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0556 - Milenas Opferstätte

0556 - Milenas Opferstätte

Titel: 0556 - Milenas Opferstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie eigentlich, Lorna?«
    »Alt genug.«
    »Für was?«
    Sie lächelte Bill über das Glas hinweg an. »Können Sie sich das nicht denken?«
    Zwischen ihnen stand plötzlich eine unsichtbare, knisternde Wand. Eine Atmosphäre der Erotik, die der Reporter sehr wohl bemerkt hatte. »Wissen Sie, Lorna, ich bin nicht hergekommen, um mit einem jungen Mädchen ins Bett zu gehen. Ich habe andere Probleme.«
    Sie ließ ihren Fuß an Bills Wade. »Das weiß ich.«
    »Außerdem bin ich verheiratet und habe einen Sohn. Bitte, mit mir nicht!« Bill sagte dies nicht ohne Grund. Er müßte daran denken, wie es ihn vor kurzem erwischt hatte. In der Nähe von New Orleans, als ihm das Mädchen Evangeline begegnet war und dieses sich als kleine Mambo-Hexe entpuppte. Da hatte Bill fast den Kopf verloren. Sein Freund John Sinclair war es letztendlich gelungen, ihn da herauszuholen.
    »Ich bin schon zwanzig.«
    »Das hatte ich mir fast gedacht.«
    »Und ich bin auch kein Kind mehr.«
    »Das sehe ich.«
    »Weshalb zögerst du dann?«
    »Bitte, Lorna, es gibt genügend junge Männer hier im Ort, die Ihnen bestimmt nachstellen.«
    »Klar. Aber die will ich nicht.«
    »Bei mir ist es umgekehrt.« Bill trank sein Glas leer. Der Druck an seiner Wade löste sich. »Außerdem möchte ich jetzt schlafen, und zwar allein. Akzeptiert?«
    Lorna schaute ihn an. Ihre etwas farblosen Augen wirkten im Licht der Lampe gelblich. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und schüttelte den Kopf. »Ich akzeptiere es, nicht, Bill. Was ich erreichen will, das erreiche ich auch. Man sagt den Walisern nicht grundlos nach, daß wir sehr dickköpfig sind.«
    Der Reporter stand auf. »Ich bin es auch, Mädchen.« Er nickte ihr zu. »Setzen Sie den Whisky auf die Rechnung.«
    »Der ging auf Kosten des Hauses.«
    »Danke. Und gute Nacht.« Bill verließ den Raum. An der Treppe holte ihn der Ruf des Mädchens ein. »Und geben Sie acht, Bill, Milena ist überall.«
    Conolly blieb stehen. Scharf drehte er sich um. »Was wollen Sie damit sagen, Lorna.«
    »Nur so.« Sie lachte, erhob sich ebenfalls und verschwand durch eine andere Tür. Das Licht in der Gaststätte löschte sie.
    Der Reporter stieg mit langsamen Schritten die Stufen der Treppe hoch. Er war nachdenklich geworden. Die Worte des jungen Mädchens hatten ihn aus der Bahn geworfen. Was hatte Lorna mit der letzten Bemerkung sagen wollen? Wußte sie mehr über Milena?
    Hatte sie möglicherweise Kontakt zu dieser Blutfrau?
    Er glaubte nicht daran, daß sie ihm auf seine Fragen antworten würde. Nur nahm er sich vor, auch hier die Augen gut aufzuhalten…
    ***
    Ich drehte auf!
    Der Porsche freute sich darüber. Sein Motor lief mit einem satten Sound. Der Motorway war um diese frühe Morgenstunde so gut wie leergefegt.
    Der Motorway endete plötzlich inmitten der wilden Landschaft von Wales. Auf einer normalen Straße fuhr ich weiter. Sie trug die Nummer 483 und würde mich über Ammahford in Richtung Llandeilo führen. Von dort war es nicht mehr weit bis nach Talley.
    Von der Gegend sah ich so gut wie nichts. Ich wußte nur, daß rechts von mir die Black Mountains lagen, die Schwarzen Berge.
    Früher hatte man hier viel Kohle gefördert, jetzt lagen die meisten Zechen still. Wales war ein armes Land geworden, aber reich an Geschichten, Legenden und Sagen. Die Kelten hatten vor langer Zeit die Akzente gesetzt, und noch heute sprachen die meisten Waliser gälisch. Militante unter ihnen lehnten es sogar ab, sich in Englisch zu unterhalten.
    Als ich Llandeilo erreichte, war es fast vier Uhr morgens. Eine Zeit, wo bei den meisten Menschen – auch bei mir – so etwas wie ein toter Punkt kam. Ich gähnte ebenfalls, konnte ihn jedoch überwinden, ließ die Scheibe herunter, damit kalte Nachtluft in den Wagen strömen konnte. Sie erfrischte mich und nahm mir die Müdigkeit aus den Augen.
    Die Straße nach Talley war nicht einfach zu finden. In dem wie ausgestorben wirkenden Llandeilo fuhr ich zweimal im Kreis, bevor ich die Abzweigung sah.
    Was dann folgte, dafür hätte ich keinen Porsche gebraucht. Die enge Strecke war eigentlich eine Aneinanderreihung von Querrillen und Schlaglöchern.
    Kein Licht weit und breit. Ich hatte das Fernlicht eingeschaltet, das geisterhaft über die Fahrbahn floß und auch die Straßengräben rechts und links berührte.
    Es riß die herbstlich kahlen Büsche aus der Finsternis. Das weiße Licht tauchte ein in die graue Farbe der Finsternis, und der Tunnel wollte nie mehr abreißen.
    Mehr, als

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