Siegeln, die aufgebrochen werden.
    »Und wenn das letzte Siegel erbrochen ist, wird das Ende der Welt da sein!« flüsterte er vor sich hin. Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor.
    Was er sah, war nicht das letzte Siegel, es gehörte zu den ersten, wenn überhaupt.
    Vieles lief in seinem Kopf zusammen. Überlegungen, Ideen. Er dachte an Berichte, die er gelesen hatte. Menschen behaupteten, daß der Untergang der Welt dicht bevorstünde.
    Zeichen waren da.
    Die Umwelt wurde zerstört. Katastrophen, wo man hinschaute.
    Die Welt stand auf der Kippe.
    Und jetzt die Vögel…
    Tot wie die Robben und die Fische in der Nordsee. Hatten sie den Anfang gemacht? Waren die Vögel vielleicht das zweite Zeichen?
    Lidholm dachte nicht weiter, er fürchtete sich davor, durchzudrehen. Er wollte nur beobachten.
    Die Vogelkörper zogen nicht mehr weiter. Sie ruhten über seinem Kopf wie eine große Decke und auch innerhalb der pyramidenartigen Umrisse. Das mußte einfach etwas zu bedeuten haben. Die Pyramide war ebenfalls ein Zeichen, ein magisches Omen…
    Hasso bellte.
    Laut, scharf, wütend und sich gleichzeitig zurückziehend. Er mußte etwas vorausgespürt haben. Tiere reagieren da viel sensibler als Menschen.
    Der Hund behielt recht.
    Urplötzlich geriet in die Masse der Vögel Bewegung. Zur gleichen Zeit glühten die Umrisse der Pyramide auf, dann aber hielt es die toten Tiere nicht mehr am Himmel.
    Sie regneten zu Boden…
    ***
    Carl Lidholm hatte es kaum glauben wollen. Er schloß für einen Moment die Augen, hörte in seiner Nähe das Klatschen, als die Körper zu Boden fielen, und erwachte wie aus einem Traum.
    Hasso rannte bellend weg. Der Schäferhund flüchtete vor dem Grauen. Sein Herr reagierte erst, als er von zwei Kadavern getroffen wurde. Sie klatschten auf seinen Kopf. Ein Vogel, es war eine Taube, rollte über seinen Rücken dem Erdboden entgegen. Die andere rutschte ihm über die Stirn und das Gesicht, wobei die starren Krallen sich beinahe in seinen

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