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056 - Der Werwolf

056 - Der Werwolf

Titel: 056 - Der Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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meinen Plan ändern müssen!
    Er sprang auf die Beine. Sein Fell sträubte sich, als er mit seinen scharfen Augen die Männer wahrnahm, die auszuschwärmen begannen. Die meisten standen oder liefen im Westen. Im Osten fuhren Einsatzfahrzeuge über die Feldwege und wirbelten lange Staubschleier auf. Als der Hubschrauber mit seinem dröhnend hämmernden Motor auf der westlichen Seite des Wäldchens war, rannte der Wolf quer durch das Dickicht und schob sich östlich zwischen den Büschen hervor. Langsam bewegte er den Kopf hin und her und prüfte das Gelände, das er durchqueren mußte.
    Jetzt hatten sie ihn gesehen und erkannt. Gleich würden sie ihn jagen!
    Der Wolf spannte seine harten Muskeln und begann zu rennen. Wie ein Rasender brach er zwischen Büschen und Ranken hervor und lief auf eine Reihe niedriger Gewächse zu, die, von kümmerlichen Bäumen unterbrochen, einen flachen Graben säumten.
    Während sich die lockere Kette der Polizisten und Jäger im Westen mehr und mehr auseinanderzog, rannte der Wolf über das freie, stoppelige Feld und geradeaus in Richtung des schützenden Grabens.
    Der Hubschrauber kam näher. Das Dröhnen des Motors und das Schwirren der großen Flügel verfolgten ihn. Dann sah er links neben sich den Schatten und wurde schneller. Durch das Geräusch des Flugapparates hindurch glaubte der Wolf aufgeregte Rufe und Kommandos zu hören. Jetzt verschärfte er das Tempo noch mehr und hastete auf das erste Gebüsch zu.
    Die Abgase der schweren Maschine überschütteten ihn mit ekelhaften, erstickenden Gerüchen.
    Schneller! Sie dürfen nicht auf mich schießen!
    Hinter ihm zog der Hubschrauber wieder hoch, denn er lief Gefahr, in die Zweige der ersten Bäume zu geraten.
    Mit einem Sprung rettete sich der Wolf in das dichte Unterholz. Er schob sich durch raschelnde Blätter und Zweige und tappte, langsamer werdend, durch das feuchte Erdreich. Im Augenblick sah ihn niemand mehr, aber sie würden ihn am Ende dieses Grabens erwarten. Er mußte schneller sein als seine Verfolger!
    Das Tier hielt sich noch immer in Deckung. Seine scharfen Ohren unterschieden Motorengeräusche, die Tritte der Männer von vorn und die lauten Rufe, mit denen sie sich verständigten.
    Wenn er erst einmal in dem breiten Waldstreifen war, der sich zu beiden Seiten des Flusses hinzog, würde ihn niemand mehr sehen und verfolgen können.
    Der Wolf erreichte das Ende des langen Grabens. Er blickte nach rechts und sah, daß er auf dieser Seite kaum durchkommen würde. Mindestens fünfzehn Männer standen dort und hielten die Gewehre schußbereit in den Händen.
    Weiter. Geradeaus. Langsam und vorsichtig.
    Im letzten Stück der Deckung verharrte er. Jenseits des leeren Feldes mit den aufgebrochenen Furchen sah er den Wald, der die Kleinstadt halb umgab.
    Sie würden schießen, aber er mußte versuchen, das Überraschungsmoment auszunutzen.
    Der schwarze Wolf stemmte sich gegen den Boden, warf sich nach vorn und rannte los. Von Sekunde zu Sekunde wurde er schneller. Vor sich hatte er die Verfolger, in die jetzt Bewegung kam. Laute Schreie ertönten. Die scharfen, knackenden Geräusche, mit denen die Büchsen gespannt wurden, schlugen an die Ohren des Wolfes. Er rannte auf die breiteste Lücke zwischen den Jägern und Soldaten zu. Er wußte, ein bewegliches Ziel, das Zickzack läuft, war kaum zu treffen.
    Der erste Schuß krachte.
    Der Wolf hatte den Luftzug der Kugel nur schwach gespürt. Immer wieder warf er sich herum und änderte seine Richtung. Er wollte den Durchbruch erzwingen.
    Jetzt kamen die Schüsse von links und rechts. Miserable Schützen! Bisher hatten sie ihn jedenfalls nicht getroffen. Nur noch zwanzig Meter trennten ihn von der Freiheit.
    Das Tier wurde schneller und rannte um sein Leben. Jetzt konnten sie nicht schießen, ohne sich gegenseitig zu gefährden. Der Hubschrauber war nach wie vor wieder über ihm.
    Die Männer feuerten erneut auf den Wolf. Ein Schuß traf ihn, als er etwa noch dreißig Meter von der Barriere aus Menschenleibern entfernt war. Die Kugel riß ihm eine schmale Bahn Haare entlang der Wirbelsäule weg und verbrannte seine Haut. Aber ohne anzuhalten oder sich umzusehen sprang er weiter. Hinter ihm peitschte eine ganze Salve von Schüssen auf, doch sie erreichten ihn nicht mehr.
    Er war ihrem Kesseltreiben entkommen! Trotzdem verlangsamte er seinen Lauf nicht. Er erinnerte sich an die langen Strecken, die er im tiefen Schnee seiner Heimat zurückgelegt hatte, um ein mageres Schaf zu

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