056 - Die Rache der Mumie
die Stirn.
»Sehr geehrter Mr. Hunter!
Besten Dank für Ihr Telegramm, in dem Sie mich warnten, dass ich mich in Lebensgefahr befinde. Ich bin über Nefer-Amun recht gut informiert und weiß, dass er alles daransetzen wird, in den Besitz seiner Grabbeigaben zu kommen. Wir alle, die wir solche Stücke besitzen, schweben in Lebensgefahr. Ich habe eine kleine Insel und bin geschützt. Deshalb schlage ich vor, dass alle Sammler zu mir kommen. Auf meiner Insel können wir der Mumie eine Falle stellen und sie töten. Überlegen Sie sich meinen Vorschlag, Mr. Hunter! Ich hoffe, dass Sie sich bald bei mir melden werden, damit wir alle Einzelheiten besprechen können. Dieser Vorschlag geht mit gleich lautenden Telegrammen und per Fax an folgende Herren: Ingmar Björksten, Dr. Mario Candini, Dr. Max Dietrich, Karje Fjorthof, Bob de Graaf, Pedro Munico, Phillip Zwaan.
Freundliche Grüße, Nikos Themenos.«
»Der Grieche ist uns zuvorgekommen«, sagte Coco.
Dorian legte das Blatt zur Seite und zündete sich eine Zigarette an. »Fällt dir etwas an dem Schreiben auf, Coco?«
Sie nickte. »Ich wundere mich, woher Nikos Themenos die Namen der Sammler hat. Und Dr. Jean Pauverts Name fehlt. Wir bekamen erst vor einer halben Stunde von Melville den Bericht über Pauverts Tod. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Die Erste: Themenos weiß nicht, dass Dr. Pauvert eine Grabbeigabe besaß. Das kommt mir aber unwahrscheinlich vor, da er alle anderen Namen kennt. Also bleibt nur die zweite Möglichkeit: Er weiß von Pauverts Tod – deshalb sandte er ihm keine Nachricht.«
»Genau«, stimmte Dorian ihr zu. »Und das macht ihn für mich ziemlich verdächtig. Außerdem hat er sich schon früher an einige Sammler gewandt und sie aufgefordert, ihm die Grabbeigaben zu verkaufen. Trevor, haben Sie über Nikos Themenos Unterlagen?«
»Themenos ist fünfundfünfzig Jahre alt. Ein Milliardär, der unzählige Firmen besitzt. Er ist an Fluglinien beteiligt und besitzt eine riesige Tankerflotte. Vor einigen Jahren kaufte er sich eine kleine Insel in der Nähe von Kreta. Die Insel nannte er Seth. Seit drei Jahren lässt er sich kaum in der Öffentlichkeit sehen. Angeblich soll er auf seiner Insel einen Atombunker und ein gewaltiges Mausoleum errichtet haben. Niemand darf ohne seine Einladung die Insel betreten.«
»Ich erinnere mich«, sagte Dorian. »Ich las mal einen Artikel in der Times über ihn. Seth ist ein ziemlich seltsamer Name für eine Insel.«
»Das kann man wohl sagen«, meinte Coco. »Seth galt bei den alten Ägyptern als die Personifizierung des Bösen. Ich fürchte, die Sammler werden auf den Vorschlag des Griechen eingehen. Und uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als seiner Einladung zu folgen.«
»Mir will das Ganze nicht gefallen«, sagte Dorian. »Ich traue Themenos nicht. Irgendetwas stimmt da nicht.«
Trevor hob die Brauen. »Sie glauben, dass die Mumie dahintersteckt?«
»Ich weiß es nicht … möglich wäre es.«
»Und was soll sie sich davon versprechen?«
»Das frage ich mich auch. Nehmen wir an, dass Nikos Themenos von Nefer-Amun beeinflusst wurde. Dann …«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, unterbrach ihn Coco. »Dazu ist die Mumie zu schwach. Da müsste sie einen Helfer haben.«
»Das ist ja nicht auszuschließen«, sagte Dorian. »Die Absicht, die hinter all dem steckt, ist klar. Die Mumie hat keine Chance, an die Toth-Anubis-Statuette heranzukommen. Wir müssten sie mitnehmen. Soweit ich informiert bin, ist Nikos Themenos alles andere als ein Menschenfreund. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er sich Sorgen um die Sammler macht.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass er an den Grabbeigaben interessiert ist«, sagte Trevor. »Er gilt als fanatischer Kunstliebhaber.«
»Das wäre auch eine Möglichkeit«, brummte Dorian. »Vorerst unternehmen wir nichts. Morgen werde ich mit Nikos Themenos telefonieren … dann werden wir weitersehen.«
Dorian diskutierte noch eine Weile mit Coco. Er war dagegen, den Vorschlag des Griechen anzunehmen und auf dessen Insel zu fahren. Doch Coco überzeugte ihn schließlich davon, dass sie dieses Risiko eingehen sollten.
Am nächsten Tag telefonierte er mit Nikos Themenos. Der Milliardär sprach ausgezeichnet Englisch. Seine Stimme war tief und klang reserviert.
Themenos kam ohne lange Vorrede sofort zum Thema.
»Nehmen Sie meinen Vorschlag an, Mr. Hunter?«
»Ja. Aber ich habe einige Fragen an Sie.«
»Fragen Sie!«
»Woher haben Sie die Namen und
Weitere Kostenlose Bücher