0561 - Hetzjagd der Vampire
nicht in Hörweite.
Aber wo?
Obgleich Zamorra den Druiden eigentlich gut kannte - auf die richtige Idee kam er nicht. Und selbst wenn: Wo in Llanrhyddlad hätte er ihn suchen sollen? Mit Sicherheit hatte Gryf keinen Zettel an die entsprechende Haustür geheftet; Bitte nicht ausgerechnet jetzt stören.
Der Dämonenjäger sah sich jetzt einem anderen Problem gegenüber.
Ganz abgesehen davon, daß das Rätsel dieser riesigen Kirche ungelöst blieb, saß Zamorra jetzt in Llanrhyddlad fest!
Er hatte zwar einen vagen Eindruck davon, wo auf Anglesey sich dieser Ort ungefähr befand, doch wie sollte er von hier wieder wegkommen?
Vor Gryfs Blockhütte gab es Regenbogenblumen, die ihn unmittelbar zurück ins Château Montagne versetzen konnten. Aber er wußte ja nicht einmal konkret, wo sich Gryfs Hütte befand!
Also stand er jetzt hier wie bestellt und nicht abgeholt.
So hatte er sich die ganze Sache eigentlich nicht vorgestellt!
***
»Jetzt«, flüsterte Zorrn heiser. »Jetzt könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Bringen wir es zu Ende!«
Sein heftiger Atem ließ die Wasseroberfläche vibrieren. Das Bild im Spiegel des Vassago wurde unscharf, zerbrach. Über den Spiegel beobachteten Sarkana und Zorrn das Geschehen vor Ort.
Die starke Magie, welche die Angehörigen der Dämonenfamilien für Sarkanas Projekt zur Verfügung stellten, sorgte auch dafür, daß weder Zamorra noch Gryf feststellen konnten, daß sie von den beiden Schrecklichen beobachtet wurden. Deren Ausstrahlung wurde abgeschirmt. Sarkana war sicher, daß nicht einmal Zamorras legendäres Amulett etwas bemerkte.
Der alte Vampir schüttelte den Kopf.
»Es liegt nicht in unserer Hand, das Ende herbeizuführen«, warnte er. »Ein sofortiges Eingreifen unsererseits würde nicht beide Opfer zugleich erwischen.«
»Vorhin hieß es noch, es könne uns egal sein, ob einer oder beide überleben, weil es eigentlich gegen Stygia geht. Warum schlagen wir also nicht jetzt zu? Mehr als daneben kann’s nicht gehen. Die beiden sind dann höchstens gewarnt und mißtrauisch und versuchen zurückzuschlagen, aber das wird dann das Problem der Fürstin sein!«
»Dennoch warten wir ab und lassen den Dingen ihren Lauf«, entschied Sarkana. »Was Zamorra angeht, so weiß er nicht, was um ihn herum geschieht und worum es überhaupt geht. Und der luziferverdammte Druide ist im Moment auf jeden Fall jenseits von Gut und Böse. Ich überlasse es seiner Gegnerin, wann sie ihn zu töten gewillt ist. Wir sollten ihr auf jeden Fall den Spaß gönnen, den sie gerade mit ihm hat.«
»Das ist Leichtsinn«, warnte Zorrn. »Chancen, die sich bieten, muß man nutzen. Die Chance aber, die du deinem Feind gibst, ist deine letzte!«
Sarkana schüttelte den Kopf.
»Du und die anderen, ihr stellt die Energie zur Verfügung. Aus meiner Sippe aber sind jene, die jetzt vor Ort kämpfen. Deshalb solltest du mir die Entscheidung überlassen, was zu tun ist - und ich überlasse sie jenen, die ich entsandte und denen ich vertraue.«
»Du bist ein Narr«, sagte Zorrn. »Warum vertraust du jemandem? Ich vertraue nur mir selbst. Sonst keinem.« Er sah es in Sarkanas Augen aufblitzen und beantwortete die unausgesprochene Frage sofort. »Ja, richtig, nicht einmal dir, mein Freund. Und weil ich deine Entscheidung für einen Fehler halte, werde ich jetzt entsprechende Maßnahmen einleiten.«
»Hast du den Verstand verloren?« fuhr Sarkana ihn an. »Vergiß nicht unsere Absprachen! Vergiß nicht, daß wir vordringlich Stygia schaden wollen! Dein eigener Plan war…«
Zorrn winkte ab. Er grinste den Vampirdämon an.
»Ich bin eben flexibel. Und ich bin entschlußfreudig und sprunghaft. Wenn sich mir eine Chance bietet, nutze ich sie. Zu den Erzengeln mit dem Plan! Ich schlage zu!«
Und ehe Sarkana ihn festhalten konnte, war Zorrn verschwunden, auf die den Dämonen eigene Art.
Sarkana stöhnte auf.
Er war bisher immer recht gut mit Zorrn zurechtgekommen. Er hatte nicht gedacht, daß der Spitzohrige so unberechenbar war.
Hoffentlich zerstörte er mit seinem impulsiven Eingreifen nicht alles!
Und - was hatte er überhaupt vor?
***
Yolyn löste sich von Gryf; ihr Körper war schweißnaß, und ihre Augen leuchteten. Wortlos erhob sie sich und sah aus dem Fenster in die Nacht hinaus.
Gryf rollte sich herum und betrachtete das schöne Mädchen.
Yolyn war nicht ganz so feurig gewesen, wie er ihrem fordernden Verhalten nach vermutet hatte, aber sie hatte es auf jeden Fall
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