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0554 - Sie kam von den Sternen

0554 - Sie kam von den Sternen

Titel: 0554 - Sie kam von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aussehen würde wie eine Leinwand.
    Wann würden sie ihn holen?
    Die Unterlage bestand aus einer rauhen Steinfläche. Durch sie zog die Kälte wie das Wasser durch die Poren eines Schwamms. Kälte und Hitze paarten sich in seinem Körper, wobei sich beide mit der Vorherrschaft abwechselten.
    Die Angst um seinen Sohn blieb nicht nur, sie verstärkte sich noch.
    Kevin war erst elf, ein verflucht junges Geschöpf, das erst am Beginn seines Lebens stand und so grausam aus seinem Alltag gerissen worden war. Diejenigen, die Rusty töten wollten, würden kein Verständnis für seine Probleme aufbringen und ihn eher auslachen.
    Geräusche, wie Stimmen oder Schritte, vernahm er nicht. Sein eigenes, keuchendes Atmen übertönte alles andere. Hinzu kam die Dunkelheit. Sie hatten ihn in einen stinkenden, fensterlosen Raum gesteckt, vielleicht in ein Lager.
    Er richtete sich auf.
    Der Gedanke war ihm urplötzlich gekommen, und er wußte auch, daß er etwas tun mußte.
    Long bekam den Schwindel mit, der ihn wie eine Schaukel mitreißen wollte. Jetzt mußte er sich übergeben und drehte dabei den Kopf zur Seite. Er würgte stark, bekam kaum Luft, und der Anfall ging vorüber. Danach fühlte er sich etwas besser, obwohl der Schweiß an seinem Körper von den Zehen bis zur Stirn klebte wie dicker Leim.
    Er fror. Schmerz wühlte durch seihen Kopf und verteilte sich wie heißes Öl.
    Rusty schlang die Hände um seine Knie und blieb eine Weile in dieser Haltung hocken. Zwar bekam er Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht, aber er kippte nicht um.
    Long war hart im Nehmen. Nicht zum erstenmal hatte man ihn auf diese Art und Weise ausgeschaltet, aber selten zuvor hatte er sich so mies und schlecht dabei gefühlt. Obwohl er auf festen Boden hockte, war er der Meinung, daß sich der rauhe Stein unter ihm bewegte wie ein gewaltiger Ozean.
    Es gibt Menschen, die sich bei einer derartigen Lage in Selbstmitleid ergehen. Rusty Long gehörte nicht dazu. Er wollte auch nicht auf dem Boden hockenbleiben. Irgendwie mußte er versuchen, das Gefängnis zu verlassen und sich erst einmal umschauen, wo er sich überhaupt befand.
    Seine Finger zitterten, als er nach dem Feuerzeug in seiner rechten Tasche tastete. Es war ein Einwegfeuerzeug, ein Werbegeschenk, das jedoch seine Pflicht tat.
    Der Daumen bewegte das kleine Rädchen, die Funken sprühten auf, dann bekam die Flamme Nahrung. Sie zeichnete einen hellen Fleck in die Finsternis. Allerdings traf sie kein Ziel. Nicht ein Schatten tanzte über irgendeine Wand, abgesehen von dem schmutzigen Boden.
    Long löschte die Flamme und versuchte, sich zu erheben. Das kostete ihn Kraft und Überwindung. Der Schwindel schoß in ihm hoch.
    Er schaffte es kaum, sich breitbeinig aufzubauen. Immer wieder trieb ihn die Kraft nach vorn oder zurück.
    Rusty konnte nicht mehr auf den Füßen bleiben. Es drängte ihn nach vorn, und er stolperte durch sein Verlies, bis er gegen eine Wand prallte. Zum Glück nur mit der rechten Schulter und nicht mit dem Gesicht. Dennoch wühlte sich der Schmerz weiter.
    Keuchend blieb er an der Wand stehen, die linke Hand flach dagegen gepreßt, weil er sich damit abstützen wollte. Von der letzten Aktion mußte er sich wieder erholen.
    Die Zeit aber ließ man ihm nicht.
    Auf einmal hörte er das Quietschen. Rusty drehte den Kopf nach links, was ihn ebenfalls Mühe kostete.
    Dort wurde eine Tür geöffnet.
    Plötzlich sah er alles überdeutlich. Den Lichtschein, der in sein Verlies floß und zuerst ein schmales Dreieck auf den Boden zeichnete, daß sich jedoch veränderte, je weiter die Tür nach innen gedrückt wurde. Aus dem Dreieck wurde ein Viereck, hell wie der Ausschnitt der Tür, in dem sich eine Gestalt abzeichnete.
    Und was für eine.
    Ein Rambo-Typ. Lederhose, dazu die ärmellose Weste aus ebenfalls schwarzem Leder über dem nackten Oberkörper. Ein fleischiges Gesicht mit tückischen Augen und einer Narbe auf der Stirn, die direkt unter dem knallroten Stirnband saß, das die ölig wirkende, schwarze Haarflut zusammenhielt. In einem breiten Gürtel steckten zwei Messer, ein Totschläger und ein langläufiger Revolver. Auf der Jacke glänzten silberne Nieten. Um den Hals hatte sich der Kerl eine Kette aus kleinen Totenköpfen gehängt. Bei ihm ein Zeichen, wie er zu den Menschen stand und dem Leben allgemein.
    Rusty Long kannte ihn. Eigentlich kannte ihn jeder aus der Szene, denn der Kerl, der dort stand, war der Oberboß sämtlicher Londoner Street Gangs. Ein Eisblock, ein Killer

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