056 - Die Rache der Mumie
weiterging. Eine junge Frau, die ein kleines Mädchen an der Hand führte, stieß einen schrillen Schrei aus, drehte sich um und wandte sich zur Flucht. Das Mädchen stolperte und fiel zu Boden. Die Mumie schenkte aber weder der Frau noch dem Kind Beachtung. Stur ging sie weiter. Vor der Ladentür blieb sie einen Augenblick stehen, und Armand knipste ein weiteres Foto.
Als die Mumie den Laden betrat, griff Armand nach dem Hörer des Autotelefons und wählte den Polizeinotruf.
»Überfall!«, schrie Armand in die Muschel. »Der Laden von Pauvert in der Rue Manin 139.«
Bevor der Polizist noch etwas fragen konnte, brach Armand ab. Er riss die Wagentür auf, nahm den Fotoapparat mit und rannte zwischen den parkenden Autos hindurch. Vor Aufregung atmete er schneller. Er drückte die Ladentür auf. Die Verkäuferin lehnte mit weit aufgerissenen Augen in einer Ecke. Sie hatte eine Hand vor den Mund gepresst.
Aus Pauverts Zimmer hörte er ein dumpfes Geräusch, dann einen schrillen Schrei.
Armand blieb stehen. Von Hunter wusste er, dass die Mumie mit herkömmlichen Mitteln nicht zu töten war. Seine Pistole war nutzlos. Er biss sich auf die Lippen.
Es hat wenig Sinn, wenn ich den Helden spiele , dachte er. Doch seine Neugierde war stärker. Er durchquerte den Laden und betrat den schmalen Korridor, der ins Büro führte. Die Tür stand sperrangelweit offen.
Armand blieb stehen und blickte in das Zimmer. Vor dem Schreibtisch lag Pauvert. Seine Kehle war zerrissen. Die Mumie beugte sich eben über den Schreibtisch und griff nach der Statue.
Der Reporter riss die Kamera hoch. Das Blitzlicht flammte auf.
Die Mumie drehte sich um.
Armand drückte nochmals auf den Auslöser. Die Mumie machte einen Schritt auf ihn zu.
Der Reporter ergriff die Flucht. In voller Panik rannte er den Gang entlang und stürmte in den Laden. Die Verkäuferin war nirgends zu sehen. Armand hielt sich nicht länger auf. Er stürzte auf die Straße, und da sah er auch die Verkäuferin, die hysterisch schreiend die Straße entlanglief.
Armand blieb kurz stehen und dachte nach. Pauvert war tot; niemand konnte ihm mehr helfen. Die Polizei hatte er verständigt. Es hatte wenig Sinn, wenn er hier stehen blieb. Die Mumie konnte jeden Augenblick auftauchen.
Der Reporter rannte wieder los. Ohne auf den starken Verkehr zu achten, überquerte er die Straße, öffnete die Wagentür und klemmte sich hinters Lenkrad. Er hörte das Heulen einer Polizeisirene. Sekunden später hielt ein Streifenwagen vor dem Laden und zwei Polizisten sprangen heraus und stürmten mit gezogenen Pistolen in den Laden.
Ein Schuss war zu hören. Er übertönte das Prasseln des Regens und den starken Verkehrslärm. Dann sah Armand einen der Polizisten aus dem Laden laufen. Er hatte seine Pistole verloren und sprang in den Streifenwagen. Wahrscheinlich forderte er Verstärkung an.
Armand wartete weiter. Er knipste wie verrückt, als die Mumie aus dem Laden trat. Sie blieb einige Sekunden stehen, dann wandte sie sich nach links. Einige Schaulustige liefen davon.
Armand legte den ersten Gang ein und fuhr los. Dabei schnitt er rücksichtslos einen Wagen. Wütendes Gehupe verfolgte ihn, doch darauf achtete er nicht. Er folgte der Mumie, die seelenruhig in die Rue Cavendish einbog und in Richtung Rue de Meaux ging. Einige Fußgänger wichen zurück, andere blieben verwundert stehen.
Armand verlangsamte das Tempo, als ihm ein Funkstreifenwagen entgegenkam. Die Polizisten stiegen nicht aus. Einer schoss auf die Mumie.
Melville schüttelte den Kopf. Die Kugel durchbohrte den Körper der unheimlichen Gestalt, konnte sie aber nicht verletzen. Die Mumie ging unbeirrt weiter.
Aus einem Kino strömte eine gewaltige Menschenmenge. Einige der Leute schrien aufgeregt, als sie den Unheimlichen sahen.
Armand ließ den Wagen mitten auf der Fahrbahn stehen, sprang heraus und folgte der Mumie.
Sie blieb plötzlich stehen. Eine junge Frau mit einem durchsichtigen Plastikschirm trat aus einem Haus. Sie wandte den Kopf und schrie gellend, als die Mumie nach ihr griff.
Der Schirm fiel zu Boden, und der Wind wirbelte ihn einige Meter weit fort. Die Mumie riss die Frau an sich, biss zu und trank das Blut aus ihrer Halsschlagader. Sekunden später fiel die leblose Frau mit zerrissener Kehle zu Boden.
Mehr als hundert Passanten hatten entsetzt zugesehen, einige beherzte Männer stellten sich der Mumie entgegen. Doch die Gestalt wurde durchscheinend, dann löste sie sich auf.
Armand blieb
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