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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gedacht. Ich wußte es, und ich habe dir schon vom ersten Sichtkontakt zwischen uns beiden nicht getraut. Ich hatte recht behalten. Du wolltest verschwinden, Hundesohn.«
    »Der Weg ist offen!«
    »Nicht mehr lange. Ich werde Alarm schlagen, dann fangen wir Torday wieder ein. Was dann mit ihm und dir geschieht, das kannst du dir in deinen kühnsten Träumen nicht ausmalen. Du wirst…«
    Ich hatte das Trappeln der Füße schon längst gehört, Hadek vernahm es später – zu spät.
    Wie ein grauer, fließender Teppich huschten die zahlreichen Ratten unter Tordays Bett hervor. Sie waren eine breite Masse, die nur ein Ziel kannte.
    Der Österreicher war geschockt. Mich starrte er nicht mehr an, nur die Ratten.
    Ich nahm die Gelegenheit wahr und trat ihm mit einem gezielten Tritt die Waffe aus der Hand.
    Dann konnte ich nichts mehr tun. Sie waren plötzlich über ihm, sprangen ihn an, warfen sich gegen seine Kehle und bissen überall zu. Mich ließen sie dabei seltsamerweise in Ruhe, an mir huschten sie nur vorbei.
    Mochte Hadek sein, wie er wollte; er hatte es nicht verdient, von Ratten getötet zu werden, schließlich war er ein Mensch. Da mußte ich etwas tun.
    Ich packte die Ratten mit beiden Händen, riß sie von ihm weg, schleuderte sie wuchtig gegen die Zellenwände oder zu Boden, aber es waren einfach zu viele.
    Zwischen den grauen Rattenkörpern schimmerte es dunkel. Wahrscheinlich Hadeks Blut, das aus den zahlreichen, am gesamten Körper verteilten Bißwunden strömte.
    Ich kämpfte wie ein Berserker, um sein Leben zu retten. Meinen Ekel vor dem Anfassen der feuchten, glatten Rattenkörper hatte ich mittlerweile überwunden.
    Dennoch schaffte ich es nicht.
    Hadek brach zusammen. Er fiel einfach weg, während auf seinem Körper noch die Ratten tobten. Wieder trat ich einige zur Seite. Sie klatschten gegen die Wände. Ich machte weiter, verbissen, voller Haß, Zorn und einer heißen Wut.
    Es half alles nichts. Die grauen Bestien waren in der Überzahl, und sie hatten es geschafft.
    Als sie sich zurückzogen und ich einen Blick auf den Körper des Aufsehers warf, da wußte ich, daß ihm nicht mehr zu helfen war. Janos Torday hatte sich durch die Ratten bei ihm auf schreckliche Art und Weise gerächt.
    Ich machte kein Licht, weil ich den Toten nicht genau sehen wollte. Unser Kampf war möglicherweise in den Nachbarzellen gehört worden, doch es reagierte niemand. Hier war sich jeder selbst der Nächste und hielt sich zurück.
    Mit dem Ärmel putzte ich den Schweiß von meiner Stirn. Jetzt war guter Rat teuer. Was sollte ich tun? Alarm schlagen?
    Das wäre der normale Weg gewesen.
    Es gab auch einen unnormalen, der mir im Moment effektiver erschien.
    Torday war verschwunden. Der Weg hatte ihn in die Freiheit geführt, wobei ich durchaus davon ausging, daß er versuchen würde, wieder ein Opfer zu finden.
    Das mußte verhindert werden.
    Ich kniete mich wieder hin und drückte meinen Oberkörper unter das Bett. Diesmal hielt mich niemand auf. Eine Ratte sah ich ebenfalls nicht. Bestimmt hatten sie sich in den von mir entdeckten Stollen zurückgezogen.
    Kein angenehmes Gefühl, durch diese unbekannte Röhre zu kriechen und dabei von den Ratten begleitet zu werden.
    Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Also biß ich in den sauren Apfel und machte mich auf den gefährlichen Weg…
    ***
    Ich war schon durch alte Grabstätten gekrochen und durch Ghoultunnels, die einen Friedhof durchzogen und Verbindungen zu einzelnen Gräbern herstellten, wo die Ghouls ihre Beute fanden.
    In diesem Stollen lagen zwar keine Leichen, das Gefühl der drückenden Angst, der Panik wollte trotzdem nicht weichen. Ich kam mir so schrecklich eingeschlossen vor.
    Wo war Platz?
    Weder an den Seiten noch in der Höhe. Nur vorn. Ich mußte mich durch die Rinne schieben und stieß oder schabte mehr als einmal mit dem Kopf unter der Decke her, die eine unterschiedliche Höhe aufwies. Zu Beginn des Stollens hatte ich das Feuerzeug eingeschaltet und festgestellt, daß ich mich auf keinen Fall drehen konnte.
    Wenn ich zurück wollte, mußte ich rückwärts kriechen.
    Noch war ich von den Ratten in Ruhe gelassen worden. Ich hoffte, daß dies auch weiterhin geschehen würde. Auf dem Bauch robbend legte ich Meter für Meter zurück.
    Der Weg führte in die Tiefe. Nicht unbedingt steil, sehr flach stach er durch die dicken Zuchthausmauern. Bestimmt würde ich außen an irgendwelchen Zellen vorbeikriechen, hinter denen die Gefangenen in ihren Betten lagen

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