0561 - Leichenwagen zur Hölle
als Weihnachtsmann getroffen, der mich hatte berauben wollen.
Nun stand er da.
»Stoppen, Suko, sofort!«
»Was?«
»Halt an, Mensch! Und dann zurück zu dem Knaben.«
Suko hielt tatsächlich, wenn er auch nicht wußte, was in mir vorgegangen war. »Wieso denn? Dieser Kerl…«
»Ist ein Bekannter von mir. Er ist derjenige, der mich als Weihnachtsmann mit dem Messer kitzelte.«
Suko gehörte zu den Menschen, die sich gut unter Kontrolle hatten. »So ist das«, sagte er nur und fügte spöttisch hinzu: »Was es nur für Zufälle gibt. Kaum zu glauben…«
»Ja, Zufälle und Leichenwagen.«
»Ich hoffe nur, daß er nicht verschwindet, wenn wir halten.«
»Sonst würde er hier nicht stehen.«
»Dann bleibe ich im Wagen«, sagte Suko.
»Hervorragend.« Ich drückte den Schlag nach außen und stieg aus. Der Wind fuhr von der Seite her gegen mein Haar und wirbelte es in die Höhe. Er spielte auch mit den fahlen Haaren des Mannes.
Sein Gesicht zeigte einen tückischen Ausdruck. Der Mann war noch jung, knapp über zwanzig. Im Kaufhaus hatte er mich mit einem Messer bedroht, jetzt tat er so normal.
Ich nickte ihm zu. »Wir kennen uns ja, mein Freund. Hat man dich wieder laufenlassen?«
»Nein.«
»Du bist geflohen?«
Er lächelte. Und dieses Lächeln bewies mir, daß er nicht hatte fliehen brauchen. Er war ihnen einfach entwischt. Das hatte auch mein Freund Robby Dobson geschafft. »Verstehe«, sagte ich leise. »Kann ich deinen Namen erfahren?«
»Ich heiße Larry Innes.«
»Gut, dich kenne ich jetzt. Auch Robby Dobson. Fehlt nur noch die Frau mit dem gelben Seidenschal. Wie lautet ihr Name?«
»Isabella Montalvo…«
»Ach nein«, flüsterte ich.
»Du kennst sie?«
»Nicht persönlich. War sie nicht eine dreifache Giftmörderin?«
»Sechsfache«, erklärte Innes. »Die anderen drei Morde hat man ihr nur nicht nachweisen können.«
»Natürlich. Isabella hat die Menschen vergiftet, Robby Dobson war als Feuerteufel bekannt. Dann frage ich mich, was du auf dem Kerbholz gehabt hast? Erpressung?«
»Nein. Ich bin ein Dealer. Leider kam man mir auf die Schliche. Ich habe zwar versucht, die Leitung des Kaufhauses zu erpressen, doch Kokain war mein Hauptgeschäft.«
»Wie bist du gestorben?«
»Ein gekaufter Killer erledigte mich im Untersuchungsgefängnis. Er tötete mich in meiner Zelle und brachte sich anschließend selbst um. Angeblich war er todkrank.«
»Und jetzt stehst du hier?«
»Ja. Ich möchte gern mitgenommen werden. Ich friere in der Kühle des Tages.«
»Tatsächlich? Tote, die frieren? Das habe ich auch noch nicht erlebt.«
»Auch als Leiche ist man menschlich«, witzelte er.
»Hast du ein bestimmtes Ziel?«
Er deutete nach Norden. »Die Herberge.«
»Welch ein Zufall«, grinste ich. »Da wollen wir auch hin. Ist es denn die Möglichkeit, Larry! Wir können dich mitnehmen. Dann bist du endlich in meiner Nähe. Du und deine anderen Leichen-Kollegen haben ja nichts unversucht gelassen, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Es ist euch ausgezeichnet gelungen.«
»Man tut eben, was man kann.« Er nickte dem Wagen entgegen.
»Toller Schlitten. Zu meinen Lebzeiten wäre ich auch gern damit gefahren. Da wurde er noch nicht ausgeliefert.«
Ich wußte nicht, ob ich über seine Worte lachen oder weinen sollte.
Lachen war gesünder, und so amüsierte ich mich über die Bemerkungen des »Toten«.
»Hallo«, sagte Larry, als er Suko begrüßte. »Ich heiße Larry Innes.«
»Bist du tot?« Auch Suko bewies seinen Humor.
»Sieht so aus, nicht?« er nahm im Fond Platz und schlug die Tür zu. »Viel Platz ist hier ja nicht«, mäkelte er. »Für eine Person geht es ja, wenn ich daran denke, daß meine Freunde auch noch neben mir sitzen würden, das ginge glatt in die Hose. Aber die werden schon warten.«
Mit dieser Rede hatte er bei Suko eine empfindliche Seite getroffen. Mein Freund deutete mit dem Daumen über die Schulter.
»Wenn du weiterhin so einen Mist erzählst, mein Freund, stecke ich dich in einen Sarg und nagle ihn zu. Dann schaffen wir dich als Paket in die Höllen-Station.«
»Sorry, wird nicht wieder vorkommen.« Er strich mit der flachen Hand über den Sitzstoff. »Ein toller Wagen, wirklich. Ich bin richtig begeistert.«
Der Inspektor schüttelte nur den Kopf. »Da haben wir uns einen eingefangen.«
»Wenigstens kennt er das Ziel. Hör mal zu, Larry. Weshalb hast du hier gestanden? Wußtest du, daß wir vorbeikommen würden?«
»Ich ging davon aus.«
»Danke.«
Suko ließ
Weitere Kostenlose Bücher