0555 - Jenseits der Energiemauer
ausdrücken, aber zumindest die Augen bleiben davon unberührt.
Der fette Albino lachte verlegen. Er legte mir einen Arm um die Schulter - wobei er mich heimlich in den Oberarmbizeps kniff, und wofür ich mich mit einem Tritt gegen sein Schienbein revanchierte - er erklärte in väterlichem Ton: „Das ist die überschäumende Lebensfreude unserer Jugend.
Immer zu neckischen Scherzen aufgelegt, hahaha."
Er kniff mich noch einmal kräftig, bevor er mich losließ - und sich rasch abwandte, um einem weiteren Tritt zu entgehen.
Das Scheusal hatte nicht mit meiner lebhaften Phantasie gerechnet. Ich wiederhole mich nur selten, und in diesem Fall wiederholte ich mich nicht.
Rorvic seufzte schwer, als ich ihm die bereitgehaltene lange chirurgische Nadel tief ins Gesäß stieß. Aber er bewies Selbstbeherrschung, denn er griff nicht einmal an die schmerzende Stelle, auch dann nicht, als er sich setzte und sich die im Fleisch steckende Nadel noch tiefer bohrte.
„Sie sind ein Schelm; wissen Sie das?" sagte ein dunkle rauhe Stimme dicht neben mir.
Ich wandte mich um und erkannte Kukuruzku. Der Cyno grinste breit.
„Würden Sie so nett sein und mich zu einem Drink einladen, Captain a Hainu?"
„Selbstverständlich", erwiderte ich, ohne mir bewußt zu werden, daß ich Kukuruzku mit der gleichen Zuvorkommenheit behandelte, die ich vorher an Dalaimoc kritisiert hatte.
Die Automatbar war reichlich bestückt, und ich beglückwünschte mich dazu, daß der Cyno mich gebeten hatte, ihn zu einem Drink einzuladen. Hätte ich allein versucht, mich zu bedienen, wäre das ganz sicher von Rorvic verhindert worden.
„Was möchten Sie trinken?" erkundigte ich mich.
„Am liebsten einen Bourbon mit Eis und Tonic", antwortete der Cyno.
Ich tastete für uns beide das gleiche, wobei ich die Bourbonmenge verdoppelte. Wir tranken uns zu.
„Commander Rorvic ist ein eigenartiger Mensch, nicht wahr?"
meinte Kukuruzku. „Einerseits genial begabt, andererseits aber ein Charakterschwein, wie man auf Terra sagen würde."
Ich runzelte die Stirn.
„Es mißfällt mir, wie ein Cyno über einen Menschen redet.
Dalaimoc Rorvic mag in charakterlicher Hinsicht ein Scheusal sein, aber er ist wenigstens ein Mensch, während wir von euch Cynos nicht einmal ahnen, wie ihr ausseht."
Kukuruzku lachte leise und leerte sein Glas.
„Das denken Sie", erklärte er orakelhaft.
Ich leerte mein Glas ebenfalls, denn soeben warf mir der Tibeter einen eindeutig mißbilligenden Blick zu.
Im nächsten Moment nahm Commander Rorvic auch schon das Mikrophon der Rundrufanlage in die Hand und sagte: „Hier spricht Commander Rorvic. Meine sehr geehrten Gäste, liebe Terraner, leider muß unsere gesellige Veranstaltung beendet werden, da wir in wenigen Minuten in den Normalraum zurückkehren und uns so schnell wie möglich durch eine Strukturschleuse hinter den Paratronschirm retten müssen.
Bitte folgen Sie den Anweisungen Ihrer Betreuer, liebe Gäste.
Ich hoffe, daß wir uns in wenigen Stunden wiedersehen - entweder auf der Erde oder bei unseren Vätern."
Mit dieser makabren Bemerkung beendete er den Empfang.
Wir kehrten an unsere gewohnten Plätze in der Hauptzentrale der POLLUX zurück, während die Cynos in einen besonderen Raum geleitet wurden.
Kaum hatte ich mich angeschnallt, stürzte die POLLUX auch schon ins vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum zurück - und auf dem Frontschirm blähte sich die für Menschenaugen unüberschaubare Kugel aus Paratronenergie, die das Solsystem beschützte...
4.
Der Raum lag tief unter der Erdoberfläche und gehörte zu den weitverzweigten Anlagen von Imperium-Alpha, die im Volksmund scherzhaft als „Maulwurfshügel" bezeichnet wurden.
Außer mir waren meine Kollegen vom CYDCO, Perry Rhodan und Atlan sowie die fünf Cynos anwesend, die auf der POLLUX zur Erde gekommen waren. Ihr Raumschiff mit der Restbesatzung von fünfundfünzig Personen hatte eine Kreisbahn um den Planeten Venus eingeschlagen. Es wurde von einem Ultraschlachtschiff und einem Fragmentraumschiff der Posbis überwacht.
Dalaimoc Rorvic übernahm es, Rhodan und Atlan den Cynos vorzustellen und umgekehrt. Der Arkonide musterte die Fremden skeptisch. Perry Rhodan gab sich freundlich, wirkte aber nachdenklich.
Nachdem wir uns an einem Tisch gegenübergesetzt hatten, eröffnete der Großadministrator das Gespräch.
„Ich bin froh darüber, daß ich mit Vertretern Ihres Volkes friedlich an einem Tisch sitze", erklärte er ernst. „Und ich
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