0561 - Hetzjagd der Vampire
genossen.
Gryf weniger; er war nicht ganz bei der Sache gewesen. Die Art von Yolyns Auftreten hatte ihn irritiert.
Vor allem war alles sehr schnell gegangen, was ihn ebenfalls überraschte. Die Schallplatte war noch nicht ganz abgespielt.
Jetzt schien es Yolyn auch nichts auszumachen, nackt am Fenster zu stehen, wo jeder sie sehen konnte.
Gryf konzentrierte sich auf den Lichtschalter und betätigte ihn mit seiner Druiden-Magie. Es klappte erst beim dritten Versuch; die Deckenlampe verlosch endlich.
Überrascht fuhr Yolyn herum.
»He, was ist denn jetzt kaputt?«
Gryf richtete sich halb auf. Jetzt sah er die Nachtschwärze und das Mondlicht, die durch das Fenster in den nunmehr dunklen Raum krochen. Yolyns Schattenriß zeichnete sich gegen einen Himmel ab, der gar nicht so schwarz war, wie er es eigentlich hätte sein sollen. Er war eher grün, und er war auch nicht so dunkel wie die Nacht…
Gryf erinnerte sich plötzlich an sein Gespräch mit Zamorra. Das kurze Gespräch über den leichten Grünstich des Nachthimmels.
Das Grün war intensiver geworden. Auch Yolyns Körper schimmerte jetzt grün.
Und plötzlich dachte Gryf auch wieder an Zamorra, der dem unbekannten Mann auf der Straße folgen wollte. Aber Gryf hatte plötzlich unbedingt das Innere der Kirche sehen wollen und sich von Zamorra verabschiedet. .
Nein!
Er hatte sich gar nicht verabschiedet!
Er hatte sich einfach abgewandt und war gegangen, hatte sich überhaupt nicht darum gekümmert, was sein Freund tun wollte!
Und dann hatte er Yolyn kennengelernt.
War mit ihr gegangen.
Hatte sich mit ihr der willenlosen Lust hingegeben!
Hatte an nichts anderes mehr gedacht!
»Was jetzt kaputt ist? Vielleicht solltest du mir das sagen?« schlug er vor und erhob sich vollends.
»Du bist plötzlich so aggressiv!« warf sie ihm vor. »Paßt es dir nicht, daß wir jetzt im Dunkeln stehen? Oder war ich dir nicht gut genug? Gryf ap Llandrysgryf, der perfekte Liebhaber, wie? Vielleicht habe ich deinen Ansprüchen nicht entsprochen?«
Er holte tief Luft.
Aber noch ehe er etwas sagen konnte… veränderte sich Yolyn!
Genauer gesagt, etwas an ihr veränderte sich.
Ihr Mund.
Ihre Zähne.
Lang wurden sie, die Eckzähne, und Yolyn ließ sich einfach auf Gryf fallen, warf ihn auf die Matratze zurück, und während er ihren noch vom Sex heißen Körper auf seiner Haut spürte, fühlte er ihre Fangzähne an seinem Hals.
Die Vampirin wollte sein Blut!
***
Zamorra sah plötzlich wieder eine Bewegung auf der Straße.
Von einem Moment zum anderen waren sie da.
Fünf, sechs Menschen.
Er hatte nicht mitbekommen, wie sie ihre Häuser verlassen hatten. Von einem Moment zum anderen sah er sie auf der Straße - auf den Straßen. Jetzt waren es schon acht.
Die ersten drei näherten sich nicht ihm, sondern einem der Häuser. Die anderen - schienen ebensowenig Interesse an Zamorra zu haben, obgleich sie auf den Kirchplatz zuschritten, allerdings war das für sie die einzige Möglichkeit, ebenfalls jenes Haus zu erreichen - sie mußten erst über den Platz, an der Kirche vorbei, und dann in die betreffende Straße.
Und wie grün die Nacht plötzlich war!
Immer kräftiger wurde dieser Grünton, und die Sterne funkelten jetzt auch nicht mehr silbrig, sondern schienen ebenfalls Phosphor-Farbe anzunehmen.
Lautlos schritten die Menschen an Zamorra vorbei, ohne ihn wahrzunehmen. Keinen Blick warfen sie ihm zu, als sie die Kirche passierten, um sich ihrem Ziel zu nähern.
Er stand im Schatten, aber das allein konnte es nicht sein, weshalb sie ihn nicht registrierten.
Ihm waren sie unheimlich in ihrer gespenstischen Lautlosigkeit. Er hörte nicht einmal Schritte oder Atemzüge. Wie ein Zug von Geistern defilierten sie an ihm vorbei.
Inzwischen sieben Männer und vier Frauen.
Zwei der Männer glaubte er wiederzuerkennen! Hatte er sie nicht eben noch im Pub gesehen?
Eben noch! Wie viele Stunden lag das zurück?
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, daß es 24:58 war.
Ging da nicht Lerrys?
Und dort - war das nicht der Wirt, der so prachtvoll ausgiebig gähnen konnte?
Sekundenlang war Zamorra versucht, diese Leute anzusprechen, dann ließ er es jedoch. Vielleicht griff er damit in einen Vorgang ein, den er nicht verstand und den er erst beobachten mußte, um herauszufinden, was hier gespielt wurde.
Die Menschen, die an ihm vorbeischritten, machten auf ihn den Eindruck, als befänden sie sich in einer Art Trance!
Unwillkürlich sah er sich um und am Bauwerk empor, in
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