0561 - Leichenwagen zur Hölle
Mercedes hinter uns steigerte seine Geschwindigkeit ebenfalls und holte Stück für Stück auf. Wir konzentrierten uns sehr auf ihn, wenigstens Larry und ich. Suko achtete mehr auf die Straße.
Das war auch gut so, denn auf einmal erschien vor uns eine Gestalt. Ich sah sie auch noch. Es war der in Schwarz gekleidete Beifahrer mit den fahlblonden Haaren. Wie ein mörderischer Todesengel schwebte er waagerecht über der Fahrbahn, die Arme vorgestreckt und uns seine tödlichen Scheren zeigend.
»Scheiße!« schrie Suko und bremste.
Ich löste den Gurt und rammte den Wagenschlag auf, kaum daß der BMW stand.
In dem Augenblick hatte uns der Todesbote erreicht. Ich hörte ein Kreischen, und sofort danach platzte die Frontscheibe weg. Der Schwarzgekleidete hatte mit seinen beiden Scheren das Glas zertrümmert…
***
Er hatte keinen von uns erwischen können. Auch Suko war aus dem Wagen geflohen. In ihm tobte ein heiliger Zorn. Wenn ihm etwas lieb und teuer war, dann seine im Preisausschreiben gewonnene Rakete.
Der Killer mit den Scherenhänden wollte sie zerstören. Die Scheibe hatte er bereits erwischt und dicht darüber, wo das Dach begann, über das Blech einen breiten Streifen gezogen. Noch lag er auf der Kühlerhaube, ohne sich zu rühren, die Chance wollte Suko nutzen.
Er warf sich auf die Gestalt und packte sie so hart an, daß er sie in die Höhe zerren konnte. Mit einem seitlichen Wurf schleuderte er sie zu Boden.
Ich kümmerte mich um den Leichenwagen, während Larry Innes sitzenblieb und nichts tat.
Mitten auf der Straße stand ich, die Beretta im Anschlag. Der Wagen kroch auf mich zu, so langsam fuhr er. Dem Fahrer schien es nichts auszumachen, daß ich die Frontscheibe anvisierte. Er verließ sich voll und ganz auf seine Magie.
Ich schoß.
Die Kugel traf genau, sie hätte die Scheibe durchschlagen müssen, aber sie prallte ab wie von Panzerglas.
Noch einmal feuerte ich. Das Ergebnis war das gleiche, und der Wagen rollte näher.
Schräg hinter mir, durch den BMW gedeckt, kämpfte Suko gegen den Scherenmann.
Als dieser sich aufrichten wollte, erwischte ihn der Tritt. Wieder holte ihn Suko von den Beinen. Der andere fiel auf den Rücken, scheuerte mit dem Gesicht über den Asphalt, riß Haut ab, und einige Streifen hingen sogar in Fetzen von der Stirn, das aber störte ihn nicht. Es drang auch kein Blut aus der Wunde, wie es eigentlich hätte sein müssen.
Suko wollte schießen, als sich die Lage schlagartig veränderte. Der Killer auf dem Boden löste sich zu einem Schatten auf und verschwand. Das gleiche geschah mit dem Wagen samt Fahrer. Auch von ihnen war nichts mehr zu sehen.
Ich stand auf der Straße wie ein begossener Pudel, hörte Suko schimpfen und drehte mich um.
Auch Larry Innes verließ den BMW. Jetzt, wo die Gefahr vorbei war, konnte er es riskieren. Er kam achselzuckend auf mich zu. »So ist das eben. Sie geben nicht auf. Heute haben sie nur die Scheibe zerstört, morgen aber werden sie euch zerstören wollen.«
»Vielleicht.«
Suko und ich schauten uns gemeinsam die Beschädigungen an.
Den Weg mußten wir ohne Frontscheibe fortsetzen. Es würde während der Fahrt ein wenig kühl werden.
Ich wandte mich an den »Toten«. »Was weißt du alles, mein Freund? Was ist mit dem verdammten Leichenwagen?«
Er stand auf der Straße und breitete die Arme aus. »Ich weiß nichts, John, überhaupt nichts. Ich bin nur ein Rad im Getriebe zweier Machtblöcke. Genau wie meine Freunde Robby und Isabella. Es findet ein Seelenkampf statt oder ein Kampf um unsere Seelen. Ich bin gespannt, wer ihn gewinnt. Aber ihr steht ja auf unserer Seite. Oder willst du dich nicht für die Beschädigungen bei ihnen rächen?« wandte er sich an den Inspektor.
Von Suko bekam er keine Antwort. Er war damit beschäftigt, das Glas aus dem Innern zu räumen. Ich half ihm dabei, nur Larry Innes schaute weg.
»Beim drittenmal mache ich sie fertig«, flüsterte Suko.
»Falls sie nicht wieder verschwinden.«
»Das glaube ich nicht. Die wollen uns, die wollen die drei Toten. Sie müssen mal zuschlagen, finde ich. Bisher haben sie nur gedroht, das soll sich ändern.«
Ich gab keine Antwort mehr, pustete letzte Krümel vom Sitz und stieg wieder ein.
Auch Larry Innes setzte sich. »Kannst du mir sagen, was uns bei der Herberge noch erwartet?«
Er lachte zuerst. »Die Hölle, John. Wie der Name schon sagt. Dieses Haus hat Vergangenheit. Da ging der Tod ein und aus. Ihr werdet es schon merken.«
»Und deine Freunde
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