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0561 - Leichenwagen zur Hölle

0561 - Leichenwagen zur Hölle

Titel: 0561 - Leichenwagen zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Suko blieb, brauchte die Wirtin um ihre Rechnung keine Sorge zu haben.
    Ich sah den schwarzen Leichenwagen vor dem Haus auf den Parkplatz fahren. Mein Blick flog nach rechts. Dort standen andere Autos, unter den kahlen Baumzweigen. Die Blätter einer immergrünen Hecke zitterten im Wind.
    Jenseits der Hecke bewegte sich etwas. Dort schob sich etwas Schwarzes entlang.
    Der Leichenwagen!
    Plötzlich gab der Fahrer Gas. Wie eine Rakete schoß er auf die Fahrbahn, die Reifen heulten auf, als er in eine zu scharfe Kurve gelenkt wurde.
    Sekunden später schon hatte er an Tempo gewonnen und war meinen Blicken entwischt.
    Ich ging zurück in das Lokal. Suko stand am Fenster. Er nickte mir zu. »Und?«
    »Die Scherenmänner lassen uns nicht aus den Augen.«
    Mir war der Appetit leider vergangen. Eine Scheibe Toast ließ ich liegen. Im Stehen leerte ich noch die Tasse.
    »Sie haben es aber plötzlich eilig«, sagte die Wirtin, als ich um die Rechnung bat.
    »Klar. Da draußen ist unser Chef vorbeigedüst. Wenn der vor uns am Ziel ist, gibt es Ärger.«
    »Das kann ich verstehen. Ich wäre auch sauer, wenn mein Personal nach mir erscheinen würde.«
    »Es hat uns trotzdem sehr gut geschmeckt, Madam. Wir haben lange nicht mehr so toll gefrühstückt.«
    »Das freut mich.«
    Suko wartete schon im Wagen. Der Motor lief bereits. Ich setzte mich neben meinen Partner und brauchte die Frage nicht erst zu stellen, die Antwort gab mir Suko schon vorher. »Ich werde versuchen, John, den Leichenwagen einzuholen.« Während dieser Worte huschte bereits der Belag der Fahrbahn unter uns hinweg.
    »Wer zahlt die Strafzettel?«
    »Sir James.«
    Ich lachte, und Suko schaltete höher. Auf dem noch gut ausgebauten Teilstück überholten wir jeden Wagen. Wie ein Strich huschten wir an den Fahrzeugen vorbei, doch den Leichenwagen hatten wir noch nicht gesehen.
    Bei einem Ort namens Ashbocking mußten wir abbiegen und auf einer normalen Landstraße, die zum Glück wenig Kurven aufwies, weiterfahren.
    »Das wird nichts mehr«, sagte Suko. »Wir hätten den Leichenwagen längst einholen müssen.« Er drückte sich in seinen Sitz zurück und hob die Schultern.
    Ich schwieg, schluckte meinen Ärger hinunter und hoffte nur, daß wir die Fahrt nicht umsonst unternommen hatten.
    Es war die ruhige Landschaft Mittelenglands, durch die wir rollten. Sanfte Hügel, schmucke Dörfer, Wald, Wiesen davor, auch große Weideflächen oder abgeerntete Kornfelder begleiteten uns.
    Manchmal kamen uns Traktoren entgegen. Die Bauern hockten auf ihren Sitzen und schaukelten im Takt der Fahrzeuge. Die Gegend war sehr frei, der Wind hatte freie Bahn und wehte in steifen Böen über das Land. Das merkten auch wir, wenn uns der Seitenwind packte.
    Zahlreiche Radfahrer waren unterwegs. Zumeist fuhren Frauen oder Kinder von Dorf zu Dorf. Sie schauten dem Wagen jeweils so lange nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnten.
    Natürlich hielten wir beide nach dem schwarzen Leichenwagen Ausschau. Er zeigte sich nicht, war und blieb verschwunden. Dennoch kam es uns beiden vor, als würde der Wagen immer in unserer Nähe lauern und uns aus seinen Scheinwerfer-Augen beobachten.
    »Er hat sich gezeigt«, sagte Suko. »Wir sollten wissen, was uns erwartet.«
    »Zumindest die beiden Scherenträger.«
    »Werden wir mit denen fertig?«
    »Das will ich hoffen.« Ich peilte wieder in den zweiten Rückspiegel. Hinter uns wirkte die Straße so leer, als hätte jemand mit einem gewaltigen Besen darüber hinweggefegt.
    Nur Laub, braunschwarz eingefärbt, wehte der Wind hin und wieder flatternd über die Fahrbahn.
    »Da steht ein Anhalter«, sagte Suko.
    »Wo?«
    »Schau selbst.«
    Er stand tatsächlich am linken Straßenrand. Suko war etwas langsamer gefahren.
    Ich erkannte, daß es sich um einen jungen Mann handelte. Er hielt den abgespreizten Daumen in die Richtung, in die auch wir rollten.
    Sein blondes Haar wehte im Wind. Der lange Staubmantel war eigentlich viel zu dünn für die Jahreszeit. Eine Hand hielt er in der Manteltasche versteckt.
    »Sollen wir ihn mitnehmen?«
    »Das käme auch noch.« Ich räusperte mich. »Es ist viel zu gefährlich, wenn wir ihn einsteigen lassen.«
    »Meine ich auch.«
    Wir fuhren vorbei. Automatisch starrte ich in das Gesicht – da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Ich hatte vorhin schon so etwas wie einen Verdacht gehabt, der aber war nun zur Gewißheit geworden. Ich kannte den Anhalter.
    Am gestrigen Tag hatte ich ihn in einem überfüllten Kaufhaus

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