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0553 - Die Gladiatoren von Terra

Titel: 0553 - Die Gladiatoren von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wunder dieser Größenordnung schienen in diesem Tal der blauen Nebel an der Tagesordnung zu sein. Oder vielmehr an der Ordnung der Nacht.
    Dann ging ich wieder nach vorn und steckte meine Hand in das große Loch im Eis, das meine Waffe herausgedampft hatte. Es schien in unergründliche Weiten zu reichen. Echtes Eis hätte andere Reaktionen hervorgerufen.
    „Was ist vorgefallen?" erkundigte sich Atlan.
    Ich drehte mich um, hob schützend die Hand vor die Augen und registrierte dankend, daß der Lichtstrahl umschwenkte. Ich berichtete, was ich gesehen hatte. Inzwischen kamen auch andere Männer heraus und vergewisserten sich, daß sie keine Halluzinationen hatten. Es schob sich tatsächlich eine Eiswand auf die Häuser zu, mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Metern in der Stunde.
    Atlan sagte: „Das kann ebenso Teil des Tests sein als auch nicht. Wenn sich das Eis mit dieser Geschwindigkeit bewegt, dann sind wir bis zum Morgen noch sicher. Schließt die Fenster und versucht zu schlafen - wenn das Eis bis morgen früh noch da ist, werden wir ausweichen. Zwei Männer sollen Wache stehen, falls das erfrorene Wasser sein Tempo ändert."
    Ich drehte mich um und ging an der Seite der anderen Männer zurück ins Haus. Inzwischen waren wir alle nicht nur müde," sondern auch maßlos gereizt. Was hatte dies alles zu bedeuten?
    Sollten unsere Besonnenheit und unser logisches Denken getestet werden? Das war möglich.
    Ich sicherte die Waffe, schloß fluchend das Fenster und wickelte mich in zwei Decken, die ich in einem kleinen Wandschrank fand. Ich schlief ein, obwohl ich nicht gerade schwitzte. Eines Tages würden wir die Götter zu fassen bekommen, und dann zahlten wir ihnen alles heim, was wir ihnen schuldig waren.
    Ich schlief ein.
    Und als ich im kurzen Morgengrauen des kommenden Tages wieder aufwachte, glaubte ich mich an einen ganz anderen Punkt dieser verrücktesten aller Welten versetzt.
    Ich wurde wach, weil ein Rudel Wölfe heulte. Nur wenige Meter von meinem Fenster entfernt.
    Ich setzte mich langsam auf und hielt mir die Ohren zu. So ging ich zum Fenster und sah ein wahrhaft schauerliches Bild.
     
    5.
     
    Die Eisfläche erstreckte sich wie eine schräge Ebene von dem Rand der Mauer weg in die Ferne. An den Geräuschen ringsum konnte ich erkennen, daß meine Kameraden sich bereit machten, in wenigen Minuten das Gebäude zu verlassen. Hinter mir wurde die Tür aufgerissen und Tia Hon-Tse rief: „Aufstehen! Das Eis ..."
    Er sah mich am Fenster stehen, nickte mir zu und sagte, weniger aufgeregt: „Dieses Gebäude ist am meisten gefährdet. Es werden gerade Wetten abgeschlossen, ob die Götzen tatsächlich ihre eigenen Bauwerke zerstören!"
    Ich gab zurück: „Was mich fast erheitert, ist dieser Perfektionismus. Diese siebzehn Tiere dort oben sind durchaus mit großen eiszeitlichen Riesenwölfen zu verwechseln."
    „Ihr Heulen jedenfalls ist durchaus wölfisch!" gab Tia Hon-Tse zurück und ließ die Tür offenstehen. Ich riß das Fenster auf, nahm meine Waffe und zielte sorgfältig. Ich gab nacheinander vier Schüsse ab, und vier Wölfe lösten sich auf.
    Sie lösten sich auf!
    Sie verschwanden. Das Heulen der anderen wurde lauter, als würden sie das Schicksal ihrer Genossen betrauern. Der fünfte und sechste Treffer ließ ebenso die Tiere verschwinden. Jetzt versuchten die anderen zu fliehen. Ihre Krallen kratzten über das Eis, und sie rannten hechelnd und kläffend die schräge Eisfläche hinauf. Das Schwimmbecken war völlig unter dem Eis begraben.
    Ras Tschubai war hereingekommen und fragte: „Zielübungen?"
    Ich preßte mein Armgelenk an die Wand, zielte auf einen rennenden Wolf und feuerte. Der nächstfolgende rannte ebenfalls in den Strahl hinein.
    „Illusionen!" erklärte ich lakonisch. „Sehen Sie Blut?"
    Ich zielte abermals und schoß, sobald ich eines der davonstürmenden Tiere im Visier der Waffe hatte. Nacheinander erledigte ich sämtliche der heulenden Störenfriede. Und als ich den letzten, mit panischer Furcht rennenden Wolf abschoß, verschwand das Eis plötzlich mit einem gewaltigen Knall.
    Eine Welle warmer Luft schlug über dem Gelände zusammen, und im Eis des Schwimmbeckens bildeten sich runde Löcher.
    Ras und ich schauten uns entgeistert an, dann begann ich zu lachen.
    „Wie ich sagte", erklärte ich. „Nervenkrieg! Der Götze bangt um sein Programm und hält uns im Training."
    Ras sah an mir vorbei und deutete hinunter zum Rand des Dschungels.
    „Sehen Sie, was ich sehe?"

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