0561 - Leichenwagen zur Hölle
sich dann zu Unterholz, das bis hinein in den Wald reichte.
Plötzlich war er da!
Obwohl wir mit seinem Erscheinen gerechnet hatten, wurden wir überrascht. Der schwarze Leichenwagen hatte uns nicht verfolgt, sondern auf uns gewartet.
Quer auf der Fahrbahn stand dieser unheimliche Totenwagen und versperrte den Weg.
»Verdammt!« schrie Suko, der noch zuviel Tempo drauf hatte und bremste hart…
***
Ich flog in den Gurt. Auf der Rückbank wurde unser ungewöhnlicher Gast ebenfalls durchgeschüttelt. Das Durcheinander war perfekt, und der schwarze Mercedes wuchs vor unseren Augen an, bis er plötzlich verschwunden war. Von einem Moment zum anderen hatte er sich in Luft aufgelöst. Wir rutschten noch durch den Schatten, bevor der BMW endgültig zum Stehen kam.
Suko atmete tief ein und wischte über seine Stirn. »Himmel, das war knapp.«
Im Fond lachte Larry. »Was wollt ihr? Sie haben euch nur gezeigt, wie gut sie sind.«
»Wie geht es weiter?«
»Ihr müßt fahren. Aber seid vorsichtig. Nicht immer läuft es so glimpflich ab. Die können auch anders. Der Teufel hat seine verfluchten Dämonen geschickt. Er will nicht zulassen, daß ein anderer unsere Seelen bekommt. Er will sie haben.«
»Und wir sollen euch retten, wie?«
»So ungefähr.«
Suko fuhr wieder an und hielt sich dabei an den Ratschlag des Larry Innes. Im Fünfzehn-Meilen-Tempo rollte der diamantschwarze Wagen über die Fahrbahn.
Der Wind umgab uns wie ein lichtes Gehölz. Die Blätter, die noch an den Zweigen hingen, waren an beiden Händen abzuzählen. Unsere Blicke schweiften in den Wald, wo wir nichts Verdächtiges sahen. Nur eine irgendwie ungewöhnliche Ruhe umgab uns.
Der Leichenwagen war uns überlegen. Er konnte erscheinen und im nächsten Augenblick wieder verschwinden. Ich hatte nicht einmal die beiden Fahrer erkennen können.
»Keine Sorge«, meldete sich Larry Innes. »Er ist noch da. Er wird bestimmt gleich erscheinen. Ich kenne ihn. Er ist gefährlich. Er gibt einfach nicht auf, versteht ihr…?«
Wir ließen ihn reden, da wir uns auf das Fahren konzentrieren mußten. Die Bäume warfen schwache Schatten, die sich als Muster auf dem Asphalt abmalten. Der Himmel zeigte noch immer dieses bleierne Dezembergrau. Menschen begegneten uns nicht. Alles blieb leer, eine sehr einsame Strecke, die wir hinter uns brachten.
Suko entdeckte ihn. »Er ist hinter uns«, meldete er mit ruhiger Stimme.
Ich schielte in den Außenspiegel. Tatsächlich sah auch ich den schwarzen Wagen. Selbst aus einer gewissen Entfernung her war ihm das Drohende anzumerken, das ihn umgab.
Da blitzte kein Chromteil, keine Radkappe, einfach gar nichts. Der Wagen war nur schwarz und schien irgendwie zu leben, auch wenn dieses Leben nur aus einem gewissen Killerinstinkt bestand.
Suko behielt die Ruhe und auch die Geschwindigkeit bei. Er ließ sich nicht provozieren. »Wenn die etwas von uns wollen, John, sollen sie kommen.«
Ich widersprach nicht.
Der schwarze Leichenwagen schob sich heran. Wir hörten kein Geräusch, als er sich dem wesentlich schnelleren BMW näherte. Zudem waren seine Scheiben dermaßen stark getönt, daß wir beim besten Willen nicht erkennen konnten, ob jemand hinter dem Lenkrad saß.
Ich traute dem Wagen auch zu, daß er von allein fuhr. Wer dermaßen stark unter der Kontrolle des Teufels stand, der schaffte fast alles.
Larry, unser »Toter«, hatte sich auf dem Rücksitz gedreht und schaute durch die Heckscheibe. »Die lassen nicht locker. Sie wollen mich einfach nicht ans Ziel kommen lassen. Ihr werdet mich beschützen müssen, Freunde. Seht euch vor.«
Der Mercedes holte auf. Er paßte einfach in diese graue, waldreiche Gegend dieses späten Herbsttages hinein. Er brachte den Tod, die Vergänglichkeit.
Die Entfernung zwischen den beiden Fahrzeugen schmolz zusammen. Nicht sehr schnell, der Vorgang lief relativ langsam ab, als wollte der andere bewußt provozieren.
Ich holte sicherheitshalber die Beretta hervor. Suko ließ seine Waffe stecken.
Noch besaßen wir Zeit, um uns einen Verteidigungsplan zurechtzulegen, falls es nötig sein sollte. Daß mein Freund so käsig im Gesicht aussah, gefiel mir überhaupt nicht.
»Was hast du?«
»Angst.«
Ich wollte auflachen, das besorgte Larry Innes für mich. »Du hast Angst?«
»Nicht um mich, du komischer Zombie. Der Wagen ist neu. Wenn der mir zerstört wird, werde ich zum Tiger.«
»Das ist eben Berufsrisiko«, erwiderte ich.
»Du hast gut reden.«
Wir fuhren etwas schneller, der
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