Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0556 - Odem des Bösen

0556 - Odem des Bösen

Titel: 0556 - Odem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
gewesen.
    »Aber ich muß zurück«, sagte Cali bedrückt. »Mein Vater wird sich um mich sorgen. Er weiß doch nicht, wo ich bin, er weiß nicht einmal, daß ich in der Nacht das Haus verließ, um euch zu helfen.«
    »Du wirst zurückkehren«, versprach Zamorra. Und wenn er Merlin dazu zwingen mußte!
    Überhaupt wurde es Zeit, daß der Zauberer von Avalon sich irgendwie bemerkbar machte und sie in ihre Zeit zurückholte. Schließlich war der Zeitpunkt der magischen Explosion überschritten, und Merlin mußte längst registriert haben, daß sie es überlebt hatten.
    Warum also griff er nicht ein und holte sie in die Mardhin-Grotte zurück, von der aus er sie losgeschickt hatte?
    Endlich entließ er Cali aus seinem Griff.
    »Du wirst ganz bestimmt zurückkehren«, versprach er noch einmal. »Bald schon. Wir werden dafür sorgen.«
    Damit zwinkerte er dem Gnom zu, so deutlich, daß Cali es auch registrierte.
    Sie sah den Verwachsenen scheu an.
    »Ihr seid der Gefangene, den ich in der Nacht sah«, sagte sie leise. Jetzt hatte sie endlich Gelegenheit, ihn bei Tageslicht zu sehen. »Ihr seht sehr merkwürdig aus. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der aussieht wie Ihr. Auch kein anderes Wesen. Seid Ihr vielleicht einer der Götter oder ein Halbgott wie Damon und Byanca?«
    »Ein Gott oder Halbgott? Ihr scherzet übel mit einem armen Wicht meiner Art, Herrin«, seufzte er. »Ich bin nur ein Zauberer, mehr nicht.«
    »Einer der besten«, bemerkte Zamorra trocken. »Auf seine ganz spezielle Art…«
    Da brachte es der Gnom fertig, trotz seiner tiefschwarzen Hautfarbe zu erröten!
    »Wie schafft er das bloß?« flüsterte Nicole Zamorra zu und umarmte ihn wieder. »Fesch siehst du aus in deinem priesterlichen Kaftan. Hoffentlich färbt das nicht auf deinen Charakter ab! Nicht, daß du dich jetzt dem Zölibat unterwirfst!«
    Noch ehe Zamorra seine Zweifel äußern konnte, ob Priester in der Straße der Götter der Ehe- und Sexlosigkeit unterworfen waren, ging Nicole schon wieder auf Distanz.
    »He, du stinkst aber teuflisch!«
    »Ich… stinke? Bist du verrückt?«
    Sie schnupperte und zog sich noch ein paar Schritte weiter zurück.
    »Und wie, mein Lieber. Daß mir das vorhin noch nicht aufgefallen ist… aber da war ich wohl noch zu froh, dich gesund und munter vor mir zu sehen! Aber du stinkst furchtbar nach Schweiß und nach… mir fehlen die Worte!«
    Dumpf entsann sich Zamorra, in der Nacht selbst die Nase gerümpft zu haben, als er einem Stadtsoldaten dessen Lederrüstung abgenommen hatte. Vorher hatte dieser Soldat versucht, einen Obdachlosen grundlos zu verprügeln, und Zamorra hatte ihm eine entsprechende Lektion erteilt. Die Lederrüstung und die Bewaffnung kamen ihm für sein Vorhaben, den Gnom aus dem Kerker zu befreien, gerade recht. Auch wenn die Ledermontur recht »anrüchig« gewesen war. Später, im Tempel, hatte er sich dann zusätzlich die Priesterkutte besorgt, um dort nicht weiter aufzufallen. Dabei war ihm auch der Dhyarra-Kristall 3. Ordnung in die Hände gefallen.
    In der furchtbaren Gluthitze im Tempelkeller hatte er die übereinandergezogenen Monturen natürlich durchgeschwitzt. Kein Wunder, daß Nicole ihm jetzt vorwarf, er würde stinken wie ein Aas. Er selbst hatte sich natürlich an den Geruch längst gewöhnt…
    Na schön, er konnte die Priesterkutte ja ausziehen und wegwerfen. Er würde sie ohnehin nicht mehr brauchen.
    Aber Nicole ließ ihn erst gar nicht so weit kommen. Sie griff einfach nach seiner Hand und zog ihn mit sich zum Bach.
    Und hinein ins aufspritzende Gewässer.
    ***
    Erst später, als sie längst wieder an Land waren, wurde ihnen beiden klar, wie leichtsinnig sie sich auf einmal verhalten hatten. Sie hatten sich den Bach vorher nicht mal angesehen, um auf seine Tiefe, auf eventuelle Schlingpflanzen oder Fließsand achtzugeben. Aber nichts war passiert, die einzigen Wasserbewohner waren eine Schule makrelenähnlicher Fische, die den Menschen weiträumig aus dem Weg schwammen, weil diese ihnen zu viel Unruhe in das Gewässer brachten.
    Jetzt saßen Zamorra und Nicole wieder an Land und hatten die nasse Kleidung abgelegt, um sie zum Trocknen auszubreiten. Der Gnom hockte in ihrer Nähe und wußte kaum, wo er hinschauen sollte, weil auch die Khysalerin mit den beiden herumgeplanscht hatte und deshalb entkleidet war. Nicht, daß dem Gnom die unverhüllten weiblichen Reize nicht gefallen hätten, und von seinem früheren Aufenthalt im Château Montagne der Gegenwart her war

Weitere Kostenlose Bücher