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056 - Der Werwolf

056 - Der Werwolf

Titel: 056 - Der Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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Körper liebkoste.
    „Jeden Tag mehr, Liebes“, murmelte er.
    Trotz dunkler Ahnungen und geheimer Angst wuchs ihre Leidenschaft. Sie küßten sich, die Gespräche wurden leiser und verstummten. Der Zwergpudel winselte einmal hinter der Tür, aber sie hörten es nicht mehr.
     

     

Es war noch dunkel, als Gerd Becker Barbara verließ. Sie schlief, und er streichelte vorsichtig ihre Wange. Leise holte er sich ein Glas Milch aus dem Kühlschrank. Dann ging er die vierhundert Meter zu seiner eigenen Wohnung hinüber. Immer wieder sah er sich um und registrierte, daß er bereits eine Psychose zu entwickeln begann. Überall, in jedem Schatten und in jeder Bewegung der Sträucher hinter den Zäunen, sah er den Wolf.
    Gerd machte sich schnell zurecht, trank zwei Tassen starken Kaffee und ging dann auf die Wohnungstür zu. Als er sie fast erreicht hatte, fiel sein Blick auf die kleine Waffensammlung rechts neben der Ledercouch. Alte Sagen und Horror-Geschichten fielen ihm ein. Er blieb stehen, nahm einen alten, langläufigen Trommelrevolver von der Wand, wog ihn prüfend in der Hand und murmelte: „Es ist ein Witz, Doktor Becker – aber lieber lächerlich als tot.“
    In seiner Studentenzeit hatte er mit diesen alten Waffen im Schießstand geübt. Irgendwo mußte er noch Spezialmunition haben, die ein alter Waffenhändler für die Enthusiasten kalibrierte. Er fand eine Schachtel, in der etwa dreißig der kurzen, schweren Patronen klapperten. Gerd grinste und suchte aus der Schreibtischschublade zwei große, mattglänzende Silbermünzen heraus. Er schob sie achtlos in die Tasche, knipste das Licht aus und verließ die Wohnung.
    Wenige Minuten später flammten die Scheinwerfer des schnellen, niedrigen Wagens auf. Doktor Becker fuhr in schnellem Tempo zurück nach Otterfing.
    Er ahnte nicht, was Barbara und ihn noch erwartete.
    Vierzig Minuten später blickte er rechts aus dem Fenster.
    Augenblicklich trat sein Fuß die Bremse. Die Geschwindigkeit verringerte sich, die Reifen begannen leise zu pfeifen. Sah er bereits Gespenster …?
    „Das ist doch wohl nicht möglich!“ stöhnte Gerd auf.
    Keine hundert Meter von ihm entfernt, auf freiem Feld, stand der schwarze Wolf. Gerd verwechselte ihn keineswegs mit einem wildernden Hund. Das Tier zeigte alle charakteristischen Merkmale eines Wolfes: die hängende Rute, die schlanken Läufe und den spitzen Schädel mit den großen Ohren. Er sah stark und groß aus.
    Langsam rollte der Wagen aus.
    „Jetzt sollte man ein Autotelefon haben!“ knurrte er. Erregung hatte ihn gepackt und hielt ihn mit eisernen Klammern am gleichen Platz. Über zweihundert Schritte Entfernung starrten sie sich an, der Wolf und der Arzt. Dann riß der Wolf den Rachen auf, sprang herum und verschwand in einem Graben.
    Die Maschine des Wagens brummte auf, als Gerd in den ersten Gang schaltete. Das Getriebe krachte mörderisch auf.
    „Verdammt!“ fluchte er leise. Die Angst griff nach ihm. Seltsam, er kannte fast alle erdenklichen Verirrungen des menschlichen Geistes. Dennoch fühlte er, wie das Irrationale auch von ihm Besitz ergreifen wollte. Immer schneller fahrend, raste er über die Bundesstraße und hielt erst an, als er irgendwo eine Telefonzelle sah. Von dort aus rief er die nächste Polizeistation an, nannte seinen Namen und berichtete, daß er den schwarzen Killerwolf gesehen habe.
    Zwanzig Minuten nach Doktor Becker meldete sich auch der Fahrer des Blumengeschäftes und stieß aufgeregt hervor, was er im Mittelgang des Gewächshauses gesehen hatte.
     

     
    Diese beiden Meldungen lösten eine Großfahndung in dem betreffenden Gebiet aus, aber sie lief erst am späten Vormittag an.
    Der erste Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes flog über das kleine Wäldchen und zog seine Kreise. Die schwarze Bestie erwachte aus leichtem Schlaf.
    Der Wolf robbte einige Handbreit aus dem dunklen Gestrüpp hervor und sah die Aktivität auf den Straßen und Feldwegen. Jetzt suchten sie ihn also.
    Gähnend riß er das Maul auf, und es sah so aus, als lache er über die Bemühungen der Jäger, Polizisten und der anderen Uniformierten.
    Christian Frankes Verstand vertraute dem Instinkt des Wolfskörpers und der Schnelligkeit seiner Handlungen. Rundherum war freies Feld, aber ein Tier konnte immer Deckung finden. Nur eine Strecke von etwa zwei Kilometern trennte den Lagerplatz des Wolfes vom nächsten Wald, der praktisch die Verbindung des Naturschutzparks zu den Randgebieten der Hauptstadt darstellte.
    Ich werde

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