0551 - Mörderische Drillinge
möglicherweise der normale Keller. Das hatte mich nicht stutzig gemacht, dafür aber Theo Aldridges Stimme. Er sprach mit jemandem, der allerdings keine Antwort gab.
Ich bewegte mich lautlos voran. Sehr schwacher Lichtschein wies mir den Weg. Er drang durch den Spalt und verlor sich in dem Verlies.
An der Tür blieb ich stehen. Noch verwehrte mir das Holz den Blick in den Keller, aber ich lauschte und hörte sehr interessante und ungewöhnliche Dinge.
Okay, es war Theos Stimme, aber wie hatte sie sich verändert! Die Worte fügten sich jammernd und klagend aneinander, sie waren auch undeutlich, manchmal nur ein Zischen.
Dieser Mensch zeigte sein zweites Gesicht. Mir rann es kalt den Rücken hinab, denn eine Rede wie diese hätte ich von der Person nicht vermutet.
»Ihr Mächte der Hölle, ihr Diener des Teufels, ich habe euch beschworen, ich habe alles getan, was ihr wolltet, aber ihr habt mich im Stich gelassen. Mir solltet ihr gehören, nur mir! Ich habe euch aus den Gräbern geholt, ich habe den Friedhof damals geschändet. Weshalb tut ihr mir das an? Die Zeit ist nicht reif, wir müssen noch warten! Was habe ich euch getan, daß ihr mich…?« Er sprach nicht mehr weiter, sondern gab Geräusche von sich, die mich an Lachen und Weinen gleichzeitig erinnerten.
Ich wunderte mich zunächst, aber mein Verdacht hatte gestimmt.
Dieser Theo hatte Dreck am Stecken, magischen Dreck, wenn man so wollte. Er hatte sich mit den Kräften der Hölle eingelassen, war aber von ihnen reingelegt und hintergangen worden.
Weshalb?
Mir kamen die Drohungen in den Sinn. Er mußte, obwohl ihn andere Mächte beschützten, große Furcht haben. Da war irgend etwas nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Ausgerechnet mich hatte er geholt, wo ich der größte Feind der Hölle war.
Paradox – trotzdem nicht uninteressant.
Gehört hatte ich eigentlich genug. Jetzt wollte ich auch sehen, was da genau ablief.
Am Türblatt schob ich mich vor, bis ich die Kante erreicht hatte und um sie herumschauen konnte.
Vor mir lag tatsächlich ein Keller. Angefüllt mit Gerüchen. Es roch nach Wein, Obst, Lebensmitteln.
Lange, mit Weinflaschen gefüllte Regale sah ich ebenso wie die Flaschen-Batterien harter Getränke.
Nur den Sprecher konnte ich nicht ausmachen. Er stand an der rechten Seite, für mich noch im toten Winkel.
Das änderte sich wenig später, als ich den großen Kellerraum betreten hatte und den Kopf nach links drehte.
Da sah ich ihn dann.
Theo Aldridge stand ziemlich günstig, so daß der Lichtschein ihn wie eine Glocke umfing. Er hatte eine etwas demütige, leicht gebückte Haltung eingenommen. Er ähnelte einem Schwimmer, der jeden Augenblick vom Beckenrand ins Wasser springen würde.
Für mich hatte er keinen Blick übrig. Sein Augenmerk galt allein den Wesen, die vor ihm standen.
Auch ich sah sie.
Nur war es nicht ein Monstrum, wie ich angenommen hatte. Nein, vor Theo Aldridge standen gleich drei, die bereit waren, alles zu töten, was sich ihnen in den Weg stellte…
***
Drillinge!
Es mußten Drillinge sein, so wie sie aussahen. Zwischen ihnen existierten keine sichtbaren Unterschiede. Derjenige, der sie geschaffen hatte, war mit einer teuflischen Präzision vorgegangen.
Die Gestalten, wie aus hartem Leder bestehend, die häßlichen Gesichter, die grausam kalten Augen, das Gewebe der Haare, mehr graue Fetzen, und die Arme, die keine Hände aufwiesen, sondern Haken.
Sie bildeten ein Bild des Schreckens, in dem sich Theo offenbar wohl fühlte, denn Angst zeigte er vor diesen Gestalten nicht. Er sprach mit ihnen. Die flüsternde Stimme erreichte auch meine Ohren.
»Ihr… ihr hättet es nicht tun sollen. Noch nicht. Es sollte unser Geheimnis bleiben, aber da hat jemand etwas anderes vorgehabt. Wer, zum Teufel, hat euch befreit? Wer weiß von meinem kleinen Geheimnis, das ich so lange hatte hüten können?«
»Ich weiß davon!«
Sehr laut hatte ich nicht gesprochen. Eine hingeworfene Bemerkung, das war alles, aber Theo, stark unter Druck und Konzentration stehend, schnellte auf der Stelle herum.
Ich stand bereits im Keller.
Er starrte mich an, ich ihn.
Theo holte Luft. Er pumpte dabei seinen dürren Hals auf. Das Pferdegesicht bekam einen dümmlichen und überraschten Ausdruck. Dann verzog sich der Mund. Ein Lächeln war es nicht, das er mir präsentierte, eher ein schiefes, überraschtes Grinsen, in dem auch die Wut zu lesen war, die sich ebenfalls in seinen Augen zeigte.
Wut oder
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