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0555 - Jenseits der Energiemauer

Titel: 0555 - Jenseits der Energiemauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schultern glitten, gefolgt von den Unterarmen - und dann spürte ich ihren warmen Körper durch ihr hauchzartes Gewand an meiner Brust, fühlte ihren Herzschlag und spürte ihren Atem.
    Mir wurde schwindlig, aber tapfer unterdrückte ich meine Gefühle und wich zurück.
    „Wer bist du?" fragte ich. Ich hatte die Frage laut und entschlossen klingen lassen wollen; es wurde nur ein kaum hörbares Flüstern daraus.
    „Weißt du nicht mehr?" erwiderte sie, und ihr Gesicht verwandelte sich zu etwas Undefinierbarem. „Ich bin Nyda, von dem Hron dir berichtete."
    Die Frau verformte sich zu einem zitternden Gallertklumpen, aus dem ätzende Dämpfe stiegen.
    „Nyda, Nyda?" wiederholte ich gedankenverloren.
    Plötzlich fiel es mir wieder ein.
    Die Kinder des Nyda! wisperte es in meinem Geist.
    Hron, das golden schimmernde Ding, das wie eine Dose aussah, hatte vor einiger Zeit zu mir von den Kindern des Nyda gesprochen, nach denen es suchte. Damals fand es zwar die Kinder des Nyda nicht, aber es spürte die Ausstrahlung des Nyda selbst auf - und zwar innerhalb des Schwarms.
    Und auch diesmal befanden wir uns innerhalb des Schwarms - und alle die wechselnden Gestalten und Eindrücke waren offenbar nichts anderes als materialisierte Ausstrahlungen des Nyda.
    Ich wollte, ich hätte Hron mitgenommen. Er hätte mir vielleicht Antwort auf meine Fragen gegeben. Aber ich hatte ihn in meinem Bankschließfach verwahrt, damit er mir nicht verlorenging.
    Aber was nützte mir Hron in einem Schließfach! Wäre er bei mir, hätte er mir vielleicht sagen können, was die ständigen Trommelsignale zu bedeuten hatten.
    Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, zwischen den goldenen Lichtreflexen des Dschungels Bewegung zu erkennen.
    Irgendwo mußten meine Gefährten sein.
    Andererseits, ein marsianischer Held wie ich fürchtete sich auch nicht allein - und Nyda hatte ja ausdrücklich gesagt, ich sei ein marsianischer Held.
    Jemand tröpfelte mir flüssiges Helium in meine Wirbelsäule.
    Nyda war nichts weiter gewesen als eine Erscheinung, ein Spuk oder ein psionisch erzeugtes Phantom.
    Das Helium verwandelte sich in zischende Lava.
    Alles waren nur psionisch erzeugte Phantome. Anders ließ es sich nicht erklären, daß ich mich mitten in einem Dschungel befand, während ich mich doch eben noch in der Steuerkanzel unserer BUTTERFLY aufgehalten hatte.
    Diese Erkenntnis gab mir die Kraft, die in zähem autogenen Training erworbene Fähigkeit geistigen Abblockens zu aktivieren.
    Von einer Sekunde zur anderen kehrte ich in die Realität zurück. Zuerst sah ich nur grelles Flackern und lautlos umhergeisternde Lichtreflexe, dann erkannte ich im trübroten Schein der Notbeleuchtung und im hellen Aufflammen außerhalb des Kanzeldaches die vertrauten Gegenstände der Steuerkanzel.
    Dalaimoc Rorvic hockte mit untergeschlagenen Beinen auf seinem schäbigen Teppich, doch diesmal meditierte er offensichtlich nicht.
    Seine Augen waren weit hervorgetreten und glichen Glasmurmeln, die man mit Sandpapier stumpf geschliffen hatte.
    Unablässig traten große Schweißperlen aus seiner grobporigen Haut. Die Lippen zitterten und waren schaumbedeckt.
    Bei diesem Anblick schnürte mir das Grauen die Kehle zu.
    Rasch wandte ich mich ab und sah nach meinen anderen Gefährten.
    Peltrow Batriaschwili war in seinem Kontursessel vor den Feuerschaltungen zusammengesunken und glich einem Mann, der dem Tod entgegendämmerte.
    Bescrilo Nonderver war aufgestanden und nahm seinen Kontursessel systematisch auseinander. Es war erschreckend, welche Körperkraft ein Epsaler aktivieren konnte, wenn er unter Hypnose stand.
    Riev Kalowont wirkte auf den ersten Blick normal. Er hatte den Hyperkom eingeschaltet und sagte mit klarer Stimme: „Wie traurig steigt die unvollkommene Scheibe des späten Monds mit roter Glut heran." Wieder und wieder sagte er das gleiche.
    Verzweiflung packte mich.
    Sollte ich der einzige sein, der dem Parasturm der Schwarzen Dämonen die Stirn bot? Hatten sie sogar Rorvics Geist umgarnt?
    Rote Schleier wogten vor meinen Augen, als ich zu einem Wandschrank trat, ihm die zerbeulte Kanne entnahm und hinter den Tibeter trat.
    Ich holte tief Luft, dann hob ich die Kanne mit beiden Händen und schmetterte sie gegen Rorvics Schädel...
    Die Reaktion war völlig anders als gewohnt.
    Dalaimoc Rorvic erwachte nicht aus seiner Starre, sondern kippte lautlos vornüber und fiel aufs Gesicht. Im nächsten Augenblick strahlte von außen grellweißes Licht in die

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